Eine barbarische Mordserie in Kalifornien schreckte vor fast 54 Jahren die Welt auf. Sektenführer Charles Manson stiftete seine Anhänger zu Blutorgien an. Dabei wurde im 1969 auch die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate getötet. Eine der Täterinnen ist jetzt auf freien Fuß gekommen.
Der schmale Cielo Drive schlängelt sich steil durch die Hügel über dem Luxusviertel Beverly Hills. Die Villengegend mit Palmen und Schluchten bietet einen grandiosen Ausblick über Los Angeles.
Was geschah in der Nacht zum 9 August 1969 im 10050 Cielo Drive ?
10050 Cielo Drive zählt zu den berüchtigtsten Adressen der Filmmetropole: In der Nacht vom 8. zum 9. August 1969 wurden in einer Villa die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, drei Freunde der Ehefrau von Regisseur Roman Polanski, sowie ein zufällig auf dem Grundstück anwesender Student von Mitgliedern der sogenannten Manson Family brutal ermordet.
Die Verbrechen der Manson Family zählen zu den schlimmsten Mordserien in den USA. Bei zwei nächtlichen Attacken von Charles Manson und seinen jungen Anhängern starben zwischen dem 8. und 10. August 1969 sieben Menschen. Sharon Tate hatte laut Polizeiberichten die Mörder verzweifelt angefleht, dass ihr Baby am Leben bleiben dürfe.
Dutzendfach stießen sie auf ihre Opfer ein und schrieben mit deren Blut Wörter wie „Pig“ und „Death to Pigs“ (Tod den Schweinen) auf die Wände und Türen der Villa.
Auf unserer Karte können Sie sehen, wo sich die Mordserie der Manson-Family im Juli und August 1969 ereignete.
Wer ist die jetzt entlassene Leslie Van Houten?
Mehr als ein halbes Jahrhundert danach ist eine frühere Anhängerin des Sektenführers Charles Manson wieder auf freiem Fuß. Die 73-jährige Leslie Van Houten sei unter „Bewährungsaufsicht“ aus dem Gefängnis entlassen worden, teilte die zuständige Strafvollzugsbehörde jetzt mit.
Zuvor hatte ein Berufungsgericht entschieden, dass Van Houten das Gefängnis verlassen darf. Der Gouverneur des Bundesstaats Kalifornien, Gavin Newsom, hatte sich darüber enttäuscht gezeigt. Gleichzeitig hatte er erklärt, dass er die Entscheidung nicht anfechten werde.
Seit 2016 hatte sich eine Bewährungskommission bereits fünf Mal für Van Houtens Freilassung ausgesprochen. Jedes Mal lehnten Gouverneur Newsom beziehungsweise sein Vorgänger Edmund Brown Jr. dies ab.
Was geschah mit Sharon Tate?
Sharon Tate stand damals im Sommer 1969 am Anfang ihrer Schauspielkarriere. Das 26-jährige Model mit den langen blonden Haaren hatte in Filmen wie „Die schwarze 13“ und „Die nackten Tatsachen“ mitgespielt, als Roman Polanski sie für seine Gruselkomödie „Tanz der Vampire“ (1967) vor die Kamera holte.
Im Januar 1968 heiratete der Regisseur den aufstrebenden Star in London. Ein Jahr später mieteten sie das Ranch-Haus am Cielo Drive in Beverly Hills. Zuvor hatte dort der Musikproduzent Terry Melcher gewohnt, bei dem Charles Manson vergeblich versucht hatte, als Sänger und Komponist eine Platte aufzunehmen.
Polanski war zu Dreharbeiten in London, als in der Tatnacht vier Anhänger der Manson Family – Susan Atkins, Patricia Krenwinkel, Linda Kasabian und Charles „Tex“ Watson – mit Bajonetten, Pistolen und Messern bewaffnet in die Villa eindrangen.
Die im achten Monat schwangere Sharon Tate hatte an diesem Abend Besuch von ihrem Ex-Freund, dem Starfriseur Jay Sebring. Grausam verstümmelt und mit einer Schnur um den Hals wurde die Schauspielerin am nächsten Morgen neben Sebrings Leiche gefunden.
Was war Charles Mansons Hippie-Sekte?
Auch die Kaffeefirma-Erbin Abigail Folger und ihr polnischer Freund Wojciech Frykowski sowie der Student Steven Parent waren bestialisch umgebracht worden. In der nächsten Nacht metzelte die Manson-Gang die Geschäftsleute Leno und Rosemary La Bianca in deren Villa in Los Angeles nieder.
Drei Monate lang lebten die Bewohner von Los Angeles in Angst, bis Charles Manson und die Mitglieder seiner Hippie-Sekte verhaftet wurden. Während des neunmonatigen Prozesses behauptete Manson, selbst nie getötet zu haben.
Tatsächlich war er bei den Bluttaten nicht dabei, doch Staatsanwalt Vincent Bugliosi stellte ihn als „Monster“ und „Drahtzieher“ dar, dem seine jungen Anhänger wie „hirnlose Roboter“ gefolgt seien – von Drogen und Mansons kruder Ideologie abhängig.
„Helter Skelter“: Was beinhaltete Mansons bizarre Gedankenwelt?
Charles Mansons okkulte Botschaften bestanden aus Bibel- und Beatles-Zitaten. Mit den Morden wollte er einen Rassenkrieg zwischen Schwarzen und Weißen anstiften, um am Ende selbst als Anführer aufzutrumpfen.
Seine Ideologie nannte er „Helter Skelter“ (auf Deutsch etwa: Hals über Kopf) – nach dem gleichnamigen Song der Beatles. Manson ließ sich als Satan und Jesus verehren und schickte blutjunge Mädchen seiner Sekte zum Anschaffen auf die Straße und schließlich zum Morden aus.
1971 wurde Charles Manson wegen Anstiftung zu den Bluttaten zum Tode verurteilt,. Die Strafe wurde später in lebenslange Haft umgewandelt. Öffentlich zeigte der Schwerstkriminelle nie einen Hauch von Reue. Nach fast fünf Jahrzehnten hinter Gittern starb er am 19. November 2017 mit 83 Jahren in einem Krankenhaus im kalifornischen Bakersfield an den Folgen von Darmkrebs.
Welche Manson-Anhänger sind noch in Haft?
Charles „Tex“ Watson (78) und Patricia Krenwinkel (76) – sie ist die am längsten einsitzende Gefängnisinsassin der USA – haben wie Leslie Van Houten ihre Taten wiederholt öffentlich bedauert. Beide sitzen ihr lebenslange Haftstrafe weiterhin ab. Die vierte Mörderin, Susan Atkins, stellte insgesamt 13 Gnadengesuche, bevor sie 2009 mit 61 Jahren im Gefängnis an Krebs starb.
Das von Tate und Polanski angemietete Haus am Cielo Drive in Beverly Hills wurde 1994 abgerissen und durch eine größere Villa ersetzt, die Hausnummer in 10066 abgeändert. Heute wohnt dort ein TV-Produzent.