Verzweiflung bei Leverkusens Stefan Kießling Foto: dapd

Enttäuschung in der Nachspielzeit: Leverkusen steht vor Achtelfinal-K.o. in der Europa League.

Leverkusen - Der Wirbel um Cheftrainer Jupp Heynckes und Ersatzbank-Verweigerer Michael Ballack hat doch Spuren hinterlassen: Nach einem Genickschlag in der Nachspielzeit steht Bayer Leverkusen vor dem Achtelfinal-K.o. in der Europa League. Gegen den FC Villarreal verlor der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga am Donnerstag mit 2:3 (1:1) und kassierte die erste Niederlage im laufenden Wettbewerb. Im Rückspiel in einer Woche in Spanien droht den Bayer-Profis damit das Aus auf europäischer Ebene.

Vor den Augen des grimmig dreinblickenden Tribünengastes Ballack hatte Michal Kadlec (33. Minute) die Leverkusener mit 1:0 in Führung gebracht und Gonzalo Castro den Ausgleich zum 2:2 erzielt (72.). Doch der italienische Nationalspieler Giuseppe Rossi (42.) mit dem Ausgleich kurz vor der Pause sowie der Brasilianer Nilmar unmittelbar nach seiner Einwechslung (70.) und mit dem Siegtreffer in der Nachspielzeit (90.+4) verschafften dem Tabellenvierten der spanischen Liga ein perfektes Auswärts-Resultat.

Heynckes: "Das ist sehr bitter"

„Das ist sehr bitter für meine Spieler. Wir haben sehr gut gespielt und waren die wesentlich bessere Mannschaft“, sagte Heynckes, machte aber sofort auch Mut: „Wir sind sehr auswärtsstark, haben auswärts immer viele Tore erzielt. Selbstverständlich, dass wir da hinfahren, um die Runde noch zu drehen.“ Stefan Kießling und René Adler dagegen waren restlos bedient. „Ich bin einfach nur sauer, weil es nicht passieren darf, dass die aus drei Chancen drei Tore machen. Wir waren nicht kaltschnäuzig genug“, sagte Kießling. „Solche Spiele hasst du als Torwart. Wir haben uns selber geschlagen“, meinte Adler.

Wie Coach Heynckes machte auch Kapitän Simon Rolfes in Optimismus: „Wir haben alle Chancen um weiterzukommen“, sagte der Mittelfeldmann. „Wir waren klar überlegen und hatten viel mehr vom Spiel. Aber wir sind mit Kontern eiskalt erwischt worden.“ Erstmals geschah das kurz vor der Pause, als Rossi eine Schläfrigkeit in der Bayer-Hintermannschaft ausnutzte und mit seinem Schuss ins lange Eck Schlussmann Adler keine Abwehrchance ließ.

Insgesamt erwiesen sich nach dem lockeren Einzug der Leverkusener in die Runde der besten 16 Teams die „Submarino amarillo“ („gelbes U-Boot“) genannten Spanier als der erwartete Gegner auf Augenhöhe. Ohne Ballack, aber wieder mit Abwehrchef Sami Hyypiä und Derdiyok gelang es Bayer zunächst zu selten, den Gegner unter Druck zu setzen.

In der 33. Minute war es der starke Kadlec, der sich im Mittelfeld den Ball schnappte, die Großzügigkeit seiner Gegenspieler ausnutzte und FC-Torwart Diego Lopez überwand. Nach dem Gegentreffer kurz vor der Pause brachte Heynckes in Halbzeit zwei Nationalstürmer Kießling, der mit einer schönen Direktabnahme ins Tor traf, dabei aber knapp im Abseits stand (69.).

Nach 70 Minuten traf der für Rossi eingewechselte Nilmar nur wenige Sekunden nach dem Betreten des Platzes aus kurzer Distanz zum 1:2. Nur Sekunden später gelang Castro die prompte Antwort. Nach Heynckes' Zögern bei der Verlängerung seines Vertrages, dem Wirbel um Ballacks Ersatzbank-Verweigerung und seine Zukunft im Nationalteam wäre ein Heimsieg ein wichtiges Signal gewesen - doch kurz vor dem Schlusspfiff setzte es sogar noch die unnötige Niederlage.