Der Gemeinderat hat den Weg schon einmal frei gemacht für Verkaufsoffene Sonntage in Marbach. Foto: Archiv (avanti)

Gewerkschaft sieht Verkaufsoffene Sonntage kritisch. Marbacher Räte können das in Corona-Zeiten nicht verstehen.

Marbach - In welcher Form und mit welchem Rahmenprogramm die beiden geplanten Verkaufsoffenen Sonntage in Marbach in diesem Jahr über die Bühne gehen, ist angesichts der Corona-Krise ungewiss. Rein rechtlich wurden vom Gemeinderat aber zumindest schon einmal die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Läden am 28. Juni sowie am 8. November zur Schillerwoche ihre Türen für Besucher aufschließen dürfen. Das Gremium erließ in seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine entsprechende Satzung.

Bürgermeister Jan Trost machte allerdings kein Hehl daraus, dass wegen der Pandemie und der damit verbundenen Unwägbarkeiten der Termin am 28. Juni mit Vorsicht zu genießen sei und unter einem gewissen Vorbehalt stehe. „Pro forma sollten wir den Beschluss aber auf jeden Fall fassen“, erklärte der Rathauschef. Er gab zu bedenken, dass es den Einzelhändlern in der momentanen Situation guttun würde, wenn sie an einem zusätzlichen Tag ihre Kunden bedienen und ihre Produkte an den Mann und die Frau bringen könnten. „Die Situation ist ja gerade bei vielen verheerend“, meinte Trost.

Zufrieden zeigte er sich zudem, dass Verdi den Planungen ebenfalls zustimme und ein Auge zudrücke. Darauf wies er deshalb ausdrücklich hin, weil die Gewerkschaft in anderen Städten auch schon gegen solche Aktionstage geklagt und den Rechtsweg beschritten hatte.

Ernst Morlock von der SPD hatte das Schreiben von Verdi an den zuständigen Marbacher Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling allerdings etwas anders gelesen. Für ihn ging daraus nämlich auch hervor, dass sich die Gewerkschaft grundsätzlich gegen die Sondertage ausspricht. „Verdi hat offensichtlich noch nicht gemerkt, dass der Einzelhandel in Schwierigkeiten ist und die Corona-Krise vielleicht besondere Entscheidungen erfordert“, schloss Morlock daraus. Unverständnis rief die Rückmeldung von Verdi auch bei Ulrich Frech von der CDU hervor. „Das sind merkwürdige Äußerungen“, sagte er.

Damit bezog er sich wie Morlock auf einen Passus in dem Schreiben der Gewerkschaft, in dem es heißt, „dass die Öffnung der Verkaufsstellen für die beantragten Sonntage, 28. Juni und 8. November, grundsätzlich“ abgelehnt werde. „Im Interesse der von uns zu vertretenden abhängigen Beschäftigten im Einzelhandel halten wir eine Öffnung von Ladengeschäften an Sonntagen für nicht erforderlich“, heißt es zur Erklärung. Zugleich erkenne man aber an, dass die Kommune das Ganze so gestalten wolle, dass „den Anforderungen des Gesetzgebers und der damit verbundenen Rechtsprechung Rechnung“ getragen wird.

Weitaus positiver fiel der Grundtenor zu den Verkaufsoffenen Sonntagen aus, den der evangelische Dekan Ekkehard Graf im Namen der drei großen Marbacher Kirchen an die Stadt übermittelte. Man spreche sein Einverständnis zu den Plänen aus, schreibt der Dekan. „Wir stimmen dem zu, zum einen, weil die klassischen Gottesdienstzeiten zwischen 9 und 11 Uhr nicht tangiert sind, zum anderen, weil dem durch die Corona-Krise schwer gebeutelten Einzelhandel diese Zusatzeinkünfte ermöglicht werden sollten“, erläuterte er. Eine Einstellung, die Ernst Morlock als „toll“ bezeichnete. Der Dekan und die Kirchen hätten „erkannt, in welcher Not der Einzelhandel in Marbach steckt“, konstatierte er.

Das Virus wirkt sich aber nicht nur auf die Geschäfte aus. Viele Feierlichkeiten müssen gestrichen werden. So auch das SPD-Altstadtfest, das zusammen mit dem Verkaufsoffenen Sonntag am 28. Juni über die Bühne gehen sollte. „Uns blutet das rote Herz“, sagte Ute Rößner im Gemeinderat zu der Absage. Man habe aber auf die Pandemie reagieren müssen.