Zwei Monate musste die Familie auf Internet, Telefon und Co. verzichten. Foto: Archiv (dpa)

Oliver Kern hat nach seinem Umzug nach Wolfsölden zwei Monate lang auf einen funktionierenden Internetanschluss warten müssen. Der 52-Jährige fühlte sich hingehalten.

Affalterbach-Wolfsölden - So hatte sich Oliver Kern das wirklich nicht vorgestellt: Als der 52-Jährige mit seiner Familie Anfang November in sein neues Haus nach Affalterbach-Wolfsölden umzog, hoffte er, möglichst bald einen Großteil seiner Arbeitszeit im Homeoffice zu verbringen, wozu ihn sein Arbeitgeber, die VVS Stuttgart, angehalten hatte. Doch obwohl er für den Tag des Einzugs einen Telekom-Techniker bestellt hatte, löste dies nicht die Probleme, sondern startete damit eine lange Leidenszeit. „Die Telekom hat meinen geplanten Lockdown verhindert“, bedauert Kern.

Besagter Telekom-Techniker stellte nämlich fest, dass es bei der Zuleitung zum neuen Haus in der Hauptstraße eine Störung gab. Die Folge: kein Festnetztelefon, kein Internet für den O2-Kunden Kern. Immerhin erschien nur fünf Tage später ein Mitarbeiter einer von der Telekom beauftragten Baufirma. Dieser erklärte Oliver Kern, dass vermutlich ein Defekt an einer unterirdischen Kabelweiche vorliege und das Erdreich rund 70  Meter vom Haus entfernt aufgegraben werden müsse. „Das Merkwürdige daran war, dass nur unser Festnetz- und Internetanschluss nicht funktioniert hat. Alle Nachbarn drum herum waren von der defekten Weiche nicht betroffen.“

Wundern musste sich der Marketing-Mitarbeiter der VVS Stuttgart und Krimiautor auch über das Verhalten der Telekom in den darauffolgenden Wochen. „Es war eine Hinhaltetaktik, die sich geradezu ins Absurde gesteigert hat“, erinnert er sich mit Grausen. Nach sechs Wochen schickte die Telekom erneut einen Techniker vorbei, der jedoch nur denselben Defekt feststellte wie die beiden Kollegen zuvor. „Einer meiner Söhne macht nächstes Jahr Abitur. Er weiß wirklich nicht mehr, wie er sich ohne Internet in Zeiten der Corona-Pandemie darauf sinnvoll vorbereiten soll“, berichtet Oliver Kern.

Auch Nachfragen bei der Bundesnetzagentur und verschiedenen Verbraucherorganisationen brachten den 52-Jährigen nicht weiter. Selbst Affalterbachs Bürgermeister Steffen Döttinger, an den sich Oliver Kern in seiner Verzweiflung ebenfalls wandte, konnte dessen Dilemma nicht auflösen. „Herr Döttinger hat mir aber bestätigt, dass für die Erdarbeiten keine Baugenehmigung nötig sei“, erzählt Kern.

„Mir tat die Familie Kern überaus leid. In Zeiten von Corona kann es eigentlich nicht sein, dass die Telekom jemanden ohne Internet lässt“, sagt Bürgermeister Döttinger. Doch als er sich an seinen Ansprechpartner bei der Telekom wandte, der für die Kommunen zuständig ist, kam auch er auf diesem Weg nicht weiter. „Mir wurde nur gesagt, dass die Telekom genau wisse, wo sie aufgraben muss“, erzählt der Affalterbacher Schultes.

Schließlich wandte sich Oliver Kern auch an die Marbacher Zeitung – und nach einem Anruf bei der Pressestelle der Telekom kam auf einmal Bewegung in die Sache. Noch am gleichen Tag meldete sich eine Telekom-Mitarbeiterin bei Kern, einen Tag später rollte der Bagger an.

Inzwischen ist der Defekt an der Kabelweiche endlich behoben, ein Telekom-Techniker hat dies dem Neu-Affalterbacher bestätigt. Zwar muss ein O2-Techniker die DSL-Verbindung noch endgültig freischalten, doch dank eines geliehenen Routers konnte sich die Familie Kern zumindest noch vor Weihnachten über eine funktionierende Internetverbindung freuen. Es war in diesem Jahr wahrscheinlich das Geschenk, über das sich alle am meisten gefreut haben.