Ein Geständnis hat den Prozess frühzeitig beendet. Foto: Archiv (dpa/Volker Hartmann)

Das Landgericht Heilbronn hat den Prozess gegen einen 39-jährigen Litauer nach einem Geständnis schnell abgeschlossen.

Steinheim - Corona macht’s möglich: Eigentlich waren für den Prozess gegen einen 39-jährigen Litauer, der sich wegen des Diebstahls von zahlreichen Multifunktionslenkrädern und Navigationsgeräten aus BMWs vor dem Landgericht Heilbronn verantworten musste, noch sieben Verhandlungstage bis Ende Mai vorgesehen. Doch nach einem umfangreichen Geständnis konnte das Gericht das Verfahren bereits am Mittwoch beenden und ersparte dadurch mehr als 40 Zeugen zum Teil weite Anreisen. Das Gericht verurteilte den Gelegenheitsarbeiter wegen gewerbsmäßigen Diebstahls in neun Fällen und Sachbeschädigung zu einer Haftstrafe von vier Jahren und zehn Monaten.

„Heute schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, erklärte der Vorsitzende Richter Roland Kleinschroth bei der Urteilsbegründung. Zum einen sei es schön, dass der Prozess schnell und mit einem „vernünftigen Ergebnis“ beendet worden sei. Mit dem milden Urteil habe die Kammer das frühe Geständnis honorieren wollen. Andererseits habe der 39-Jährige die geschädigten BMW-Fahrer enorm in Aufruhr versetzt und mit den Emotionen der Menschen gespielt. Und auch wenn häufig Versicherungen gezahlt hätten, treffe dies die Versicherten durch höhere Beiträge und im Endeffekt die Allgemeinheit, die den Schaden zu tragen habe. „Auch wenn Sie in Litauen nicht die Möglichkeit haben, in Saus und Braus zu leben, gibt Ihnen das nicht das Recht, in ein anderes Land einzureisen und zu stehlen“, machte Kleinschroth dem Angeklagten klar. Man müsse den Ruf seines Heimatlandes nicht durch Straftaten schlechter machen.

Angeklagt war der 39-Jährige wegen schweren Bandendiebstahls, was sich ohne umfangreiche Beweisaufnahmen jedoch nicht nachweisen ließ. So blieb es beim Urteil wegen gewerbsmäßigen Diebstahls. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Litauer in neun Nächten zwischen April und August 2019 zwischen Heilbronn und Bonn Autos aufgebrochen hatte und insgesamt 19 Multifunktionslenkräder, neun Navigationsgeräte und zwei Bordcomputer ausgebaut hatte.

Im Juli hatte er auch in Steinheim in der Beethovenstraße und in der Haydnstraße zugeschlagen. Zudem räumte der Litauer ein, Diebstähle in Nußloch, Sinsheim, Mainhardt, Eppingen, Brackenheim, Königswinter in Nordrhein-Westfalen, Bonn und Ransbach-Baumbach im Westerwald verübt zu haben. Den Gesamtschaden der gestohlenen Ware bezifferte das Gericht auf rund 60 000 Euro, den Schaden an den Fahrzeugen auf mindestens 72 000 Euro. Als Abnehmer des Diebesguts fungierte der Vater des Manns, weitere Bandenmitglieder konnte das Gericht nicht mit Sicherheit identifizieren.

Das Gericht hatte zu Prozessbeginn darauf hingewiesen, dass der Angeklagte durch Beweismittel wie Handydaten, das Foto eines Verkehrsblitzers und ein Video zu überführen sei. Für ein Geständnis war eine Strafe von fünf bis fünfeinhalb Jahren in Aussicht gestellt worden. Bei Beendigung des Prozesses am gleichen Tag war eine Strafe von unter fünf Jahren in den Raum gestellt worden. Die Staatsanwältin hatte auf eine Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten plädiert, die Verteidigerin auf vier Jahre und zehn Monate.