Eine vergessene Handtasche sorgte auf der A 6 für massive Verkehrsbehinderungen Foto: dpa

Ein Pkw stoppt mit Warnblinkanlage einen Reisebus auf dem Seitenstreifen. Ein Notfall? Nein, eine vergessene Handtasche. Und ein folgenschwerer Fehler.

Crailsheim - Weil eine Frau ihre Handtasche vergessen hat, sind auf der Autobahn 6 bei Crailsheim ein Reisebus und ein Sattelzug zusammengeprallt. Der 32 Jahre alte Busfahrer wurde leicht verletzt, die 13 Fahrgäste und der Lasterfahrer blieben trotz des massiven Zusammenstoßes unversehrt. Die Fahrzeuge sind nach dem Unfall am Samstagmorgen nur noch Schrott wert.

Nach Polizeiangaben hatte die 59 Jahre alte Busreisende nach ihrem Aussteigen in Nürnberg bemerkt, dass ihre Handtasche noch in dem Bus lag, der aber bereits weitergefahren war. Als Beifahrerin in einem Auto fuhr die Frau dem Bus hinterher. Bei Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall), etwa eineinhalb Kilometer vor einem Parkplatz, überholte der Wagen den Bus und schaltete die Warnblinkanlage ein. Mit eindeutigen Handzeichen konnte die Frau den Busfahrer zum Stoppen auf dem Seitenstreifen bewegen. Der 32-Jährige dachte zunächst, es gehe um einen Defekt an seinem Bus. Nach dem Anhalten ragte das Fahrzeug mit dem hinteren Teil noch etwa einen halben Meter auf die Fahrbahn.

Bus und Sattelzug wurden komplett zerstört

Die Frau holte ihre Handtasche und fuhr mit dem Auto davon, wie die Polizei berichtete. Kurz darauf krachte der Sattelzug trotz Vollbremsung in den noch stehenden Bus, wodurch dieser 20 Meter nach vorne in einen Graben geschleudert wurde. Der Laster kippte nach rund 100 Metern nach links auf die Fahrbahn; der 40 Jahre alte Fahrer wurde leicht verletzt.

Der Bus und der Sattelzug wurden bei dem Unfall zerstört, an einem weiteren Lastwagen wurde beim Überfahren größerer Trümmerteile der Unterboden beschädigt. Die Autobahn war bis zum späten Nachmittag nur einseitig befahrbar. Der Verkehr kam nur mühsam voran. Die Polizei schätzt den Schaden auf 135 000 Euro. Die Beamten brauchten auch wegen der stundenlangen Bergung der Fahrzeuge bis in den Nachmittag, um den zunächst unübersichtlichen Unfallhergang aufzuklären.