Dank Kopfhörern (oft auch Fashion-Statement, siehe Bild) kann man überall seine Lieblingsmusik hören Foto: dpa

Das Smartphone dient längst auch als Speicher für die Lieblingsmusik. Kopfhörer gehören zur Grundausstattung. Doch wer die Melodien ohne Störgeräusche genießen will, investiert besser in andere Kopfhörer, raten Experten.

Berlin/München - Eine zweistündige Zugfahrt kann sehr anstrengend werden, wenn rechts ein Paar seine Beziehung analysiert und ein paar Reihen weiter vorne ununterbrochen ein Kind schreit. Da schirmt man sich am besten schnell mit Hilfe von Kopfhörern und der Lieblingsmusik ab. Der Reisende steht aber vor einem Problem, wenn der Kopfhörer genau das nicht schafft. Für die nächste Reise muss also ein neuer Kopfhörer her.

Im Geschäft wird man vom Angebot förmlich erschlagen. Von einfachen In-Ears, Kopfhörer, die im Ohr sitzen, für wenige Euro bis hin zu High-End-Studiomodellen im hohen dreistelligen Bereich ist alles zu haben. Doch was sollten Käufer investieren, und für welchen Zweck eignet sich welches Modell?

Klang

Smartphones liegen zwar oft schon Kopfhörer bei. „Die meisten mitgelieferten In-Ears von Handys und MP3-Playern kratzen, sitzen zu locker, dröhnen und liefern nur dumpfe Töne“, sagt Matthias Rößler von der Zeitschrift „Chip“. Selbst teuren Smartphones lägen bestenfalls mittelklassige Kopfhörer bei.

Doch bei diesen einfacheren Modellen, meist In-Ear-Modellen, kann die Position im Ohr Vorteile bringen. „Dank ihrer baulich bedingten Nähe zum Trommelfell bieten die Lautsprecher einen ausgezeichneten Klang“, sagt Rößler. „Denn herkömmliche Bügelkopfhörer geben einen Teil der Musik nach außen ab. Dadurch verringert sich die Zahl der Schallwellen, die im Ohr effektiv ankommen.“ Außerdem zeichneten sich In-Ears durch eine hohe Geräuschisolierung aus. Das sei von Vorteil, wenn man sich auf die Musik konzentrieren möchte. Und umgekehrt störe man Nachbarn weniger.

Komfort

An das Tragen von In-Ears muss man sich erst mal gewöhnen. „Die meisten Hersteller legen ihren Kopfhörern deshalb verschieden große Aufsätze bei, um einen bequemen, aber festen Sitz im Ohr zu garantieren“, sagt Rößler. Wer die Kopfhörer beim Joggen tragen möchte, sollte darauf achten.

Für den entspannten Musikabend daheim greift man eher zum Bügelkopfhörer, der entweder auf dem Ohr aufliegt oder dieses sogar ganz umschließt. „Große Bügelkopfhörer sind in der Regel deutlich bequemer und damit zu Hause im Vorteil“, sagt Rößler.

Lautstärke

Wer einen einzigen Kopfhörer nicht nur an Anlagen oder Kopfhörerverstärkern, sondern regelmäßig auch an Smartphones oder MP3-Playern betreiben möchte, sollte wissen, dass in diesem Fall die sogenannte Impedanz, also der Widerstand, nicht so hoch sein darf wie bei Modellen, die nur für den Heimgebrauch bestimmt sind. Ideal seien 24 bis 36 Ohm, rät die Stiftung Warentest. Denn Smartphones und MP3-Player erzeugen nicht so viel Spannung wie eine Anlage. Daher erreichen sie mit Hi-Fi-Kopfhörern oft nur eine recht geringe Lautstärke.

Zu niedrig dürfe der Widerstand aber auch nicht sein, sonst kann es passieren, dass die Klaviersonate vom Rauschen des Geschirrspülers begleitet wird. Nicht immer geben die Hersteller von Kopfhörern die Impedanz an. Die Warentester raten daher, die gewünschten Kopfhörer im Laden an das Smartphone anzuschließen, um Klangqualität und Lautstärke zu testen.

Einfluss auf Lautstärke und Abstrahlverhalten von On-Ear-Kopfhörern hat auch die Bauweise. Hier unterscheidet man zwischen akustisch offenen und geschlossenen Modellen. Letztere erreichen höhere Lautstärken, weil sie stark oder stärker von der Umwelt abschirmen. Akustisch offene Modelle kapseln die Ohren weniger stark ab. Sitznachbarn im Bus bekommen daher auch mehr von der Musik mit.

Auch bei den Bügelkopfhörern ist der Komfort wichtig. Die Stiftung Warentest hat herausgefunden, dass einige Modelle ziemlich drücken. Die Passform hängt stark von der Kopf- und Ohrform ab. Deshalb sollte man den Kopfhörer mehrere Minuten lang Probe tragen. Nur so kann man feststellen, ob er zu stramm sitzt oder die Ohren heiß werden.

Kabel

Bleibt noch die Frage, ob man sich für einen kabelgebundenen oder einen drahtlosen Kopfhörer entscheiden sollte. Funkmodelle ohne Kabel bieten mehr Bewegungsfreiheit. Aber: „Wenn es um anspruchsvolle Musikwiedergabe geht, führt derzeit kein Weg an einem kabelgebundenen Kopfhörer vorbei“, sagt Martin Mertens von der Fachzeitschrift „ear in“. „Generell sind Funkkopfhörer immer ein Kompromiss.“

Natürlich gebe es gute Kompromisse, sagt Mertens. Ein hochwertiger Bluetooth-Kopfhörer, der den aptX-Codec unterstützt, könne schon sehr gut klingen . Wichtig ist aber, dass die Stereoanlage auch den Codec unterstützt. Dieser Audio-Codec komprimiert die Musik so, dass sie per Bluetooth übertragen wird. Versprochen wird eine „CD-Qualität“.

Wichtig sei auch die Qualität der verbauten Elektronik. „Ansonsten würde ich auf die Laufzeit mit einer Akkuladung beziehungsweise einer Batterie achten“, sagt Mertens. Denn wenn die Batterie leer ist, nützt auch der beste Kopfhörer nichts gegen schreiende Kinder und diskutierende Paare.