So sieht es seit Mittwochmorgen in vielen Städten aus: Ein Bahnsteig am Berliner Hauptbahnhof ist während des GDL-Streiks weitgehend verwaist. Foto: dpa/Christoph Soeder

Die Lokführer haben ihren 64-stündigen Streik im Personenverkehr der Bahn begonnen. Der Ausstand begann am Mittwoch um 2 Uhr. Enden soll der Streik am Freitag um 18 Uhr. Bis dahin gilt ein Notfahrplan der Deutschen Bahn.

Der mehrtägige Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat auch im Personenverkehr begonnen. Seit 2 Uhr legen zahlreiche Beschäftigte die Arbeit nieder. Im Güterverkehr ging der Ausstand bereits gestern Abend um 18 Uhr los. Der Arbeitskampf soll bis Freitagabend um 18 Uhr andauern.

Das Hessische Landesarbeitsgericht in Frankfurt am Main hatte am Dienstagabend den Eilantrag der Deutschen Bahn gegen den Streik der GDL in zweiter Instanz abgewiesen.

Welcher Notfahrplan gilt?

Es gilt erneut ein Notfahrplan der Deutschen Bahn. Im Fernverkehr fallen dabei gut 80 Prozent des üblichen Angebots aus. Auch im Regionalverkehr komme es zu weitreichenden Einschränkungen, die regional allerdings unterschiedlich stark ausfallen, teilte die Bahn mit.

Die Bahn erklärte, der Notfahrplan biete „nur ein sehr begrenztes Angebot im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr“. „Wir fahren nach einem Notfallplan, wie auch schon in den vergangenen Streiks werden 20 Prozent unserer Fernverkehrszüge fahren können, und auch im Regionalverkehr müssen wir unser Angebot massiv einschränken“, sagte Konzernsprecherin Anja Bröker Bröker.

Was wird Bahnreisenden empfohlen?

Die Bahn empfiehlt Fahrgästen, ihre Reise wenn möglich zu verschieben oder sich in den Auskunftsmedien zu erkundigen, ob die Verbindung nach dem Notfahrplan verkehrt oder nicht.

Welche Bahnverkehre sind betroffen?

Zur Arbeitsniederlegung aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn sowie der Eisenbahnunternehmen Transdev und City-Bahn Chemnitz. Sowohl im Fern-, im Regional- als auch im Güterverkehr ist daher bundesweit mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen.

Erfahrungsgemäß sind gerade in den ostdeutschen Bundesländern sowie im Südwesten viele Beschäftigte bei der GDL organisiert. Dort dürfte daher im Regionalverkehr vielerorts so gut wie nichts mehr gehen.

Was passiert mit meinem Ticket?

Alle Fahrgäste, die ihre für Mittwoch bis Freitag geplante Reise aufgrund des Streiks verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung ist aufgehoben.

Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Fällt der gebuchte Zug aus, ist auch eine komplette Ticketerstattung möglich.

Warum wird gestreikt?

Die GDL will mit dem Streik ihre Forderungen im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und weiteren Transportunternehmen untermauern. Die Gewerkschaft hatte die Verhandlungen Ende November 2023 für gescheitert erklärt, weil der DB-Konzern nicht über Kernforderungen wie eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich verhandeln wollte.

Wie oft wurde bisher gestreikt?

Im aktuellen Tarifstreit hat die GDL bereits zweimal zu Warnstreiks aufgerufen, die im Personenverkehr aber maximal 24 Stunden dauerten. Im Dezember hat die Gewerkschaft ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen lassen. Rund 97 Prozent der Teilnehmer sprachen sich dafür aus. Seither sind längere Streiks möglich.

Sind weitere Bahnunternehmen vom Warnstreik betroffen?

Außer den genannten Unternehmen, die direkt bestreikt werden, können theoretisch alle anderen Bahnunternehmen ihre Fahrten anbieten. Die GDL vertritt bei der Bahn hauptsächlich Lokführer und das Zugpersonal.

Fahrdienstleiter, die den Zugverkehr bundesweit koordinieren, sind zwar ebenfalls zum Ausstand aufgerufen. Aber nur wenige von ihnen sind GDL-Mitglieder. Das Schienennetz dürfte also in weiten Teilen des Landes grundsätzlich befahrbar sein.

Was bietet die Bahn den Lokführern an?

Die Bahn hatte Verhandlungen über kürzere Arbeitszeiten unter Verweis auf den Fachkräftemangel zunächst strikt abgelehnt. Vergangene Woche bot sie dann ein Modell an, mit dem Schichtarbeitende ihre Wochenarbeitszeit reduzieren oder auch aufstocken könnten.

Beim Thema Lohnausgleich blieb der Konzern zurückhaltend. Es müsse klar sein, dass es Abstriche bei der Lohnerhöhung geben müsse, wenn durch kürzere Arbeitszeiten Zusatzkosten entstünden, erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Dennoch sei die Bahn der GDL „bei ihrer Kernforderung zur Arbeitszeit einen großen Schritt entgegengekommen“.

Die Gewerkschaft wies das neue Angebot hingegen als „unseriös“ und „irreführend“ zurück. Die Bahn habe keine konkreten Zahlen genannt.

Welchen Dimensionen hat der Bahnstreik?

Der Ausstand bei der Bahn ist der dritte und bisher längste im aktuellen Tarifstreit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn. Auch das Eisenbahnunternehmen Transdev wird bestreikt. Mit Einschränkungen ist auch in den Stunden nach dem offiziellen Streikende am Freitagabend noch zu rechnen.

Wie ist ein Kompromiss möglich?

Die Bahn forderte die GDL am Dienstagabend auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Auch Verkehrsminister Volker Wissing rief beide Seiten zu Verhandlungen auf. „Es muss ein Weg gefunden werden, mit dem beide Seiten zurechtkommen. Dazu muss miteinander gesprochen werden“, sagte der FDP-Politiker.

GDL-Chef Weselsky betonte dagegen, dass es an der Bahn sei, ein verbessertes Angebot vorzulegen. „Die Frage der Verkürzung des Streiks steht nicht zur Debatte“, machte der 64-Jährige deutlich.