Der Unterwasserroboter SeaBed fährt die Eisflächen in der Antarktis ab Foto: Klaus Meiners, Woods Hole Oceanographic Institution

Zwei Jahre lang ist der Roboter SeaBed die Unterseite der Eisdecke abgefahren. Das Ergebnis: Die erste detaillierte dreidimensionale Karte der Antarktis. Und die erfreuliche Erkenntnis, dass trotz Klimawandel mehr Eis da ist als gedacht.

Sydney - Während das Eis in der Arktis schmilzt, nimmt es am Südpol zu. Die erste hochauflösende 3-D-Karte der Antarktis zeigt, dass das Meereis dort deutlich dicker ist als bisher angenommen. Von Satellitenaufnahmen war bereits bekannt, dass sich das Eis flächenmäßig ausbreitet. Klimawandel-Skeptiker fühlen sich bestätigt, wenn sie von mehr und dickerem Eis hören. Allerdings ist das Meereis in der Antarktis weniger von der Erwärmung der Atmosphäre betroffen als in der Arktis.

Da am Südpol die großen Ozeane aufeinandertreffen, spielt die Wassertemperatur eine große Rolle bei der Eisbildung. Außerdem erwärme sich die südliche Hemisphäre langsamer als die nördliche, da sie weniger Landmasse habe, erklärt der deutsche Meteorologe Jan Lieser, der an der Antarktis-Studie beteiligt war. „Durch die andere Verteilung von Land und Wasser werden Winde angefacht, die die Antarktis umzirkeln und die kalte Luft auf das Meereis drücken.“  

Mehr Eis bedeutet mehr Reflexion – das ist gut fürs Klima

Mehr Eis im Meer sei aber trotzdem eine gute Nachricht für den Klimawandel, da das Eis Sonnenlicht reflektiere und die Erderwärmung verlangsame. Sollte die Eisschmelze in den kommenden hundert Jahren auch die Antarktis erreichen, werde es gefährlich für die Erde. „Deswegen ist es so wichtig, dass wir das Eis und vor allem seine Masse in den kommenden Jahrzehnten so exakt und detailliert wie möglich überwachen können“, sagt der Meteorologe.  

Die neue dreidimensionale Karte, die erstmals im Wissenschaftsmagazin „Nature Geoscience“ veröffentlicht wurde, sei dafür ein wichtiger Schritt. Sie entstand während zwei Expeditionen in die antarktischen Regionen Weddell, Bellingshausen und Wilkesland in den Jahren 2010 und 2012. Durch den Einsatz des neuartigen Unterwasserroboters SeaBed konnte bisher unzugängliches Terrain erforscht werden: 500 000 Quadratmeter Eis wurden vermessen. Das entspricht etwa einer Fläche von 70 Fußballfeldern.

Der Unterwasserroboter fuhr in einer Tiefe von 20 bis 30 Metern die Eisschollen ab und vermaß die Eisdicke mit Sonar-Technik.   Daraus ergab sich eine durchschnittliche Dicke von 1,40 bis 5,50 Metern. Die dicksten Stellen maßen sogar bis zu 16 Meter. Bisher hatte man die Eisdicke nur über Bohrungen bis in etwa fünf Meter Tiefe messen können. Dabei konnten jedoch nur Eisschollen getestet werden, die per Schiff zugänglich waren. Auch Satellitenaufnahmen ließen aufgrund der Schneedecke keine genauen Messungen und keine Topografie unter Wasser zu. Die Unterseite des Eises scheint aber genau wie die Oberseite aus Gipfeln und Tälern geformt zu sein. Die Verformungen entstehen, wenn große Eisblöcke ineinanderstoßen und sich zu nochmals größeren Eismassen verbinden.