Vom Bäcker zum Bühnenkünstler: DJ BoBo bringt Dancefloor auf die große Bühne. Ein Phänomen der 90er Jahre mag der Schweizer nicht sein: Mit seiner neuen Tour feiert er das 25. Bühnenjubiläum.
Rust - Mit Eurodance, dem musikalischen Phänomen der 1990er Jahre, ist DJ BoBo auf die große Bühne gekommen. Der Schweizer landete als tanzender Sänger eingängige Hits und schaffte es in die Charts. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen von damals ist der 49-Jährige noch heute in der Branche eine feste Größe. Dieses Jahr hat er sein 25. Bühnenjubiläum. Deshalb geht er auf Konzertreise durch mehrere Nationen. Start seiner neuen Tour „Mystorial“ ist an diesem Freitag (13. Januar) im Europa-Park in Rust bei Freiburg.
„Es wird eine Zeitreise“, sagt der Musiker zu seiner aktuellen Tour, die im Zeichen des Bühnenjubiläums steht: „Es ist aber mehr als nur ein musikalischer Rückblick.“ Die Hits von früher gehören zwar dazu, im Mittelpunkt stehen aber neue Songs, erzählt der Musiker und Vater von zwei Kindern. Für seine Familie, mit der er in der Schweiz am Vierwaldstättersee lebt, hat er sich zuletzt zwei Jahre Auszeit genommen. Nun kehrt er auf die Bühne zurück.
DJ BoBo alias Peter René Baumann ist einer der wenigen Künstler des sogenannten Eurodance-Phänomens der 90er Jahre, die noch Lieder schreiben und mit ihren Konzerten große Hallen füllen. Seinen ersten Hit hatte er 1992 mit „Somebody Dance With Me“. Es folgten weitere wie „There Is a Party“, „Let the Dream Come True“ oder „Love Is All Around“. Während andere Musiker aus der Zeit des Eurodance noch maximal bei 90er-Revivals auftreten, hat der Schweizer vor mehr als zehn Jahren große Bühnenshows zu seinem Markenzeichen gemacht. Er ist seitdem so präsent wie selten zuvor. Seine musikalische Durststrecke, die er nach der Jahrtausendwende hatte, ist vergessen.
In der Regel alle zwei Jahre geht der Dancefloor-Spezialist mit einem jeweils anderen Leitthema international auf Tour. Und zieht so eine feste Fan-Gemeinde an. „Das Publikum hat sich verändert“, sagt er: „Die Zeit als Teeniestar habe ich hinter mir.“ Mit seinen Tourneen spreche er vor allem Familien an: „Fans von früher kommen heute mit ihren Kindern und schauen sich gemeinsam die Show an.“
Schwerpunkt auf aufwendig inszenierten Shows
Sein Erfolgsrezept: „Wir haben damals, in der Hochphase des Eurodance, das Konzept weiterentwickelt für die Zukunft und uns nicht auf unseren Hits ausgeruht.“ Der Schwerpunkt liegt mittlerweile bei den aufwendig inszenierten Shows: Akrobaten und Spezialeffekte, ein gewaltiger Bühnenaufbau, Dancefloor und Tanznummern prägen das Bild. Die meisten Fans hat der Schweizer in Deutschland. Sein Heimatland hat DJ BoBo vor zehn Jahren beim Eurovision Song Contest vertreten. Er scheiterte bereits im Halbfinale.
DJ BoBo, dessen Künstlername seinem früheren Graffiti-Zeichen entspricht, arbeitet auch hinter der Bühne als Produzent. „Er hat ein Auge für Inszenierung und ein gutes Gefühl für die ganz große und zugleich passende Show“, sagt Schlagersängerin Andrea Berg, die seit Jahren auf den Schweizer setzt. Für sie entwickelt er Tourneen und Musik, Programme und Bühnenbilder. Zudem ist er häufig Gast in Fernsehsendungen. „Er ist der coolste Botschafter der Schweiz“, sagt etwa ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel. Fürs Geschäft sorgt der Musiker selbst: Er ist Chef seiner eigener Firma und seines Plattenlabels.
Mit seinem Ausbildungsberuf hat das alles wenig zu tun: Anfang der 80er Jahre machte er eine Lehre zum Bäcker und Konditor. „Ich war damals 15 und wusste nicht, was ich machen sollte. Jeder im Dorf hat eine Ausbildung begonnen, also habe ich mich für eine Bäckerlehre entschieden“, erzählt er. Spaß habe ihm der Beruf nicht gemacht, die Arbeitszeiten früh morgens empfand er als Belastung: „Ich habe zwei Dinge gelernt damals: Disziplin und Durchbeißen.“ Dass er die Lehre zu Ende gemacht habe, wundere ihn noch heute.
Seine Tourneen startet der Musiker seit zehn Jahren stets in Rust. „Mystorial“ dauert bis Ende des Jahres. Geplant sind 30 Konzerte in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Danach geht die Tour den Angaben zufolge durch Nord- und Osteuropa sowie nach Südamerika.