Wäsche auf Leinen aufzuhängen, soll Unheil verursachen. Foto: IMAGO / imagebroker

Zu Beginn des neuen Jahres türmen sich in einigen Haushalten die Wäscheberge, denn in vielen Familien hält sich ein Aberglaube hartnäckig: zwischen den Jahren darf keine Wäsche gewaschen werden. Dadurch soll Unheil verhindert werden. Doch was steckt hinter dem Aberglauben? 

In den Köpfen vieler Menschen gibt es einen Brauch, der sich seit Jahrhundert hält: Zwischen den Jahren wird keine Wäsche gewaschen, denn das bringt Unglück. Hält man sich nicht daran, kann im schlimmsten Fall sogar ein Familienmitglied sterbenm heißt es. 

Obwohl vermutlich nicht jeder den genauen Hintergrund des Brauchs kennt, gibt es viele Menschen, die auf das Waschen der Wäsche im Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr verzichten. Aber was hat es mit dem überhaupt auf sich? 

Raunächte als Grund für Brauch

Die Nächte um den Jahreswechsel herum zählen zu den längsten des Jahres. In vielen Regionen Europas bezeichnet man sie als Raunächte oder Rauhnächten – die Schreibweise hängt von der Region ab. Mit dem Begriff werden die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem Tag der Heiligen Drei Könige am 6. Januar bezeichnet. Oft wird auch von der „Zeit zwischen den Jahren“ gesprochen. Diese dient traditionell der Besinnung. Der Begriff Raunächte leitet sich dem Theologen und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti zufolge davon ab, dass der Jahresbeginn je nach Gegend und Zeitalter mal am 25. Dezember, mal am 1. Januar und mal am 6. Januar gefeiert wurde. Manche sehen auch den 21. Dezember als Tag der Wintersonnenwende als Anfangsdatum der Raunächte. 

Wichitg: Rund um die besonderen Nächte ranken sich teils Jahrhunderte alte Bräuche. Dabei mischen sich christliche und heidnische Rituale. So soll es in den Nächten beispielsweise vorkommen, dass Tiere anfangen zu sprechen - und auch Dämonen und Geister sollen unterwegs sein.

Warum man keine Wäsche waschen darf 

Dem Volksglauben nach haben diese besonderen Nächte eine mystische Bedeutung: Das Geisterreich soll in diesen Nächten offenstehen. Die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits verschwimmt demnach. Am Himmel findet dann eine sogenannte Wilde Jagd statt, die als Begriff in Jacob Grimms „Deutscher Mythologie“ von 1835 etabliert wurde.

Im Aberglauben gilt es als schlechtes Omen, Wäsche zwischen den Jahren aufzuhängen, da man davon ausgeht, dass in diesem Zeitraum dunkle Mächte, wie Geister, Hexen, Dämonen oder wilde Reiter, über das Land fegen. Vor allem weiße Wäsche gelte dann als Sinnbild für den Tod. Man glaubt, dass die dunklen Mächte diese Wäsche, bevorzugt Leintücher, mitnehmen könnten und die gestohlenen Tücher im Folgejahr als Leichentuch für ein Mitglied des Hauses verwenden würden. Auch wenn sich eine der Gestalten in der Wäscheleine verfangen würde, soll das Unheil über die Besitzer bringen.

Um den Tod von Angehörigen und weiteres Unheil zu verhindern, soll der vorchristlichen Legende zufolge also auf das Wäschewaschen und besonders auf das Aufhängen verzichtet werden. Dieser Brauch hat sich in einigen Familien bis heute gehalten.

Welche Bräuche es noch rund um die Raunächte gibt 

Die Bräuche unterscheiden sich je nach Region. So ist es in manchen Gegenden verpönt, zwischen den Jahren Türen zuzuschlagen. Wer es doch tut, muss im nächsten Jahr mit viel Blitz und Donner rechnen, so der Aberglaube.

Im Alpenraum sind sogenannte Perchtenläufe üblich. Sie gehen auf den Glauben zurück, dass in den Raunächten Dämonen Umzüge veranstalten können und sich Menschen, die mit dem Teufel am Werk sind, in Werwölfe verwandeln. Außerdem sollen die Raunächte auch besonders gut geeignet sein, um Orakel zu befragen und Träume zu deuten.