Im Schulgebäude gibt es keine langen Flure mit geschlossenen Türen. Foto: Peter Hartung (Stadt Fellbach)

Die neue Maicklerschule ist die erste Clusterschule in Fellbach. Die offizielle Bauübergabe gab es in dieser Woche, der Einzug durch Schüler und Lehrer folgt erst nach den Sommerferien.

Wofür lernen wir: für die Schule? Oder fürs Leben? Die alten Lateiner kennen das von Lucius Annaeus Seneca aufgeworfene Problem im Idealfall gar auswendig: „Non vitae sed scholae discimus.“ Doch auch als Erwachsener kann man in einer modernen Schulaula Erkenntnisse fürs Leben mitnehmen: Unter den Ehrengästen, die jetzt den Neubau der Maicklerschule in Augenschein nehmen durften, waren so manche, die mit dem dort bald minütlich zu hörenden Fachbegriff noch nicht viel anfangen konnten. Handelt es sich doch um Fellbachs erste sogenannte Clusterschule.

Keine langen Flure mit geschlossenen Türen

Beim Rundgang dürfte es dann durch die Erläuterungen von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull etwas klarer geworden sein. „Es gibt keine langen Flure mit geschlossenen Türen, wie ich es noch erlebt habe, es sind offene Räume mit besonderer Atmosphäre, um miteinander zu lernen.“ Rektorin Verena Weiß ergänzte: „In den Klassenzimmern gibt es keinen Frontalunterricht mehr“, angestrebt werde Transparenz. In der jeweiligen „Clustermitte“ einer Klassenstufe liegt ein sogenannter „Marktplatz“ als Treffpunkt. Dazu gebe es etwa Computerbereiche oder Ruhezonen. Das Ganze könne man sich am besten „wie einer großen Wohngemeinschaft“ vorstellen, so Weiß.

Entwickelt wurde das neue Gebäude für die 350 Grundschüler durch das Augsburger Büro Löhle Neubauer Architekten – es hatte sich in dem Wettbewerb mit anfangs 140 Beteiligten letztlich durchgesetzt. Ein Wunder war dieser „große Wurf“ (Zull) allerdings nicht, beteiligt sich das Büro doch nach Angaben von Co-Firmenchef Rainer Löhle an vier bis sechs Schulwettbewerben jährlich, 2022 sei man in diesem Segment bundesweit am erfolgreichsten gewesen. Übrigens, auf dem Dach des Gebäudes an der Ecke Hermann-Löns-Weg/Albrecht-Dürer-Weg befindet sich nicht nur eine Photovoltaikanlage, sondern es ist zudem begrünt.

Zweieinhalb Jahre Bauzeit – „eine Meisterleistung“

Die Bauzeit lag – nach dem Start im Januar 2021 – bei lediglich zweieinhalb Jahren, das sei angesichts der Probleme in der Branche, Corona, Lieferschwierigkeiten, Rohstoff- und Fachkräftemangel „in der heutigen Zeit eine Meisterleistung“, lobte Gabriele Zull. Das Projekt hat von den Kosten her fast die Dimensionen des auf 27 Millionen Euro veranschlagten neuen Fellbacher Feuerwehrhauses – aber eben nur fast. Denn die Oberbürgermeisterin korrigierte in diesem Zusammenhang die kursierende und auch in der Einladung zum Ereignis genannte Zahl von 26 Millionen Euro. Man werde bei den Baukosten „unter den kalkulierten Summe von 25 Millionen liegen“, so die OB. Vom Land gibt es zudem Fördergelder in Höhe von 2,4 Millionen Euro.

Auf wen man bei der Umsetzung des Projekts besonders stolz sein konnte, darauf wies der 80-köpfige Chor der dritten Klassen der Maicklerschule mit energischem Gesang hin: „Wer will fleißige Handwerker seh’n?“ Nun, da muss man eben nach Fellbach in die neue Maicklerschule geh’n. Die Klasse 2b wirbelte außerdem in dem vom Duo des Ludwigsburger Theaters Courage launig moderierten Programm mit einer Polka durch die Mensa der neuen Schule. Gabriele Zulls Fazit bei der Schlüsselübergabe: „Da würde man doch gerne noch einmal Schüler sein.“