Was bleibt an medizinischem Angebot in Herrenberg? Foto: Stefanie Schlecht

Das Medizinkonzept sah für den Klinikstandort Herrenberg bisher große Einschnitte vor. Nun könnten diese geringer ausfallen als vorgesehen. Für eine Abteilung würde aber auch die überarbeitete Version das Aus bedeuten.

Wie geht es weiter am Klinikstandort Herrenberg? Bisher sah das Medizinkonzept Einschnitte im medizinischen Angebot des Herrenberger Krankenhauses vor. Vor allem die 24/7-Notfallversorgung, die Gynäkologie und die über die Grenzen der Gäustadt hinaus bekannte Geburtshilfe sollten dem Gutachten einer Beratungsfirma nach wegfallen. Stattdessen soll aus der Herrenberger Klinik ein Medizinstandort mit Tagesklinikcharakter werden.

 

Nun könnten einige der im Raum stehenden Einschnitte doch geringer ausfallen. Am Montagnachmittag präsentierten Landrat Roland Bernhard und der Geschäftsführer des Klinikverbunds Südwest, Alexander Schmidtke, eine überarbeitete Version des Medizinkonzepts. Sollten die darin enthaltenen Vorschläge die nächsten Hürden überspringen, könnte das medizinische Angebot aus zwei Säulen bestehen: Einer ambulant-präventiven Versorgung mit einer gynäkologischen, einer radiologischen, einer internistischen und einer allgemeinmedizinischen Praxis sowie einer Praxis für Chirurgie, Unfallchirurgie und Proktologie. Auch angeboten werden könnten dann ambulante Operationen sowie eine Demenz-,Sturz- und Kognitionssprechstunde. Die bestehende Notfallpraxis würde auf eine 24-Stunden-Versorgung hochgestuft werden.

Auch ein stationäres Angebot soll gemacht werden

Die zweite Säule zielt auf eine stationäre Versorgung ab. Die geplanten 120 Betten könnten sich aus einer Palliativstation mit 20, einer geriatrischen Rehastation mit 30 sowie einer internistischen und chirurgischen Basisversorgung mit 40 Betten speisen. Zudem könnte eine Station für eine sogenannte medizinnahe Kurzzeitpflege mit 30 Betten aufgebaut werden. Damit hätte das intersektorale Gesundheitszentrum, als das sich Herrenberg dann bezeichnen könnte, in etwa gleich viele Betten wie aktuell (128 Betten bei einer durchschnittlichen Belegung von 90 Betten).

Weil Herrenberg die für eine Maximalversorgung erforderliche Anzahl an Leistungen nach Ansicht des Klinikverbunds auch aufgrund des Fachkräftemangels zukünftig nicht erfüllen könnte, würden Abteilungen wie die Gynäkologie, die Geburtshilfe, eine Unfall- und Allgemeinchirurgie und eine Akutgeriatrie nicht fortgeführt werden können. Schwangere müssten für die Entbindung dann in nahe gelegene Kliniken wie dem Flugfeldklinikum Böblingen oder nach Nagold fahren. Vor allem die in Herrenberg tätige Hebammenschaft hat den Wegfall der Geburtshilfe kritisiert. Sie befürchtet eine Gefährdung für Schwangere und Ungeborene, sollten Frauen kurz vor Geburt längere Wege in andere Kliniken zurücklegen müssen oder es durch den Wegfall der Herrenberger Kreißsäle zu einer Überlastung der Geburtshilfe im Flugfeldklinikum kommen.

Hat die Geburtshilfe doch eine Zukunft in Herrenberg?

Weil mit der Schließung der Geburtshilfe in Herrenberg auch das Konzept hebammengeführter Kreißsaal enden würde, sich das Modell aber bei vielen Frauen großer Beliebtheit erfreut, wurde auch dies im überarbeiten Medizinkonzept bedacht. Den Planungen zufolge könnte in der neuen Flugfeldklinik ein durch Hebammen geleiteter Kreißsaal entstehen. Laut Einschätzungen von Landkreis und Klinikverbund wäre auf dem bestehenden Klinikgelände eine Hebammenpraxis denkbar, deren Portfolio eine Geburtsvorbereitung und -nachsorge beinhalten würde. Unabhängig von den Strukturen des Klinikverbunds wäre dort auch ein hebammengeführtes Geburtshaus möglich.

Die Weiterentwicklung des vor allem für den Gesundheitsstandort Herrenberg bedeutsamen Medizinkonzepts wird nun verschiedenen Gremien zur Beratung vorgelegt. Mitte Dezember könnte es dem Kreistag dann zum Beschluss vorgelegt werden.