Der Prozess wird fortgesetzt. Foto: dpa/Britta Pedersen

Vor dem Stuttgarter Landgericht ist ein 51-Jähriger angeklagt, der seine Stieftochter in über 500 Fällen missbraucht haben soll. Nach Angaben seines Anwalts räumt er die Taten nun überraschend ein. Im Gegenzug kann er auf eine mildere Strafe hoffen.

Überraschende Wende im Missbrauchsprozess vor dem Stuttgarter Landgericht. Der 51-jährige Angeklagte, der sich hundertfach an seiner Stieftochter vergangen haben soll, räumt die Taten nun doch ein. Das teilte sein Verteidiger, der Esslinger Anwalt Thomas Mende, mit. Zwischen dem Gericht und den Verfahrensbeteiligten habe es eine Verständigung gegeben. Demnach wird dem Angeklagten nun eine Haftstrafe in der Spanne von vier Jahren und neun Monaten bis zu vier Jahren in Aussicht gestellt. Voraussetzung dafür ist ein vollständiges Geständnis. Beim Auftakt des Prozesses am 10. Oktober hatte der Angeklagte noch alle Vorwürfe trotz mehrmaligen Nachhakens des Richters bestritten.

Insgesamt listete der Staatsanwalt in seiner Anklageschrift 537 sexuelle Handlungen auf, die der 51-Jährige an dem Kind verübt haben soll. Dabei sei ihm nicht nur das Alter des Mädchens, sondern auch seine elterliche Rolle als Stiefvater bewusst gewesen, so der Staatsanwalt, der ihm unter anderem schweren sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen vorwirft. Passiert sein sollen die Übergriffe zwischen 2005 und 2013 – hauptsächlich in Neuhausen. Unter anderem soll der 51-Jährige mehrfach in der Woche in das Kinderzimmer des Mädchens gekommen sein und sie für sexuelle Handlungen benutzt haben. Die Stieftochter, die im Prozess als Nebenklägerin auftritt, war damals zwischen acht und 16 Jahre alt.

Angeklagter hat auch leibliche Töchter

Von der Mutter ist der Angeklagte seit 2016 geschieden. Aus der Ehe stammen zwei Söhne. Dass der 51-Jährige aus einer neuen Partnerschaft noch zwei kleine Töchter hat, könnte mit ein Anlass gewesen sein, dass die Stieftochter ihn angezeigt hat. 2022 hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart daraufhin Anklage erhoben. Zu den Mädchen und deren Mutter habe er aber keinen Kontakt mehr, teilte der Angeklagte im Prozess mit. Er wisse nicht mal genau, wie alt sie derzeit seien.

Prozess geht weiter

Das Geständnis seines Mandanten erspare der mittlerweile 26-jährigen Stieftochter weitere langwierige und belastende Zeugenaussagen, sagte der Anwalt Thomas Mende. Die junge Frau wurde in dieser Woche unter Ausschluss der Öffentlichkeit nur kurz vernommen. Der Prozess wird fortgesetzt.