Samstagabend brachte die Band von Paddy Murphy das Publikum mit irischem Folk-Rock zum Tanzen. Foto: Roberto Bulgrin

Die zehnte Auflage des Festivals Goldgelb in Aichwald-Krummhardt ging am Montag zu Ende. Welchen Einfluss hatten Ticketpreise und das Wetter auf die Besucherzahlen?

Nach dem fünftägigen Musikfestival in Aichwald-Krummhardt ziehen die Veranstalter vom Kulturverein Krummhardt ein positives Fazit – trotz und wegen weniger Besuchern als in den Vorjahren. „Wir haben exzellente Rückmeldungen der Besucher erhalten: zu den freundlichen Helfern, dem schönen Gelände, der Musik. Es gab keine einzige Reklamation. Für so ein großes Festival ist das eine klasse Sache und stimmt uns auch sehr froh“, sagt Rolf Doll, Vorstandsvorsitzender des Kulturvereins. Ähnliches Feedback hätten sie von den über 600 ehrenamtlichen Helfern erhalten, die mit viel Freude und Spaß am Festival mitwirkten.

 

„Wir sind quasi eine Goldgelb-Familie und stolz darauf. Selbst die Helferinnen und Helfer der vergangenen Jahre kommen oft in ihren alten Festival-T-Shirts als Besucher“, sagt Anita Geyer, Vorstandsmitglied des Kulturvereins und Pressesprecherin von Goldgelb.

Ein Fest für Generationen

Das sei auch das Geheimnis der Professionalität des Festivals. „Begeisterung ist uns mehr wert als Geld. Klar brauchen wir das Geld, aber unser Fokus liegt woanders. Ob wir 5000 oder 10 000 Euro mehr verdienen, ist uns egal. So bekommen wir auch beim nächsten Mal wieder Helfer und gewinnen auch die jungen Leute für uns“, sagt Doll. Ein Überangebot an Polizeikräften um das Festivalgelände habe die Veranstalter gestört. „Da standen teilweise zwanzig Polizisten zusammen. Immer beschwert man sich über Personalmangel und schickt dann derart viele Polizisten rund um das Goldgelb. Die hätten sich vorab mal informieren sollen, was das für ein Festival hier ist“, so Doll.

Eines der Highlights sei für ihn das Rahmenprogramm für Kinder gewesen. Selbst als es geregnet habe, seien viele Kinder gekommen. „Wenn sie schon jung begeistert sind, dann gewinnt man sie für später als Helfer“, ergänzt Geyer. Neben dem Programm für Jüngere setzt der Verein auf ein Konzept, das alle Generationen erreicht. Ruhigere Sitzecken abseits der Bühne für die Älteren, ein Kinderbereich, sonntags Gottesdienst und eine Hofbesichtigung bei Familie Fetzer vom nahe gelegenen Neuwieshof. Das breite Programm ist laut Doll mittlerweile Pflicht für moderne Vereine. „Welcher Verein das nicht macht, den gibt es bald nicht mehr.“

Weniger Besucher als erwartet

Auch musikalisch war das Festival breit aufgestellt. Zehn Bands aus diversen Musikrichtungen brachten über die fünf Tage Abwechslung: von Reggae über Irish-Folk, Italopop, Akustik-Rock bis zu einer bunten Mischung aus allem wie bei Rasga Rasga. Die Band lieferte Sonntagabend eine ausgefallene Mischung verschiedenster popkultureller Einflüsse. Angefangen bei französischen Chansons und Swing, flochten sie gekonnt Rock-, Reggae- und Ska-Elemente in ihre ausgelassene Bühnenshow mit ein.

Einziges Manko waren laut Rolf Doll die Besucherzahlen: „Wir hätten ein paar mehr erwartet. Aber da hat uns leider die Wettervorhersage einen Strich durch die Rechnung gemacht. Donnerstag, Freitag und Samstag hat uns das locker täglich 500 Besucher gekostet.“ Erschwerend sei hinzugekommen, dass an diesem Wochenende weitere Großveranstaltung wie Flammende Sterne stattgefunden haben.

Zehn Euro sind kein Problem

Die große Abrechnung werde in den kommenden Tagen zeigen, wie die finanzielle Bilanz ausfalle. Immerhin sind laut Doll weit mehr als 10 000 Besucher auf das Festival gekommen. Über das erstmalige Verlangen eines Eintritts gab es von den Besuchern keine Beschwerden. „Was ich mitbekommen habe, sind die zehn Euro Eintritt für die meisten kein Problem. Sie waren froh, dass das Gelände nicht so überlaufen war wie in den vorhergehenden Jahren.“ Dass der Wohlfühlcharakter der Veranstaltung dadurch deutlich zugenommen habe, bestätigt auch Geyer. Durch den auf 5000 Besucher gedeckelten Einlass habe man deutlich mehr Sitzgelegenheiten anbieten können. „Die Leute wollen dieses Gedränge nicht mehr“, sagt sie. Dabei spiele sicher auch die Coronapandemie eine Rolle.

Nachhaltig feiern

Was passiert jetzt mit den 22 000 Sonnenblumen? „Die verfüttert der Landwirt. Der lässt die Schafe dran. Die fressen alles außer den Stängeln“, sagt Doll. Das Thema Nachhaltigkeit war ein wichtiger Bestandteil des Konzepts. Alle Speisen und Getränke gab es in kompostierbaren Behältern, und die Lieferanten waren alle regional. Selbst die Strohballen, die als Sitzgelegenheiten und als Begrenzung des Festivalgeländes genutzt wurden, werden ausgebreitet und neu gepresst. Der Abbau werde ungefähr sechs Wochen dauern. Montagnacht wurden bereits die Tische weggeräumt. Danach gab es noch ein kleines Fest für die Helfer. „Die groben Abbauarbeiten sind in zwei Wochen erledigt, aber die kleineren Sachen ziehen sich dann“, sagt Doll.

Alles rund ums Festival

Geschichte
 Im Jahr 2003 fand das erste Goldgelb-Festival statt – seitdem turnusgemäß alle zwei Jahre. Die Idee brachte Hans Hallwachs aus seinem Urlaub in Kärnten mit und stellte sie dem Kulturverein Krummhardt vor. Der Verein wurde im Jahr 1999 zur 600-Jahr-Feier von Krummhardt gegründet.

Die Sonnenblumen
 Ungefähr 22 000 der gelben und orangen Blumen umrunden das Festivalgelände. Die größten sind über vier Meter hoch. Es sei laut Rolf Doll eine spezielle Sorte, die sich mehrfach verzweige. So könne sichergestellt werden, dass die Pflanzen am Festival-Wochenende auch genügend Blüten tragen.

Entspannt feiern
 Das Musik-Event sei in diesem Jahr komplett ohne Auseinandersetzungen unter den Besuchern verlaufen. „Durch die entspannte Atmosphäre, die durch die Blumen und die Strohballen entsteht, ist es ein friedliches Fest. Auf dem Goldgelb gab es noch nie einen Polizeieinsatz“, sagt Anita Geyer.