Baggerballett auf den Trümmern der alten Brücke: Rund 1500 Tonnen Material mussten die Bauleute abtransportieren. Foto: Eibner/Christian Strötges

In der Nacht auf Samstag reißen Bagger die alte Brücke zwischen Böblinger und Sindelfinger Straße ab. Rund um die Baustelle passiert aber noch viel mehr in Sachen A81-Ausbau.

So ein 75-Tonnen-Bagger hat einen gewaltigen Appetit: Zum Frühstück verspeist er mal ganz locker ein hauswandgroßes Betonstück. Damit ist der Hunger dieses Ungetüms aber noch lange nicht gestillt. Schließlich gilt es an diesem Wochenende insgesamt 1500 Tonnen Beton und Stahl zu zerkleinern. Herrlich, wie das kracht und staubt, rattert und dröhnt – das findet jedenfalls der siebenjährige Sohn eines Anwohners. Die beiden schauen an diesem sonnigen Samstagvormittag vom Geländer der neuen Brücke zwischen Böblinger und Sindelfinger Straße am Rande zum Goldberg hinunter auf das, was vom alten Brückenbauwerk übrig geblieben ist.

 

Projektleiter Johannes Kuhn Foto: Eibner /Christian Strötges

Zwölf Stunden zuvor hat das alles hier noch ganz anders ausgesehen: Zu diesem Zeitpunkt standen noch die Schutzplanken zwischen den Fahrbahnen, es lag noch keine Schotterdecke zum Schutz vor den schweren Stahlraupen der Bagger auf dem Asphalt, vor allem aber war die Strecke noch offen. „Um 22 Uhr ist hier noch das letzte Auto durchgefahren“, sagt Johannes Kuhn. Der Bauingenieur ist Projektleiter der Deges (die Abkürzung steht für Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) und damit verantwortlich für den möglichst reibungslosen Ablauf der Bauarbeiten.

Am frühen Samstagmorgen ist die Brücke komplett abgebrochen

An diesem Samstagvormittag klappt offenbar alles wie geplant: Gegen 5 Uhr früh hatten die Abrissbagger die alte Brücke bereits komplett abgebrochen. Jetzt sind schwere Baumaschinen damit beschäftigt, die Trümmerteile zu zerkleinern, woraufhin sie – sauber getrennt in Beton und Stahl – von mächtigen Kipplastern zum Recyclinghof abtransportiert werden.

„Drei Werkzeuge kommen dabei zum Einsatz“, erklärt Kuhn, „die Abbruchschere, der Hydraulikmeißel und der Pulverisierer.“ Alleine die Schere wiege neun Tonnen, zeigt Kuhn auf eines der schweren Werkzeuge, von denen zusätzliche Ersatzgeräte am Rand bereitliegen. Schließlich sollen keine Ausfälle oder Technikprobleme die Arbeit ausbremsen. Alles hier ist eng getaktet und zeitlich genau aufeinander abgestimmt.

Der Brückenabbruch ist einer von vielen Schritten auf dem Weg zum sechsspurigen Ausbau der A81 auf einer Streckenlänge von etwas über sieben Kilometern zwischen den Anschlussstellen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost. Der Abriss der alten und der Bau einer neuen Brücke an dieser Stelle zwischen Hornbach-Baumarkt und früherer Smart-Zentrale war notwendig geworden, weil die darunter hindurchführende Autobahn künftig sechs Fahrspuren und jeweils einen Seitenstreifen am Rand haben wird. „Inklusive Mittelstreifen kommt man damit auf 38 Meter“, rechnet Kuhn vor. Die alte Brücke war dafür zu schmal.

Zwölf Firmen sind im Einsatz und 100 Personen

Bis zur geplanten Fertigstellung des A81-Ausbaus inklusive 850 Meter langem Lärmschutzdeckel im Jahr 2027 gibt es noch eine Menge zu tun. Vor allem bei Streckensperrungen gilt es deshalb, sich möglichst gut abzustimmen und zu planen. Aus diesem Grund bündelt die Deges laut Johannes Kuhn so viele Maßnahmen wie möglich. „Insgesamt sind gerade 100 Personen und zwölf verschiedene Firmen im Einsatz“, sagt der 55-jährige Bauingenieur. Schließlich muss in der Zeit von Freitagabend bis zur geplanten Wiederfreigabe der Strecke um 5 Uhr an diesem Montagmorgen viel mehr passieren als nur der Abriss einer Brücke.

Während der Sperrung laufen auch Bauarbeiten im Bereich Leibnizstraße

In direktem Zusammenhang mit der erst im Dezember für den Verkehr freigegebenen neuen Brücke stehen beispielsweise die Bauarbeiten im Bereich der Leibnizstraße. Hier soll künftig bis hinunter zur Flugfeld-Allee die sogenannte Querspange verlaufen, um den Innenstadtverkehr zu entlasten. An diesem Wochenende werden dort letzte Lücken im Geh- und Radwegbelag geschlossen, Erdarbeiten beendet, Kabel umgelegt, Beleuchtungsmasten montiert und an einigen Stellen die Verkehrssicherheit verbessert.

Außerdem bekommt die Trasse auf Böblinger Seite eine vorübergehende Betonabsperrung, weil Fußgänger ab Montag und voraussichtlich für die nächsten acht Wochen parallel zum Autoverkehr die Straße benutzen werden. Der Grund: Wegen Arbeiten am Rande des Smart-Geländes ist der Geh- und Radweg dort gesperrt und die provisorischen Ampelanlagen an der Talstraße in Böblingen und der Waldenbucher Straße auf Sindelfinger Seite bleiben solange bestehen.

Darüber hinaus nutzt die Projektgesellschaft Deges die Sperrung am Wochenende noch für diverse weitere Arbeiten: So wird ein Stück weiter in Richtung Dagersheim, wo auf der Calwer Straße die neue Brücke über die Autobahn führt, eine Gerüstkonstruktion entfernt. Und dort, wo zwischen Wolfgang-Brumme-Allee und Böblinger/Sindelfinger Straße die Bahnstrecke über die Autobahn führt, entfernen die Bagger auf dem Mittelstreifen das ehemalige Hilfsfundament der dortigen Bahnbrücke.

Die nächste Vollsperrung steht Ende 2024 an

Am Sonntagnachmittag zeigt sich Johannes Kuhn zuversichtlich, dass die Strecke um 5 Uhr wieder geöffnet werden kann. Überhaupt komme die gesamte A81-Erweiterung laut Deges-Sprecherin Pia Verheyen gut voran. Derzeit seien bereits mehr als die Hälfte der Bauverträge mit den umsetzenden Unternehmen vergeben. Auch bei den einzelnen Baumaßnahmen liege man im Zeitplan. So werde man im April die Brücke bei der Hulb freigeben, und bereits im März starte der Bau der Ausbaustrecke im Osten.

Die nächste Vollsperrung steht dann voraussichtlich im letzten Quartal 2024 an. Dann soll die sogenannte „Elefantenbrücke“ an der Leipziger Straße fallen.