Gutes Essen und gute Gespräche: Das möchte die Initiative supp_optimal erreichen. Am Sonntag packten Porsche-Mitarbeiter mit an. Foto: Lichtgut//Zophia Ewska

Porsche wird 75 und feiert das recht ungewöhnlich: In den kommenden Wochen unterstützen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Luxuswagenherstellers gemeinnützige Aktionen und Projekte. Auftakt war am Sonntag an der Paulinenbrücke.

Die Tische werden gedeckt, draußen, vor der Kirche St. Maria, es gibt Suppe in Gläsern, eingeladen ist jeder. Vor drei Jahren, in der Coronazeit, startete die Bürgerstiftung Stuttgart ihr Projekt „supp_optimal – Essen für alle“. Das Projekt wuchs, wurde zur Institution, ist ein Erfolg. An sieben Tagen der Woche verteilen die Helfer warme Mahlzeiten in der Stadt – im Paulinenviertel, in Wangen, Bad Cannstatt, in Freiberg. Das Angebot richtet sich an Menschen ohne Wohnung oder mit geringem Einkommen; ein wichtiges Ziel ist es auch, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, die sonst nicht miteinander sprechen würden.

 

Von Anfang an war die Porsche AG als Sponsor mit dabei. Zum 75. Geburtstag der Marke Porsche Sportwagen vergibt das Unternehmen nun Spenden in Höhe von 750 000 Euro an gemeinnütziger Zwecke – 250 000 davon gehen an „supp_optimal“. Dazu kommt die tatkräftige Unterstützung der Mitarbeiter: In den kommenden Wochenenden werden sie am Essensstand vor St. Maria stehen, anpacken, wo es nötig ist.

750 Mitarbeitende sollen sich ehrenamtlich betätigen

Pünktlich zur Mittagszeit erscheint dort auch Lutz Meschke, Finanzvorstand bei Porsche, lächelt, tritt hinter die Essenstheke und beginnt, Brote zu schmieren. „Ich finde es klasse, was die Bürgerstiftung hier macht“, sagt er. „Ich freue mich drüber, dass wir diese Sache nicht nur finanziell unterstützen. Man muss Verantwortung übernehmen, auch außerhalb der Werkstore.“

Porsche hat in den vergangenen Wochen Mitarbeiter aufgerufen, sich verschiedenen ehrenamtlichen Projekten anzuschließen. Gemeinsam mit der Organisation „Trinkwasserwald“ pflanzen sie rund um Stuttgart auch Bäume. Ziel ist, dass sich bis zum Jubiläum 750 Mitarbeiter ehrenamtlich betätigten – die interne Plattform „Porsche hilft“ vermittelt sie. Und jeweils 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden noch bis zum 10. Dezember im Paulinenviertel an den Wochenenden vor der Kirche stehen. Dort nieselt es gelegentlich, am Sonntag. Es gibt vegetarischen Eintopf oder eine Suppe mit Kabeljau. Die Liste der Unternehmen, die für „supp_optimal“ spenden und kochen ist lang – die Mahlzeiten stammen aus Kantinen, von Gastronomen, Brauereien, Ämtern, kirchlichen Gruppen. Gleich neben der Kirche St. Maria befindet sich auch „Harrys Bude“, geleitet von Harry Pfau, der selbst einmal auf der Straße lebte. Nun rettet er Lebensmittel, sammelt Spenden von Bäckereien und Discountern, gibt alles weiter. Um ihn herum wuchs der soziale Ort gleich neben der Paulinenbrücke und dem Österreichischen Platz, in einem der unwirtlichsten Winkel der Stadt.

„Viele sind es nicht gewohnt, dass sie bedient werden“

„Als Corona kam“, sagt Irene Armbruster, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Stuttgart, „mussten immer mehr Einrichtungen, die Essen anboten, schließen, aus hygienischen Gründen.“ So kam die Idee zu „supp_optimal“ zustande – das Essen, verschlossen in Gläsern, die später wieder gesammelt und gereinigt werden, war ursprünglich Teil eines Hygienekonzepts.

An diesem Sonntag ist der Platz vor der Kirche zu einem geselligen Treffpunkt geworden. Garnituren stehen bereit, die Gäste nehmen Platz, die Helfer schreiten von Tisch zu Tisch: „Viele sind es nicht gewohnt, dass sie bedient werden“, sagt Irene Armbruster. „Sie können es sich nicht leisten, in ein Restaurant zu gehen.“

Die Stimmung ist gut, man kommt ins Gespräch. Nicht weit davon hat Petra Bleyle ihren Verschenkflohmarkt eröffnet und versorgt Menschen mit Kleidung und Haushaltswaren. Die Porsche-Mitarbeiterinnen Romina Canadas und Michelle Mahl verpacken derweil Äpfel, Bananen, Brote und Müsliriegel in Tüten: „Wir grooven uns hier so langsam ein“, sagen sie, „und wir bekommen so langsam eine größere Prozessstabilität.“