Zurzeit wird der kleine Waise mit Aufzugsmilch und ein bisschen Fleisch aufgepäppelt, eher er Ende Juli oder Anfang August wieder ausgewildert wird. Foto: Ines Rudel

Die Tierrettung Mittlerer Neckar kümmert sich um einen fünf Wochen alten Rotfuchs-Welpen, der hilflos und verlassen aufgefunden worden war. Er wird nun aufgepäppelt und Ende Juli oder Anfang August wieder ausgewildert.

Aichwald - Das kleine flauschige Fellknäuel fühlt sich auf der Terrasse der Familie Völker in Aichwald-Aichschieß sichtlich wohl. Es ist ein Füchslein, das zurzeit dort am Sitz der Tierrettung Mittlerer Neckar aufgepäppelt wird. Besorgte Autofahrer hatten vor etwa zwei Wochen den auf einer Straße in der Nähe des Esslinger Jägerhauses verlassen umherirrenden Welpen gemeldet. Jürgen Völker, der Geschäftsführer der Tierrettung Mittlerer Neckar, und seine Frau Lenore haben den Waisen vor dem sicheren Tod bewahrt und ermöglichen ihm nun weiterhin das Überleben. Zu einem dauerhaften Familienmitglied wird er aber nicht werden, denn Ende Juli oder Anfang August wird der Jungfuchs wieder ausgewildert.

Zunächst steht eine tierärztliche Untersuchung auf dem Programm

Fünf bis acht kleine Füchse landen pro Saison bei der Tierrettung, sagt Jürgen Völker. Manchmal kommen gleich mehrere Geschwister dort an – beispielsweise, wenn deren Mutter überfahren wurde. In diesem Fall könne nur spekuliert werden, weshalb der kleine Racker ganz alleine unterwegs war, „denn eigentlich müsste die Fähe mehrere Junge gehabt haben“.

Zunächst wurde der inzwischen rund fünf Wochen alte Fuchs von einem Tierarzt untersucht, der attestiert habe, dass er gesund sei. Denn „Staupe ist immer noch ein Thema“, sagt Völker. Wenn das Tier daran erkrank gewesen wäre, „hätte es eingeschläfert werden müssen“. Zudem sei das Tier entwurmt sowie von Flöhen und Zecken befreit worden. Es sei zunächst nur etwas lethargisch gewesen und werde jetzt – „wie in der Natur“ – mit Aufzugsmilch und ein bisschen Fleisch aufgepäppelt. Nach drei bis vier Wochen zieht der Fuchs in ein größeres, etwa 40 Quadratmeter großes Gehege am Waldrand. „Dann habe ich keinen Kontakt mehr zu ihm, sondern stelle nur noch das Futter rein und gehe“, erklärt Völker den ersten Schritt zur Entwöhnung vom Menschen. Im zweiten gehe es dann im Sommer wieder zurück in den natürlichen Lebensraum – am besten in einen Staatswald, „wo keine Füchse gejagt werden“, sagt der Tierrettungssanitäter.

Junge Rüden riechen mitunter streng

In den Wochen des Pensionsaufenthaltes wachsen einem die Tiere schon ans Herz, gibt er zu. Manche hätten auch schon Namen bekommen. Aber bei aller Tierliebe: „Füchse sind Wildtiere und sollen auch so leben.“ Man könne sie zwar domestizieren wie einen Hund, sagt Jürgen Völker, aber artgerecht sei das nicht. Deshalb würden sie von der Tierrettung Mittlerer Neckar stets wieder in die Natur entlassen. Wobei der Abschied von kleinen Rüden leichter falle, als jener von den Fähen, denn mit beginnender Geschlechtsreife riechen die männlichen Vertreter dieser Spezies sehr streng. „Dann ist man froh, wenn sie weg sind“, sagt Völker und schmunzelt.

Tanja Baumann, die Leiterin der Unteren Jagdbehörde beim Landkreis Esslingen, sieht es unkritisch, verlassene oder verwaiste Baby-Füchse aufzupäppeln und wieder auszuwildern. Die Tiere zu bejagen, sei stets „das letzte Mittel“ um einer Überpopulation zu begegnen, sagt sie. Füchse näherten sich den Siedlungsgebieten nur, wenn sie durch Futterquellen wie etwa Lebensmittelabfälle angelockt würden.

Wer hilflose Jungfüchse entdeckt, dem empfiehlt Jürgen Völker, bei Tierheimen oder bei der Tierrettung anzurufen und um Hilfe zu bitten. Die Nummer des 24-Stunden-Notrufs der Tierrettung Mittlerer Neckar lautet: 01 77/3 59 09 02.

Der Rotfuchs ist ein anpassungsfähiger Geselle

Lebensraum
Der Rotfuchs ist ein Nahrungsopportunist, der an seinen Lebensraum keine besonderen Anforderungen stellt. Wälder, Grasland, Äcker und zunehmend auch Siedlungsgebiete sind geeignete Lebensräume für Rotfüchse. Die ersten Stadtfüchse wurden in den 1930er-Jahren in Londoner Vororten bekannt.

Fortpflanzung
Der Rotfuchs wird mit etwa zehn Monaten geschlechtsreif. Füchse paaren sich einmal im Jahr. Der Rüde ist von Dezember bis März befruchtungsfähig, die Fähe nur für etwa drei Tage im Januar und Februar. Nach einer Tragzeit von etwas über 50 Tagen gebiert die Fähe im Schnitt vier bis sechs Junge.

Lebenserwartung
Füchse können in Gefangenschaft bis zu 14 Jahre alt werden. Die meisten sterben, bevor sie ein Jahr alt sind. Häufig sind 95 Prozent der Tiere einer Population nicht älter als vier Jahre. Die Sterberate der Jungfüchse ist aufgrund starker Bejagung und der erhöhten Zahl überfahrener Tiere hoch.