Der Protest hat sich für die VW-Beschäftigten gelohnt – trotz schwerer Krise gibt es einen deutlichen Reallohngewinn. Foto: dpa

Das Tarifergebnis bei Volkswagen ist perfekt: Die Beschäftigten erhalten 4,8 Prozent höhere Einkommen – wie schon die Kollegen der übrigen Metall- und Elektroindustrie. Kurz darauf geht der Blick nach vorne: Vorstandschef Müller stellt Führungskräften seine „Strategie 2025“ vor.

Stuttgart - Das war genau so gewollt: In den wesentlichen Zahlen ist der Hannoveraner Tarifabschluss für Volkswagen eine Kopie des Abkommens für die Metall- und Elektroindustrie, das eine Woche zuvor in Köln besiegelt wurde: Wie die übrigen Metaller erhalten die nahezu 120 000 Mitarbeiter im VW-Haustarifvertrag 4,8 Prozent mehr Gehalt – in zwei Schritten von 2,8 und 2,0 Prozent. Hat die IG Metall in der Fläche eine 21-monatige Laufzeit bis Ende 2017 akzeptiert, so sind es beim Autobauer 20 Monate bis Ende Januar 2018.

Ein hoher Abschluss, gemessen an der schwierigen Lage von VW. „Wir haben diese Krise nicht zu verantworten“, betonte IG-Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine. Für die Motormanipulationen seien „obere Etagen“ zuständig. „Warum sollen wir dafür zahlen?“ IG-Metall-Chef Jörg Hofmann ergänzte: „Die Beschäftigten müssen nicht für die Fehler des Managements zurückstecken.“ Das Ergebnis hat somit Signalcharakter: Vollzogen wurde ein Schulterschluss der VW-Belegschaft mit allen anderen Beschäftigten der Industrie – vor allem mit den Belegschaften unter dem eigenen Konzerndach. Sich nicht weiter auseinander dividieren zu lassen, das ist der IG Metall strategisch besonders wichtig in dem vom Dieselskandal erschütterten größten Autokonzern Europas.

Kurz vor Pfingsten war der Unterschied zu anderen Autobauern schon deutlich geworden, als die Erfolgsbeteiligung von 3950 Euro für VW beschlossen wurde. Dafür wurde das Kleingedruckte an zentraler Stelle geändert: Die Grundlage für Belegschaftsboni sind nun jeweils die zwei vorangegangenen Geschäftsjahre – im aktuellen Fall 2014 und 2015. Da VW wegen der Abgasaffäre im Vorjahr schon Rückstellungen in Höhe von 16,2 Milliarden Euro vornehmen musste, war die Erfolgsbeteiligung wohl nur so zu rechtfertigen. Das heißt aber auch: bei den nächsten Ausschüttungen dürfte es erneut deutlich weniger geben als bei Porsche (8911 Euro für 2015), Audi (5420 Euro), Daimler (5650 Euro) oder BMW (8375 Euro), da die Problemjahre noch einige Zeit nachwirken werden.