Die Trassenvariante für die Gäubahn von Horb über Tübingen und Reutlingen zum Flughafen könne beim weiteren Dialog „nicht diskussionsfähig“ sein, sagen die CDU-Landtagsfraktion und ihre Mitstreiter. Foto: DB/Georg Wagner

Befürworter der S21-Pläne mit Anschluss des Flughafens an Gäubahnlinie erhöhen Druck.

Stuttgart/Böblingen - Die Befürworter der Stuttgart-21-Pläne mit einem Direktanschluss des Flughafens an die Gäubahnlinie erhöhen den Druck – nur zwei Tage nach dem Beginn des Filder-Dialogs. In Böblingen erklärten die CDU-Landtagsfraktion und ihre Mitstreiter, dass sie auf die bisherige Planung bestehen und ein Bekenntnis der Dialog-Teilnehmer dazu erwarten. Die Trassenvariante für die Gäubahn von Horb über Tübingen und Reutlingen zum Flughafen könne beim weiteren Dialog „nicht diskussionsfähig“ sein.

Dasselbe treffe für den Vorstoß von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zu, die Gäubahn doch nicht zum Flughafen zu lenken, sondern nur eine Umsteigestation im Bahnhof Stuttgart-Vaihingen zu schaffen. Beim Filder-Dialog gehe es nur darum, eine noch bessere Lösung für den Planfeststellungsabschnitt 1.3 im Bereich Flughafen zu diskutieren, sagte Fraktionschef Peter Hauk. Er meint Fragen wie die, ob der geplante Flughafenbahnhof für Fernzüge und der bestehende S-Bahnhof – künftig auch für die Gäubahnzüge gedacht – näher zusammengelegt werden können.

Um den Druck aufzubauen, hatten die CDU, der Böblinger Landrat Roland Bernhard sowie der Interessenverband Gäu/Neckar/Bodensee-Bahn zwei Dutzend politische Repräsentanten von Kommunen und Regionalverbänden entlang der Gäubahnstrecke zusammengetrommelt. Sie verabschiedeten mehrheitlich eine Resolution, in der die Gäubahn zum Flughafen mit der geplanten Verbindungskurve bei Stuttgart-Rohr als unumstößliche Prämisse des Projekts S 21 bezeichnet wird.

Beim Volksentscheid habe es entlang der Gäubahn, am Bodensee, in Ostwürttemberg und der Region Heilbronn-Franken auch für diese Planung überwiegend Zustimmung gegeben. Der Plan, die Fahrtzeiten zum Flughafen und zur Messe zu verkürzen, sei dabei ebenfalls Geschäftsgrundlage gewesen. Kürzere Fahrzeiten gebe es aber nur mit einer Gäubahnverbindung über Böblingen zum Flughafen.

Wiedereinführung des früheren ICE-Halts in Böblingen erreichen

Landrat Bernhard wehrt sich vehement gegen die Abhängung des Raumes Böblingen/Sindelfingen von der Gäubahntrasse und den Verlust bisheriger Verbindungen, die viele Pendler zu Unternehmen in Böblingen betreffen würden. IBM, HP, Daimler und andere Firmen würden auf die Zusagen von Bahn und Landesregierung vertrauen.

Bernhard will nicht nur die bisherige Qualität erhalten, sondern die Wiedereinführung des früheren ICE-Halts in Böblingen erreichen. Bahn-Chef Rüdiger Grube habe dies in Aussicht gestellt. Für ihn, sagte Bernhard, gehe es auch um die Entlastung der Autobahn 81.

Drei von sieben Planungsvarianten, die man sich beim Filder-Dialog vornehmen wolle, seien unvereinbar mit der Geschäftsgrundlage für den Volksentscheid, erklärte Rainer Kaufmann von der Interessengemeinschaft Gäubahn. Leider hätten die Verantwortlichen für den Dialog nicht den Mut gehabt, klar zu definieren, was gehe und was nicht. Das schaffe Verdrossenheit. Auch Bernhard warnte: „Man kann die Demokratie auch totreiten.“

Thomas Bopp, der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart (VRS), bestritt, dass Mischverkehr auf der S-Bahn-Strecke zwischen Rohr und Flughafen aus S-Bahnen und Regionalzügen zu einem Engpass führen könnte. „Über Lärmschutz dort und eine andere Bahnhofsplanung am Flughafen kann man beim Dialog diskutieren“, sagte Bopp, „aber nicht alles infrage stellen.“ Sonst wären die Finanzierungsanteile von VRS und Flughafen nicht mehr gerechtfertigt. In diese Kerbe hieb auch Landrat Bernhard. Vom VRS-Anteil bezahle der Kreis Böblingen durch Umlage 14,8 Millionen Euro. Es dürfe nicht sein, dass „diejenigen, die mitfinanzieren, aufs Abstellgleis gestellt werden“ und die Landkreise Reutlingen und Tübingen ohne Kostenbeteiligung die Gäubahntrasse bekommen.

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