So lässt es sich aushalten: Wenn man bei Lust und Laune ins Becken springen kann. Foto: A1 Schwimmbadbau

Bei den Kommunen nehmen die Anfragen zum Bau von Swimmingpools zu. Das hängt auch mit Corona zusammen, aber nicht nur.

Steinheim/Ludwigsburg - Raus aus den Alltagsklamotten, rein in die Badehose und ab ins eigene Schwimmbecken: Diese Vorstellung lässt viele Kinder- und Erwachsenenherzen höherschlagen. Und immer mehr Menschen verwirklichen sich diesen Traum mittlerweile sogar – und schaffen sich damit auch einen Ausgleich für den Urlaubsaufenthalt im sonnigen Süden, hinter dem wegen der Corona-Pandemie dicke Fragezeichen standen und stehen.

Spürbar ist der Trend zum Pool auch im Kreis Ludwigsburg. So mancher Steinheimer Rat kann beispielsweise wahrscheinlich mittlerweile im Schlaf nachbeten, bei welchen Abmessungen man für die Errichtung eines Beckens überhaupt eine Genehmigung braucht oder wann eine Befreiung von den Vorgaben des Bebauungsplans beantragt werden muss. Gehäuft kamen im Ausschuss für Technik und Umwelt zuletzt Gesuche auf den Tisch, die sich darum drehten, dass ein Bürger seinen Garten mit einem Schwimmbecken schmücken wollte. Am Dienstag beschäftigte sich die Runde mit zwei Fällen, im Dezember stand sogar dreimal die Frage im Raum: Pool zulassen oder Pool nicht zulassen. Ja, sagt Arnd Füldner vom Bauamt, die Anfragen nähmen zu.

Auch in Pleidelsheim sind Bassins vor den eigenen vier Wänden en vogue. „Das fällt schon auf“, sagt Hauptamtsleiter Andreas Müller. „Es gibt einen massiven Anstieg bei der Beantragung und dann auch Genehmigung von Swimmingpools“, berichtet er.

Ähnlich das Bild in Ludwigsburg. „Auch bei der Stadt Ludwigsburg hat es eine Zunahme der Anfragen hinsichtlich der Aufstellung von Swimmingpools gegeben“, erklärt Pressesprecherin Karin Brühl. Es sei schwer, das Phänomen in konkrete Zahlen zu fassen, da für die meisten Projekte keine baurechtlichen Verfahren vonnöten seien. Geschätzt seien bei der Stadt allein im vergangenen Jahr aber mehr als 40 Anfragen zu dem Thema eingegangen. „Auch bei den genehmigungspflichtigen größeren Pools gab es eine Zunahme, die wir aber nicht quantifizieren können, da sie meist im Zusammenhang mit anderen Baumaßnahmen beantragt wurden“, konstatiert Karin Brühl. Da das gesteigerte Interesse an den Pools in die Zeit der coronabedingten Einschränkungen falle, könne man einen Zusammenhang vermuten zwischen der Pandemie und dem Becken-Boom.

Das war dann tatsächlich auch der ausschlaggebende Grund, warum mindestens eines der beiden Baugesuche in der jüngsten Steinheimer Ausschusssitzung eingereicht worden war. Ein Antragsteller erklärte am Rande der Zusammenkunft, dass man derzeit nur schlecht einen Urlaub planen könne – und mit dem eigenen Becken im Garten könne die Familie unabhängig von etwaigen Schließungen, Virus-Mutationen und anderen Corona induzierten Einflüssen planschen und ihre Bahnen ziehen.

Corona als Verstärker

Corona habe den Trend zum eigenen Pool sicher verstärkt, weil die Leute weniger Urlaub machten, betont Gregor Schad, Geschäftsführer der SL Medizintechnik GmbH aus Murr, der sein Geld unter anderem mit dem Bau von Bassins verdient. Sprich: Man verreist aktuell weniger – und macht es sich dann zuhause umso schöner. Das durch die Pandemie bedingte Wachstum betrage um die 50 Prozent, erklärt Schad, der allerdings ebenfalls hervorhebt, dass der Swimmingpool-Markt schon vor Corona auf Steigflug war. Der Trend zum eigenen Becken sei seit einigen Jahren zu beobachten. „Das allgemeine Wachstum würden wir mit circa zehn Prozent beziffern“, berichtet der Geschäftsführer.

Ute Wanschura, Geschäftsführerin des Bundesverbands Schwimmbad & Wellness, hebt ebenfalls hervor, dass Corona der Branche einen Schub verleiht, aber nicht alleine für den Aufschwung verantwortlich gemacht werden kann. „Es ist bei uns schon vorher ganz gut gelaufen“, sagt sie und erinnert daran, dass auch Faktoren wie der Klimawandel mit den immer längeren Warmphasen in Deutschland den Wunsch nach dem eigenen Pool beflügelt hätten. Darüber hinaus müsse der Bau eines Schwimmbads erst mal finanziert werden. „Da wird von den Leuten ja nicht aus der Hüfte geschossen“, gibt Wanschura zu bedenken. Es könne aber gut sein, dass Projekte, die ohnehin schon auf der Agenda standen, wegen Corona vorgezogen oder forciert wurden.

Unterschiede zwischen den Pools

Man müsse zudem grundsätzlich differenzieren zwischen den Bassins, die in der Regel von Fachhandwerkern angelegt werden, und jenen Pools, die man beim Discounter oder Baumarkt bestellen und dann selbst aufbauen könne. Letztere wären im vergangenen Jahr weggegangen wie warme Semmeln. „Die waren ausverkauft“, sagt Ute Wanschura, deren Verband eher eine Klientel vertritt, die im aufwändigeren Beckenbau beheimatet ist. Allerdings habe auch die klassische Poolbranche von dem Run auf die Aufstellbecken profitiert. „Das kann eine Art Einstiegsdroge sein“, sagt sie, nach dem Motto: Wir merken jetzt, wie viel Spaß es macht, im eigenen Garten zu planschen, und gehen dann mit dem fest installierten Pool noch eine Stufe weiter. Gregor Schad kann sich allerdings auch einen kritischen Unterton nicht verkneifen, wenn er auf die Billigangebote aus Baumarkt und Co. zu sprechen kommt. Die klassischen „Corona-Pools“, wie er diese Becken nennt, bereiteten den Kunden in der Regel „Probleme aufgrund einer unzureichenden Filteranlage und anderen Komponenten.“ Kurzum: „Zum Kennenlernen, um Corona zu überbrücken und nach ein bis zwei Jahren wegzuwerfen, ist das okay“, findet er. Wer sich dauerhaft einen Pool in seinem Garten installieren wolle, solle besser einen Fachmann zurate ziehen, empfiehlt der Unternehmer aus Murr.