Vor zehn Jahren war Instagram noch dazu gedacht, Bilder aus dem Alltag zu teilen. Mittlerweile wird über die Plattform nicht nur jede Menge Geld gemacht, sondern immer mehr Nutzer teilen dort ihre politischen Ansichten.
Stuttgart - Es ist keine Seltenheit, dass Menschen im Restaurant ihr Essen fotografieren, vor einem Wahrzeichen posieren oder sich mit dem Handy in der Hand mitten auf der Straße im Kreis drehen und die Szene filmen. All das dient meistens einem bestimmten Zweck: sich und sein Leben auf der Bilder- und Videoplattform Instagram darzustellen.
Heute vor zehn Jahren wurde Instagram gegründet. Seitdem hat wohl kaum ein anderes Netzwerk das soziale Miteinander und die ästhetischen Standards so sehr beeinflusst wie Instagram. Neben Schauspielern, Musikern, Politikern, Sportlern oder Influencern tummeln sich auf der Plattform zahlreiche Privatpersonen. Während Instagram lange nur für die Selbstdarstellung genutzt wurde, äußern sich mittlerweile immer mehr Menschen politisch – denn mit über einer Milliarde Nutzern ist das Netzwerk ein großer Multiplikator.
Instagrams heile Welt
Der Hamburger Politikberater und Blogger Martin Fuchs sagt: „Instagram hat nach wie vor das Image der heilen Welt, in der es kaum Kritik gibt und wo gerne Beauty-Bilder gepostet werden. Allerdings ist dort auch die politische Kommunikation stark vertreten.“ Gerade dieses positive Image locke die Nutzer und auch Politiker auf die Plattform und ermögliche es somit, dort politische Diskurse entstehen zu lassen.
Instagram werde von den großen Sozialen Netzwerken am intensivsten für politische Inhalte genutzt, sagt Fuchs: „75 Prozent der Bundestagsabgeordneten haben einen Account und sind auf Instagram aktiv.“ Sie hätten erkannt, dass sie dort nicht nur junge Menschen erreichen, sondern potenzielle Wähler aller Altersklassen. Vor allem die Funktion, sogenannte Storys zu veröffentlichen, würden viele Politiker für sich nutzen. „Dort können sie kurze, zusammenhängende Geschichten erzählen“, erklärt er.
Große, zukunftsträchtige Themen
Nicht nur Politiker seien für politische Debatten auf Instagram verantwortlich, so Fuchs: „Auch Fridays for Future, Kirchen oder NGOs aber auch Influencer schaffen Diskurse außerhalb von Parteipolitik.“ Dabei seien gleiche oder ähnliche Probleme, die auch außerhalb des Netzwerkes herrschen: „Es sind große und zukunftsträchtige Themen, die die Menschen auf Instagram interessieren.“ Dazu zählten Klima- und Umweltpolitik, Geschlechtergerechtigkeit oder Black Lives Matter, sagt Fuchs.
Ihm sei es dabei nicht wichtig, wie viele Follower ein Politiker auf Instagram hat: Das verrate nicht unbedingt etwas über deren Kompetenz. Viel wichtiger sei, ob die Account-Betreiber die Logik von Instagram verstanden haben und ihre Themen gut aufgreifen. Als Beispiel dafür nennt Fuchs Katja Mast. Die stellvertretende Vorsitzende der SPD im Bundestag wisse, wie sie Instagram-Storys richtig einsetze.
Laut Fuchs könne Aminata Touré (Die Grünen) besonders gut hochkomplexe politische Themen erklären.
Auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir habe Instagram im Griff und wisse, wie er den Raum bespielen muss, sagt Fuchs.
Wer trotzdem wissen möchte, welcher deutsche Politiker die meisten Follower auf Instagram hat, findet in unserer Bildergalerie eine Rangliste.