Die sympathischen Isländer landeten bei ihrem Premierenbesuch in Plattenhardt auf dem dritten Platz. Foto: Yavuz Dural

Das niederländische Team von PEC Zwolle gewinnt das internationale U-19-Pfingstturnier des TSV Plattenhardt. Einen starken Eindruck hinterlassen auch die Premierengäste von Breidablik UBK. Deren Trainer hat sein einstiges Idol in der Region.

Plattenhardt - Pall Einarsson musste nicht lange überlegen. Als die Anfrage kam, ob der Fußballtrainer von Breidablik UBK mit seiner Mannschaft am internationalen U-19-Pfingstturnier des TSV Plattenhardt teilnehmen möchte, sagte er sofort zu. Schließlich liegt Plattenhardt in der Nähe von Stuttgart. Und für den dortigen VfB Stuttgart hat das Herz des 46-jährigen Isländers schon geschlagen, als er noch in den Kinderschuhen steckte. Nicht nur, dass in den 1980er Jahren in Asgeir Sigurvinsson ein Landsmann von ihm die Geschicke des Bundesligisten auf dem Feld lenkte, eine der VfB-Größen hieß auch Günther Schäfer. Und der war seinerzeit das große Idol von Pall Einarsson. „Ich hatte ein VfB-Trikot mit der Nummer zwei, und ich habe auf dem Bolzplatz immer versucht, so zu spielen wie Günther Schäfer “, sagt der vierfache Familienvater und lacht. Und weil später dann obendrein Eyjolfur Sverrisson das Trikot mit dem roten Brustring trug, „schlägt unser isländisches Herz immer ein wenig für Stuttgart“, erklärt Pall Einarsson.

Daran dürfte auch das Abschneiden des eigenen Teams am Wochenende im Weilerhau nichts geändert haben. Zwar waren die Gäste aus dem hohen Norden am Freitag in Frankfurt gelandet, um den Pott zu gewinnen – was ihnen misslang. Mit einer 0:1-Niederlage im Halbfinale gegen den FC Thun war diese Chance vertan. „Wir sind aber trotzdem sehr froh, dass wir hier sein durften. Das Turnier ist perfekt organisiert, die Leute sind alle sehr freundlich und hilfsbereit, und der Rasenplatz ist ganz wunderbar“, sagt der Chefcoach Einarsson. Auch die Erfahrungen, die seine Spieler sammeln durften, seien sehr wichtig. „Es ist immer aufregend gegen ausländische Teams zu spielen, noch dazu, wenn man mit dem Schiedsrichter Englisch sprechen muss“, sagt Pall Einarsson.

Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Olgur Sigurgeirsson hat er seine besten 20 A-Jugendkicker nach Plattenhardt mitgebracht – darunter auch vier Juniorennationalspieler wie den Torwart Sindri Vilhjalmsson. Ansonsten tummeln sich daheim regelmäßig 70 Jungs im Training des Duos, das zudem vom Spanier Jorge Polanco Blanco unterstützt wird. „Wir machen immer zwei Gruppen, dann geht das schon“, sagt Pall Einarsson, der seinen Lebensunterhalt als Verkäufer in der Lebensmittelindustrie bestreitet. Nach der Arbeit geht es an fünf oder sechs Abenden ins Training. Fast alle der insgesamt 1500 Spieler (!) des Clubs – von den Bambini bis zu den Männern und den sehr erfolgreichen Frauen, die 16-mal isländischer Meister waren – kommen aus Kopavogur, der mit 35 000 Einwohner zweitgrößten Stadt Islands. In Kopavogur ist auch der Verein angesiedelt. „Wir stellen das größte Trainingszentrum in Island“, weiß Pall Einarsson. Rund ein Dutzend anderer Vereine hätte an die 1000 Kicker, ein paar andere rund 500 Spieler. „In Island ist es sehr populär. Sport zu treiben“, sagt der 46-Jährige. Außer Fußball stehen vor allem Handball und mittlerweile auch Basketball hoch im Kurs.

Wie die erste Männermannschaft von Breidablik UBK, die 2010 das bisher einzige Mal nationaler Meister wurde, spielt auch die U 19 mit ihrer ersten Mannschaft in der höchsten isländischen Liga. Nach zuletzt zwei Vizemeisterschaften soll es Ende dieser Saison, die von Mai bis September dauert, wieder mit dem Titelgewinn klappen – um dann wie 2015 und 2016 an der Uefa Youth League teilnehmen zu dürfen. Beide Male scheiterten die Isländer in der ersten Runde, an Ajax Amsterdam und Legia Warschau, „es waren aber tolle Erfahrungen“, sagt Pall Einarsson, der seit fünf Jahren U-19-Cheftrainer ist und selbst in der ersten und zweiten Liga bei Throttur Reykjavik gespielt hat. Momentan sei sein Team auf einem guten Weg. Es führt die Tabelle an.

Aber nicht nur der Mannschaftserfolg steht bei Breidablik UBK im Mittelpunkt, sondern auch die individuelle Ausbildung. So sind sie in Kopavogur ganz besonders stolz darauf, dass in Gylfi Sigurdsson (FC Everton), Jóhann Berg Gudmundsson (FC Burnley), Alfred Finnbogason (FC Augsburg) und Sverrir Ingi Ingason (PAOK Thessaloniki) zuletzt vier aus der eigenen Kaderschmiede den Sprung ins internationale Rampenlicht geschafft haben.

Dass die Isländer 2020 wieder auf die Filder kommen, wenn sie eingeladen werden, steht außer Frage. Und vielleicht reicht die Zeit dann ja auch für einen Abstecher in die Mercedes-Benz-Arena. Jene Stätte, an der einst Pall Einarssons Helden Asgeir Sigurvinsson und Günther Schäfer von Zehntausenden bejubelt wurden.