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Nach dem verlorenen Referendum lassen sich die S21-Gegner nicht entmutigen.

Stuttgart - Der Widerstand gegen Stuttgart 21 hat sich nach der verlorenen Volksabstimmung bei der 101. Montagsdemonstration selbst Mut gemacht. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, rief Brigitte Dahlbender, BUND-Landeschefin und zurückgetretene Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen das Bahnprojekt, am Abend den Demonstranten vor dem Stuttgarter Kopfbahnhof zu. Die Polizei kam auf 2000 Teilnehmer, deutlich weniger als bei der Kundgebung vor einer Woche. Die Veranstalter zählten 3500 Protestierende.

Dahlbender: Stolz sein auf das Erreichte

Der Erfolg der Tiefbahnhof-Befürworter sei ein Pyrrhussieg, denn die Bahn werde das Land verklagen, Kosten über den Deckel von 4,5 Milliarden Euro zu zahlen. Wenn Baden-Württemberg schließlich doch mehr zahlen müsste, würde das vor allem der S-21-freundlichen SPD angerechnet werden.

Trotz der Enttäuschung über die Mehrheit für den geplanten Tiefbahnhof dürften die Demonstranten auch stolz auf das Erreichte sein. „Ihr habt Stuttgart aus dem Dornröschenschlaf einer bieder anmutenden Großstadt geholt“, sagte Dahlbender. Es gebe keine andere Bewegung, über die Krimis, Romane, Musicals und Theaterstücke geschrieben worden seien.

Betriebsseelsorger Paul Schobel rief den Demonstranten entgegen: „Wir sind alles andere, doch nicht tot.“ Er lobte die breite Mobilisierung von Jung, Alt, Arm, Reich, Arbeitslosen und Arbeitenden, Arbeitgebern und Gewerkschaftern gegen Stuttgart 21: „Das Volk hat sich auf der politischen Bühne zurückgemeldet.“ Er unterstrich: „Wir werden für die politischen Eliten weiter unberechenbar bleiben.“

Es wird auch eine 102. Montagsdemo geben

Der Sprecher des Aktionsbündnisses, Hannes Rockenbauch, kündigte an, dass die Gegner an diesem Sonntag im Stuttgarter Rathaus ihr weiteres Vorgehen beraten. Sicher ist derzeit nur, dass auch am kommenden Montag eine Kundgebung stattfinden wird - die 102. Dies freute besonders Eva-Maria Gideon, die seit der zweiten Montagsdemo im Oktober 2009 fast keine verpasst hat. Zwar sei sie über das Votum ihrer Mitbürger enttäuscht, sagte die Schorndorferin. Doch es sei noch viel Power im Widerstand. Auch wenn es keine Montagsdemonstration mehr gebe, werde sich der Protest andere Wege bahnen. Sie ist überzeugt: „Die Bewegung bewegt sich weiter.“