Als adipös gilt in Deutschland ein Mensch mit einem Body-Maß-Index (BMI) von 30 oder mehr. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa/David Ebener

Laut einer Studie ist jeder neunte Deutsche stark übergewichtig. In zehn Jahren ist dieser Anteil um fast ein Drittel gestiegen. Was die Ursachen dafür sind und was eine Ärztin Betroffenen rät.

Immer mehr Menschen in Deutschland sind stark übergewichtig. Bei jedem neunten Menschen wurde Adipositas diagnostiziert, wie die Krankenkasse KKH am Donnerstag auf Basis einer Datenerhebung unter den eigenen Versicherten in Hannover mitteilte. 2022 erhielten rund 188.000 Versicherte die Diagnose Fettleibigkeit, darunter rund 177.000 Frauen. Zwischen 2012 und 2022 erhöhte sich der Anteil der Betroffenen insgesamt um rund 30 Prozent.

Die höchsten Zunahmen im Ländervergleich gebe es in Mecklenburg-Vorpommern mit 50 Prozent, sowie Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt mit 40 und 38 Prozent. Der niedrigste Anstieg sei mit 21 Prozent in Baden-Württemberg zu verbuchen. Adipositas ist eine Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung, bei der das Übergewicht über das von Experten definierte Normalmaß hinausgeht.

Das sind die Gründe fürs Übergewicht

Experten betonten, es gebe mehr Ursachen für Übergewicht als schlechte Ernährung und wenig Bewegung. „Dazu zählen Schlafstörungen, Stress, psychische Belastungen oder Erkrankungen, Schichtarbeit, die Einnahme bestimmter Medikamente wie Antidepressiva und Cortison, aus dem Takt geratene Hormone, Stoffwechselerkrankungen oder auch genetische Faktoren“, sagte KKH-Ärztin Sonja Hermeneit. Es sei wichtig, die Ursachen und Folgen von Adipositas ernst zu nehmen. Hohes Körpergewicht erhöhe das Risiko für etwa Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Beschwerden. Weitere mögliche Folgen von Fettleibigkeit seien geringe körperliche Belastbarkeit, Ausgrenzung, Einsamkeit und Ängste.

Hermeneit kritisierte gängige Vorurteile über adipöse Menschen: „Ob im Fitness-Studio oder in der Arztpraxis, noch immer haben sie vielerorts mit Vorurteilen zu kämpfen: dick, faul, selbst schuld.“ Dabei sei wissenschaftlich bewiesen, dass eine einfache Änderung des Lebensstils nicht ausreiche. Betroffenen riet die Ärztin, sich beim Hausarzt beraten zu lassen statt die eigene Gesundheit mit zweifelhaften Hungerkuren zu gefährden.