Brigitte Thinschmidt (von links), Rose und Karl Herrigel schwelgen in Erinnerungen, wenn sie sich den Fotoband zum 50-jährigen Bestehen der Arbeitsgruppe anschauen. Foto: Simon Granville

Die Arbeitsgruppe Ludwigsburg von Terre des Hommes ist bereits seit fünf Jahrzehnten ehrenamtlich aktiv. Das Gründerehepaar Rose und Karl Herrigel ist nach wie vor mit vollem Einsatz dabei, obwohl das Engagement Herausforderungen mit sich bringt.

Der Großteil des Engagements passiert zwar im Stillen. Doch kürzlich suchte die Arbeitsgruppe von Terre des Hommes im Landkreis gezielt die Öffentlichkeit und machte auf sich aufmerksam. Zum Tag der Kinderrechte mahnten die Mitglieder mit einem Lichterzug und einer Aktion am Forum in Ludwigsburg den Schutz von jungen Umweltaktivisten im Ausland an. Jetzt ist der Ludwigsburger Zusammenschluss der Kinderhilfsorganisation bereits 50 Jahre alt.

Ihren Ursprung hat die Arbeitsgruppe in der Zeit des Vietnamkriegs. Im Jahr 1972 haben Karl und Rose Herrigel geheiratet und sind nach Ludwigsburg gezogen. Als damals die Bilder aus dem Kriegsgebiet um die Welt gingen, die verzweifelte Kinder zeigten, stand für das Paar fest, dass es sich engagieren wollte. Die beiden übernahmen eine Patenschaft für ein armes Kind. „Wir hatten aber den Gedanken, dass es nicht reicht, Geld zu überweisen“, erinnert sich Rose Herrigel.

Zeitungsaufruf folgen etliche Interessenten

Zunächst schlossen sich die Eheleute der Stuttgarter Gruppe von Terre des Hommes an. Von dort kam schnell der Impuls, eine eigene Arbeitsgruppe für Ludwigsburg zu gründen. Vor genau 51 Jahren, Anfang Dezember 1972, startete Karl Herrigel daher einen Zeitungsaufruf. „Es haben sich auf Anhieb einige Leute bei mir gemeldet“, sagt er. Schon kurze Zeit später kamen Interessenten für ein erstes Treffen zusammen. Im Folgejahr wurde die Arbeitsgruppe schließlich offiziell gegründet.

Seither wird sie von Karl Herrigel geleitet, der mit seiner Frau zwar mittlerweile in Tamm lebt, aber nach wie vor zum festen Kern der Ludwigsburger Ortsgruppe des Kinderhilfswerks gehört. In der Anfangszeit haben sich die Mitglieder im zweiwöchigen Turnus getroffen und Aktionen überlegt. Das Generieren von Spenden für ausländische Initiativen, die Terre des Hommes unterstützt, spielte eine wesentliche Rolle. Mit Infoständen und Verkaufsaktionen hat die Ludwigsburger Arbeitsgruppe Geld für Kinder in Entwicklungsländern wie Bolivien, Kambodscha und Nicaragua gesammelt.

Damals arbeitete Karl Herrigel in einer Verwaltung und nutzte seine Kontakte für eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen, unter anderem beim Sammeln von Spenden. Als in den 1980er-Jahren eine Flüchtlingswelle mit Asylsuchenden aus Eritrea und dem Libanon die Barockstadt erreichte, halfen die Mitglieder in einem Wohnheim in der Friedrichstraße. Sie organisierten einen Spielkreis für kleine Kinder und später eine Gruppe für Jugendliche in der Hausaufgabenbetreuung. „Wir haben immer versucht, hier etwas zu tun“, erklärt Herrigel.

Kleine Erfolge gefeiert

Deutsche Helfer in fremde Länder zu entsenden, das ist nicht das Konzept von Terre des Hommes. Vielmehr geht es darum, durch Beratung und Spenden einheimische Initiativen zu unterstützen, um weltweit Kinder vor Gewalt, Missbrauch, Krieg, Ausbeutung, Prostitution, Diskriminierung, Obdachlosigkeit, Armut und weiteren Problemen zu schützen. Diesem Ansatz sieht sich die Ludwigsburger Arbeitsgruppe verpflichtet.

Dass es aber auch erfolgreich sein kann, direkt in Deutschland aktiv zu werden, hat sie mehrfach bewiesen. Vor rund 30 Jahren hat sie sich gegen die Kinderarbeit in der Teppichindustrie engagiert. Unter anderem verfasste sie einen Brief an ein Möbelhaus in der Region, das sogar mit den Teppichen aus Kinderhand warb. Mit dem Weltladen Ludwigsburg und einem indischen Aktivisten trug die Gruppe dazu bei, dass Mitte der 1990er-Jahre ein Produktsiegel gegen Kinderarbeit eingeführt wurde.

Weiterhin motiviert, am Ball zu bleiben

Hat sich in den 50 Jahren die Situation der Kinder weltweit verbessert? Erfolgsmeldungen aus den Projekten, zum Beispiel in Bezug auf die Kinderarbeit, machen Karl und Rose Herrigel Mut, am Ball zu bleiben. „Manchmal denke ich, es wird für Kinder auf der Welt sogar schlimmer“, sagt Brigitte Thinschmidt. Die Pleidelsheimerin ist seit dem Ende der 1980er-Jahre in der Gruppe aktiv.

Sie ergänzt: „Das könnte damit zu tun haben, dass wir heute viel mehr von der Welt mitbekommen.“ Um das Bewusstsein dafür zu erhalten, dass anderswo Kinder in Not sind, organisiert die Arbeitsgruppe daher auch weiterhin Aktionen wie den Lichterzug in der Barockstadt.

Mitglieder freuen sich über zusätzliche Unterstützung

Spenden
 Wer Terre des Hommes dabei helfen möchte, das Leid der Kinder weltweit zu lindern, kann an den Bundesverband in Osnabrück spenden. Alle Infos dazu stehen auf der Webseite des Kinderhilfswerks unter www.tdh.de. Im Kreis Ludwigsburg hat die hiesige Ortsgruppe außerdem elf Spendendosen aufgestellt. In Ludwigsburg sind sie beispielsweise zu finden in der Bäckerei Luckscheiter in der Wilhelmstraße und im Teeladen in der Seestraße. Geschäfte, Supermärkte und Apotheken, die bereit sind, zusätzliche Spendendosen aufzuteilen, dürfen sich gerne an Karl Herrigel wenden – und zwar per E-Mail an ludwigsburg@tdh-ag.de

Mitstreiter
 Etwas mehr als eine Handvoll aktive Mitglieder engagieren sich derzeit bei der Ludwigsburger Gruppe von Terre des Hommes. Weitere Mitstreiter aus dem Kreisgebiet sind herzlich willkommen. Wer sich unverbindlich über eine Mitgliedschaft informieren möchte, darf sich ebenfalls bei Karl Herrigel melden.