Trotz eitel Sonnenschein – die Situation vor Ort ist weiterhin dramatisch. Foto: /privat

Die Gruppe der Flutopferhilfe aus’m Ländle war seit dem Hochwasser jedes Wochenende an der Ahr. Weitere Helfer sind sehr gerne gesehen.

Beilstein - Während im Hochwassergebiet die Anzahl der Helfer gerade jetzt nach Ferienende immer kleiner zu werden droht, läuft die „Flutopferhilfe aus’m Ländle“ weiter auf Hochtouren. Was vor zwei Monaten mit einem ersten Spendenaufruf in Höpfigheim begann, hat nicht nur mehr als 1150 Facebook-Mitglieder in einer Gruppe vereint, sondern auch an Struktur gewonnen: Unter der Woche wird von zuhause aus organisiert, was an Sachspenden gebraucht wird. Am Wochenende fährt die Gruppe dann mit mehreren Fahrzeugen ins Ahrtal, um selbst anzupacken.

Helden des Wiederaufbau-Alltags

An jedem Wochenende seit dem Hochwasser war das so. Meist sind rund 20  Helfer dabei. „Gerade geht es darum, die Häuser zu entkernen“, sagt Stephanie Nafzger, die das Hilfsprojekt mit Tina Siber organisiert. Für die beiden wurde dies quasi zu einer Vollzeit-Beschäftigung. Alle paar Minuten klingelt das Handy oder kommen Chat-Nachrichten. Der Kontakt zu anderen Helfern, zu Betroffenen oder zu spendenfreudigen Firmen in der Region könnte reger nicht sein. Keine einfache Aufgabe, das neben dem Beruf und der Familie zu stemmen. „Aber alle Helfer dort stecken in irgendeiner Weise zurück“, sagt Tina Siber. Hier werden Bautrockner oder Luftreiniger gekauft, dort Werkzeug, anderswo eine Küche. Inzwischen rufen die Ehrenamtlichen nicht mehr allgemein zu Sachspenden auf, sondern suchen gezielt, was benötigt wird. Und die Liste ist lang.

Einen Aufruf an die Allgemeinheit gibt’s dennoch: Zum einen sind weitere Helfer, die mit ins Ahrtal fahren, gerne gesehen. Zum anderen helfen Geldspenden. 25 000 Euro sind schon eingegangen. Bei der Flutopferhilfe aus’m Ländle entschied man sich dafür, damit dringend Benötigtes zu kaufen und ausgewählte Paten zu unterstützen. Etwa den inzwischen recht bekannten „Trompeter vom Ahrtal“ Franz Josef Graf, der täglich bis in den Abend mit seinem Flügelhorn von Ort zu Ort zieht und den Menschen mit seiner Musik Kraft gibt. Auch ein Feuerwehrmann, der Angehörige in der Familie und Kameraden bei der Wehr verloren hat und sich dennoch Tag für Tag in den Dienst der Flutopfer stellt, erfährt Unterstützung. Ebenso eine Familie mit vier Kindern, die sowieso schon Schicksalsschläge zu verkraften hatte.

Richtung Ahr-Mündung sieht’s noch immer düster aus

Die Situation vor Ort beschreiben die Freiwilligen weiterhin als dramatisch. Immer wieder würden Menschen den Lebensmut verlieren. Gerade Ältere stünden vor dem Nichts. „Die Jüngeren haben die Hoffnung, es irgendwie zu packen. Aber die älteren haben keine Chance“, berichtet Tina Siber. Teils seien Orte wegen fehlender Helfer „selbst am Wochenende erschreckend leer“. Zwar seien die Städte und Gemeinden nahe der Rheinmündung inzwischen besser in Schuss. Richtung Ahr-Mündung sieht’s aber noch anders aus. „Wenn Menschen dann Bilder aus Bad Neuenahr-Ahrweiler sehen, denken sie, im Hochwassergebiet ist es jetzt langsam aufgeräumt. Aber in den anderen Orten ist es das überhaupt nicht“, so Tina Siber. Immer tiefer drang die Hilfsgruppe über die Wochen ins Tal vor. Dorthin, wo Straßen fehlen und Häuser abgeschnitten sind. Und über allem schwebt die Angst, dass die Menschen nach der großen Unterstützung in den ersten Wochen alleine gelassen werden. „Seit dieser Woche wurde auch die Bundeswehr abgezogen“, sagt Stephanie Nafzger.

Bei all der Dramatik gebe es aber auch Positives. Es sei nicht so, dass man vor Ort nur eine traurige Miene ziehe. „Wir haben auch Spaß und lachen viel. Das alles schweißt zusammen“, sagt sie. Kein Wunder, dass die 32 Mitglieder starke WhatsApp-Gruppe des Projekts „Ahr-Familie“ heißt. Eine Familie, die gern weiter wachsen würde.

Das Spendenkonto der Flutopferhilfe aus’m Ländle bei der Volksbank Ludwigsburg hat folgende IBAN: DE52 6049 0150 0144 8600 07.

Mehr zum Thema: Woche für Woche am Kämpfen