Affalterbach will den Lärm im Ort reduzieren und setzt dabei auch auf den Bau der Umgehungsstraße. Foto: Archiv (avanti)

In der Schillerstadt fürchtet man, dass die geplante Umgehungsstraße in Affalterbach mehr Verkehr in Marbach provoziert – und will deshalb den Lärmaktionsplan in der Nachbargemeinde nicht kommentarlos absegnen.

Marbach - Vor einigen Jahren haben die Marbacher Räte schon einmal heiß über die geplante Umgehungsstraße in Affalterbach und die möglichen Auswirkungen für die eigene Stadt diskutiert. Letztlich wollte man dem Nachbarn aber keine Steine in den Weg legen und stimmte dem entsprechenden Bebauungsplan und der Verankerung im Flächennutzungsplan zu. Nun stand das Thema im Aussschuss für Umwelt und Technik aber erneut zur Debatte. Das Gremium in Marbach war aufgefordert worden, zum neuen Lärmaktionsplan in Affalterbach Stellung zu beziehen. Und dabei spielt die Ortsentlastung auch eine Rolle – sodass die Debatte nochmals hochkochte.

In erster Linie will die Gemeinde am Apfelbach den Krach auf der Gemarkung dadurch reduzieren, dass auf der Backnanger Straße, der Ortsdurchfahrt Richtung Hochdorf sowie auf der Bahnhofstraße nur noch 30 gefahren werden darf. Allerdings soll perspektivisch auch die Umgehung dazu beitragen, den Geräuschpegel zu mindern. Dass die Marbacher Verwaltung vor dem Hintergrund trotzdem vorschlug, keine Anregungen zum Lärmaktionsplan vorzubringen, konnte Jürgen Waser von den Grünen im Ausschuss nicht nachvollziehen. „Wir sind nicht der Meinung, dass die Belange von Marbach dadurch nicht berührt sind“, erklärte er. Die Affalterbacher Straße sei doch jetzt schon geplagt mit viel Verkehr. Und Waser geht davon aus, dass sich die Situation weiter verschlechtert, wenn sich die Autos nicht mehr durch Affalterbach durchdrücken müssen, sondern außenrum fahren können. Benjamin Flaig von Puls prognostizierte ebenfalls, dass sich das Projekt in der Nachbargemeinde in der Schillerstadt auswirken wird. Waser plädierte deshalb dafür, dann auch förmlich im Rahmen des Anhörungsverfahrens auf diesen Umstand hinzuweisen und festzuhalten, dass mit dem Bau einer Umgehungsstraße die Interessen der Stadt Marbach tangiert wären.

Bauamtsleiter Dieter Wanner reagierte reserviert auf den Vorstoß. Es sei zwar Fakt, dass die Ortsentlastung in Affalterbach etwas mehr Fahrzeuge auf die Marbacher Straßen spülen würde. Man habe aber in der Vergangenheit die Meinung vertreten, dass der Effekt sich in einem vertretbaren Rahmen bewegt. „Entscheidend wird für uns zudem sein, dass es langfristig den Nord-Ost-Ring geben wird und die Straße nicht in Winnenden endet, sondern bis Backnang durchgebunden wird und es dann über den Autobahnzubringer nach Mundelsheim geht“, erklärte Wanner. Dann werde auch weniger Abkürzungsverkehr durch Affalterbach und Marbach Richtung Anschlussstelle Pleidelsheim fließen. Martin Mistele von den Freien Wählern zeigte sich überdies überzeugt davon, dass Marbach ebenfalls eine Umgehung bauen würde – so es denn auf eigener Gemarkung möglich wäre. Davon abgesehen würde er den Nachbarn auch nur dann ins Handwerk pfuschen, wenn es gar nicht anders geht. Mistele gab ferner zu bedenken, dass die kurzfristig angestrebten Maßnahmen in Affalterbach, also die Ausweitung der Tempo-30-Bereiche, wohl für weniger Verkehr in Marbach sorgen würden. Denn das verleide es dem einen oder anderen, durch Affalterbach zu tuckern. Das konnte Jürgen Schmiedel von der SPD nur unterstreichen. „Wenn die Tempo 30 durchsetzen, kommt bei uns weniger Verkehr an. Alles andere sieht man später“, meinte er. Jochen Biesinger von der CDU interpretierte den Sachverhalt zudem so, dass sich die jetzige Stellungnahme nur auf die angedachten Geschwindigkeitsreduzierungen als konkrete, aktuelle Maßnahme bezieht. „Und dagegen spricht aus meiner Sicht nichts“, erklärte er. Das bestätigte Dieter Wanner. Die Umgehung solle eher auf lange Sicht die Probleme in Affalterbach lösen.

Letztlich entschied sich das Gremium dann dafür, dem Vorschlag von Bürgermeister Jan Trost zu folgen. Der Rathauschef hatte den Ball von Waser aufgenommen und angeregt, zumindest ins Protokoll aufzunehmen, dass Belange von Marbach durch die Umgehung betroffen sind.