Aus Marbach ist das leuchtend rote Tuk Tuk nicht mehr wegzudenken. Der Stopp in den Weinbergen ist beliebt. Foto: privat

Seit fünf Jahren begleitet Christa Schultheiß Gäste im Tuk Tuk durch Marbach.

Marbach - Das Jubiläum hat sich Christa Schulteiß anders vorgestellt. Ein großes, schillerndes Geburtstagsfest sollte es geben. Doch Corona hat der 51-Jährigen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Alle fünf Jahre muss die Marbacherin ihre Genehmigung zur Personenbeförderung erneuern lassen und dazu ihre Solidität nachweisen. Ebenso müssen die Strecken, auf denen sie mit ihren Gästen unterwegs ist, von den betroffenen Kommunen genehmigt werden. Doch in der Pandemie braucht es dafür Geduld. „Ich habe unter anderem ein polizeiliches Führungszeugnis gebraucht“, nennt Schultheiß ein Beispiel. „Und das kann in Coronazeiten schon mal bis zu acht Wochen dauern.“ Es kam alles zusammen: Die Genehmigungen waren nach fünf Jahren ausgelaufen und mussten erneuert, eines der beiden Tuk Tuks musste repariert werden und schließlich hagelte es pandemiebedingt auf einen Schlag Absagen. Freude im Jubeljahr sieht anders aus.

Dabei hat Christa Schultheiß allen Grund zur Freude. Ihre Touren kommen an. „Im vergangenen Jahr hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein und mich mit meinem Angebot etabliert zu haben“, berichtet die 51-Jährige. Neben den Weiterempfehlungen ist die große Reisemesse CMT ein wichtiges Marketinginstrument. „Durch den Stand dort habe ich meine Reichweite irrsinnig erhöht“, freut sich Schultheiß. Ihre Beobachtung in den vergangenen Jahren: Viele Gäste kommen nicht vordergründig, um die Stadt Marbach zu erkunden, sondern um im Tuk Tuk zu fahren. Erst am Montag koutschierte sie ein Paar aus Bad Homburg durch die Schillerstadt. „Die Frau ist begeisterter Asien-Fan und der Sohn schenkte ihr die Tour zum Geburtstag. Nachdem es im Großraum Frankfurt nichts mit Tuk Tuks gibt, kam er zu mir.“ Eine Tour auf drei Rädern wird immerhäufiger zum beliebten Geschenk, freut sich Schultheiß. „Auch von Menschen aus Marbach oder der direkten Umgebung.“ Corona, so die Erfahrung der 51-Jährigen, hat vielen gezeigt, dass weniger oft mehr ist. „Oder anders ausgedrückt: Es muss nicht immer die Auszeit weit weg sein. Es gibt auch wunderschöne Ecken und kleine Auszeiten bei uns hier.“ Ihre Touren, wirbt Schultheiß auf ihrer Homepage, sind für alle, die Kultur und Natur in und um Marbach auf die Tuk-Tuk-Art kennen lernen und eine spannende Entschleunigung genießen möchten. Kein Laufen und Schnaufen, einfach einsteigen und genießen.

Ein Muss auf ihren Fahrten mit unterschiedlichen und individuell gestaltbaren Schwerpunkten ist für die Marbacherin das Passieren der Holdergassen. „Die nehme ich immer mit“, sagt sie und lacht. Je nach Tour können die Teilnehmer sich auch auf ein Glas Wein oder Secco und ein paar Knabbereien freuen. Für die Tour „Schiller, Wein und Tuk Tuk – eine literarische Rundfahrt im Elektro-Tuk-Tuk durch Marbach“ hat sie sich den stellvertretenden Vorsitzenden des Schillervereins Birger Laing an die Seite geholt. „Er kann grandios erzählen und hat auch mir noch so viel über Schiller beigebracht. Ich hänge ihm jedes Mal förmlich an den Lippen.“ Laing spannt den Bogen von Friedrich Schiller über Tobias Mayer zu Ottilie Wildermuth. Die Gäste hören Friedrich Hölderlin vom Neckar schwärmen und klären Wilhelm Hauffs Verhältnis zum Mann im Mond.

Zum Jubiläum hat sich Christa Schultheiß etwas ganz Besonderes überlegt. Im Rahmen der Aktion „Marbach handelt“ des Stadtmarketingvereins hat sie die Idee entwickelt. „Ich lade die Gäste ein, mein Marbach kennenzulernen. Ich will Appetit auf einen Tag in Marbach machen. Menschen, Museen, Restaurants, Gassen vorstellen, wo es sich lohnt, Zeit zu verbringen“, erklärt sie. „Es gibt keine klassische Stadtführung.“ Aber es gibt für jeden Teilnehmer der rund eineinhalbstündigen Fahrt eine kleine Tüte mit einem Einkaufsgutschein, Knabbereien, Informationsprospekten und mehr. Dazu wird von dem einen oder anderen Restaurant eine kleine Kostprobe ins Tuk Tuk gereicht. „Ich hoffe, dass die Gastronomen und Selbstständigen mit davon profitieren.“