Albrecht Leize bringt die verstärkenden Staken am Korbboden an. Vor 18 Jahren hat der heute 68-Jährige mit seinem traditionsreichen Hobby angefangen. Foto: Avanti/Ralf Poller

Albrecht Leize macht aus seinem Hobby eine Hilfsaktion: Der Höpfigheimer will mit rund 60 Korbwaren einen Benefizabverkauf starten und den Erlös je zur Hälfte den Opfern der Ahrtal-Flutkatastrophe und dem Förderverein Kinderheim Zsobok in Murr spenden. Dieser hilft aktuell den Kriegsopfern in der Ukraine.

Wer mit aufmerksamem Auge das Grundstück der Familie Leize in Höpfigheim betritt, erkennt ziemlich schnell, unter welchem Zeichen Haus und Garten stehen: Es ist die Weide. Ein hübsch geformtes Exemplar dieser Gattung, das aktuell zahlreiche aufgeblühte Weidenkätzchen aufweist, begrüßt bereits im Garten die Besucher. Doch auch Garagen- und Hauswand lassen erahnen, dass in der häuslichen Werkstatt robuste Handwerkskunst aus Weidenruten entsteht. Deko-Elemente wie etwa die stilisierten Zifferblätter einer Uhr oder ein Gebilde, das an einen Notenschlüssel erinnert, zieren die Fronten.

Kreative Impulse auf Künstlermärkten

Und natürlich wird das Anwesen von einem Weidenzaun vor allzu neugierigen Augen geschützt. Denn Hausherr Albrecht Leize liebt es, kreativ mit dem langen, biegsamen Naturmaterial umzugehen. „Ich war mein Berufsleben lang Elektriker und habe mit kleinen und großen Drähten zu tun gehabt. Das kann man ein bisschen damit vergleichen“, sagt Leize mit einem Schmunzeln über sein Hobby und zeigt auf mehrere Bündel von Ruten, die sich durch folgende Merkmale auszeichnen: Die Ruten sind jeweils gleich lang und gleich dick. Außerdem fehlen ihnen die Triebe an den Seiten. Sechs verschieden lange Büschel liegen auf der Treppe zum Werkstatteingang im Untergeschoss des Hauses, wo Leize die Nutz- und Dekorationskorbwaren flicht. „Die meisten Ruten sind gelb-orangefarben“, erläutert der Hobbykorbflechter anhand eines Halbkreises, den er nach einer eigenen Idee geflochten hat. Auf ihm sind die farblichen Abstufungen – Gelb, Orange, Rot und Braun – gut zu sehen. Dass auch die Farbe Grün dabei ist, gefällt Leize besonders gut. „Die Grünen habe ich im Schilf entdeckt“, so der Korbmacher, der die meisten Ruten ansonsten auf seinem Grundstück schneidet oder sie von Freunden geschenkt bekommt. Kreative Impulse holt sich Leize gerne auch mal von außen: etwa auf Künstlermärkten. Da hat er sich auch die Idee für einen Schmetterling abgeschaut und ihn handwerklich so verändert, dass er schließlich zufrieden mit dem Ergebnis war.

Kniffe und Technik beim Vater abgeschaut

„Vor 18 Jahren habe ich mit dem Korbflechten angefangen“, erzählt der heute 68-Jährige, der sich schon als Kind Kniffe und die Technik beim Vater abschauen konnte. „Immer im Winter hat er Körbe für die Bauern gemacht. Da gab es noch drei, vier Korbflechter im Dorf. Kurioserweise habe ich aber erst nach seinem Tod wieder damit begonnen“. Der bereits verstorbene Höpfigheimer Rentner Eugen Enderle hat Leize dann an zwei Abenden wieder auf die Sprünge geholfen und „mir gezeigt, wie es richtig geht“, führt Leize aus, der beim Start auch ein einschlägiges Buch von der Familie geschenkt bekam. Seither ist der inzwischen im Ruhestand befindliche Leize eifrig damit beschäftigt, Körbe in verschiedenen Größen herzustellen.

Kurse an Schulen

„Ich kann nicht stundenlang vor dem Fernseher hocken, da schlafen mir die Füße ein“ – und so hält sich Albrecht Leize, der sich übrigens 50 Jahre lang als aktiver Feuerwehrmann in seiner Gemeinde engagiert hat, manchmal bis um Mitternacht in der Werkstatt auf, wo ihn die Ruten bei Laune halten. Alles, was er dort herstellt, wird fein säuberlich dokumentiert und durchnummeriert. Skizzen oder auch Fotos und Anmerkungen darüber, wie er vorgegangen ist, finden sich in mittlerweile zwei Büchern. Auch das zweite ist schon bald voll. „Im ersten Nachschlagewerk sind 160 Körbe und noch einmal so viele andere Objekte auf 75 Seiten festgehalten“, sagt Leize mit einer Stimme, die eine gewisse Ehrfurcht vor dem eigenen produktiven Hobby verrät. Auch Flaschen- und Geschenkkörbe, überdimensionale Weingläser, Hüte oder tragbare Laternen sind in dem Kellerraum entstanden, wo sich ein ganzes Sortiment an Werkzeugen befindet: etwa das Klopfeisen, diverse Cutter und Messer oder auch ein paar zur Ahle umfunktionierte Schraubenzieher. Die benötigt der Bastler, um dünnere Staken in das bereits vorhandene Geflecht zu stecken. „Da braucht man richtig Gewalt zum Drücken – ich merk’s schon an den Fingern“, kommentiert Leize seine Bemühungen, dem Korbboden sein unterstes Band zu geben. Mit dem Messerrücken sorgt er dafür, dass die Rute, die er biegen will, einen klaren Knick erhält. Leize hat auch schon Kurse gegeben. So hat er etwa Dritt- und Viertklässler an den Projekttagen mit dem Korbflechten in Berührung gebracht.

Erlös soll Flutkatastrophen- und Kriegsopfern zugute kommen

Die Resultate seines Arbeitseifers hat Albrecht Leize nicht nur immer wieder verkauft, sondern vielfach auch als Geschenk in andere Hände gegeben. Jetzt aber schwebt dem Korbflechter etwas Neues vor: Er will sein randvolles Werkstatt-Lager räumen und die Produkte per zweimaligem Benefiz-Abverkauf einem guten Zweck zuführen. Den Erlös will der Höpfigheimer nämlich je zur Hälfte den Opfern der Ahrtal-Flutkatastrophe und dem Förderverein Kinderheim Zsobok in Murr spenden. Letzterer hilft aktuell den Kriegsopfern in der Ukraine. Eine Unterstützung, die Albrecht Leize ebenfalls sehr wichtig ist.

Der öffentliche Benefiz-Abverkauf von rund 60 Korbwaren findet an den Mittwochen 30. März und 6. April jeweils von 7.30 Uhr bis 12 Uhr auf dem Höpfigheimer Markt statt.