Steinheim
Die Schulsozialarbeiterinnen der Stadt haben im Sozialausschuss über ihre Arbeit berichtet. Foto: dpa

Die Schulsozialarbeiterinnen der Stadt haben im Sozialausschuss über ihre Arbeit berichtet.

Steinheim - Zwei Jahre ist es her, dass die Schulsozialarbeiterinnen im Kultur-, Sport- und Sozialausschuss über ihre Arbeit berichtet haben. Am Dienstagabend gaben Constanze Mansour, Eldrid Ehlers und Uta Kiesl in einem ausführlichen Bericht Einblick in die Themen, die sie und damit letztlich die Kinder an der Realschule, der Grundschule und an der Gemeinschaftsschule beschäftigen. Kiesl ist mit 50 Prozent für die Schulsozialarbeit an der Realschule angestellt, Mansour ebenfalls mit einer halben Stelle an der Blankensteinschule und Ehlers zu je 25 Prozent an beiden Schulen. Mit Hilfe von verschiedenen Bausteinen schulen sie die Kids und Jugendlichen in sozialer Kompetenz und in Gewaltprävention. „Wir versuchen, ein Miteinander aufzubauen, das von Respekt geprägt ist und gehen in Klassen, um Konflikte zu lösen“, erklärte Uta Kiesl in ihrer Einführung. Ebenso wichtig sei jedoch die Einzelfallhilfe.

Teamtraining
Ziel des Teamtrainings ist es, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Zusammenarbeit zu fördern. Am Anfang, berichtete Kiesl, sei es wichtig, sich auf ein gemeinsames Vorgehen und Spielregeln zu verständigen. Etwa darauf, zuzuhören und den anderen ausreden zu lassen. „Denn daran scheitert es manchmal schon.“ Auch das Aushalten können, wenn jemand einen Fehler macht, falle vielen schwer. „Im Teamtraining findet soziales Lernen statt.“

Klassenrat
In den meisten Klassen gibt es Konflikte. Sie sollen in den Sitzungen des Klassenrates zur Sprache kommen. Dabei versuchen die Schulsozialarbeiterinnen den Kindern zu vermitteln, dass es wichtig ist, sich in die Perspektive des anderen hineinzuversetzen und an Verhaltensalternativen zu arbeiten. Denn die gibt es immer. Die Gemeinschaftsschule hat auch für die Arbeit der Sozialpädagogen einiges verändert. Die festen Klassenverbände sind durch Lernfamilien ersetzt worden. Demnach ersetzen so genannte Jahrgangstreffen die Klassenräte. Darüber hinaus sind Module für die Klassenstufen 5 bis 7 mit unterschiedlichen Themen entwickelt worden, in die sich die Kids einwählen können.

Die Konflikthilfe im Einzelfall
geht in die Tiefe, berichtete Uta Kiesl. In der Regel kommen zwischen zwei und drei Kinder im Büro der Schulsozialarbeiter zusammen. „Das ist ein geschützter Rahmen, der es leichter macht, die Empathie der Kinder zu fördern.“ Nicht selten gelte es, Dauerkonflikte zwischen Schülern zu entschärfen. „Es gibt immer wieder Konflikte, die zwischen Schülern schon seit der Grundschule da sind und nie gelöst wurden.“ Ob und wie häufig diese Hilfestellung in Anspruch genommen wird, sei davon abhängig, wie präsent man an der Schule sei „und wie gut man uns kennt“.

Im Sozialtraining
geht es vor allem um das Erlernen der eigenen Meinungsäußerung. Und darum, dass man auch die Meinung des anderen stehen lässt und akzeptiert. Ziel der zwei Vormittage: Die Schüler benennen Konflikte konstruktiv und ehrlich. „Da geht es beispielsweise um die Frage: Was gefällt mir nicht an der Klasse? Es geht um Ehrlichkeit und Offenheit“, erklärte Constanze Mansour. „Mit den zwei Vormittagen ist es natürlich nicht getan. Es gibt regelmäßige Auffrischungs- und Überprüfungstermine in den Klassen.“

Die Beratungs- und Einzelfallhilfe
bieten die Schulsozialarbeiterinnen nicht nur für Schüler, sondern auch für Eltern und Lehrer an. Die Teilnahme ist freiwillig. Themen, die auch in Kooperation mit externen Fachberatungsstellen behandelt werden sind unter anderem: Verhaltensprobleme, Essstörungen, Drogenkonsum, Schulverweigerung, Konzentrationsprobleme, Depressionen und Stress. „Das Thema Stress und Ängste nimmt immer mehr zu“, so Constanze Mansour. Und zwar schon in der Grundschule. „Dort haben wir immer mehr Verhaltensprobleme.“ Etwa zwei Drittel der Gespräche werden über die Schule in die Wege geleitet. An der Realschule gab es im vergangenen Schuljahr 23 Beratungsfälle. „Wir hatten rund 90 Gesprächstermine. Zwei Drittel der Betroffenen waren Jungs.“ An der Blankensteinschule führt die interne Statistik 40 Fälle auf: Ein Drittel an der Grundschule, der Rest an der Gemeinschaftsschule. „Dort haben wir zwölf Eltern beraten.“

Mobbing
Das Thema ist kein Schulphänomen, sondern ein gesellschaftliches Phänomen. Darauf wies Constanze Mansour hin. „Natürlich gibt es in vielen Klassen Mobbing – was auch oft zu Schulwechsel oder zu Schulverweigerung führt, aber wir konnten die Fälle bei uns ganz gut auflösen.“

Erfolgserlebnisse
Konflikttraining, Stress, Mobbing – ob sie denn auch Erfolgserlebnisse hätten, wollte SPD-Rätin Conny Fies wissen. „Ganz viele“ lautete die Antwort von Eldrid Ehlers. „Wenn sich ein Schüler uns anvertraut ist das ein Geschenk.“ Oder wenn Konflikte gelöst werden, fügte Mansour an. „Man krempelt Schüler nicht durch ein Gespräch um. Man braucht einen langen Atem und Kontinuität.“

Welche Wünsche
sie hätten, wollte FWV-Rat Michael Bokelmann von Mansour, Kiesl und Ehlers wissen. Die räumliche Situation sei nicht optimal, so Uta Kiesl, die Kolleginnen würden sich ein Büro teilen und bei Beratungen sei das schwierig, doch die räumliche Kapazität gebe im Moment nicht mehr her.

Mitarbeit der Lehrer
Um erfolgreich arbeiten und beispielsweise Konflikte lösen zu können, ist die Schulsozialarbeit auf die Unterstützung der Lehrkräfte angewiesen. Das machte Constanze Mansour unmissverständlich klar. „Manche sind offen, was unsere Arbeit angeht, andere wollen Konflikte selbst klären.“

Finanzen
Die Stadt Steinheim investiere viel Geld in die Schulsozialarbeit und damit auch in Schüler, die aus anderen Bottwartalkommunen in Steinheim auf die Schule gehen, führte Michael Bokelmann aus und regte in diesem Zusammenhang an, im Rahmen eines interkommunalen Kostenausgleichs besagte Kommunen an den Personalkosten zu beteiligen. Schließlich bekämen sie ja auch Schüler zurück, die in sozialer Kompetenz ausgebildet sind.“ Die von Bokelmann gewünschten Gespräche mit Nachbarkommunen habe es bereits gegeben, erklärte der Erste Beigeordnete der Stadt, Norbert Gundelsweiler. „Da kam aber ein klares Nein.“ Darüber hinaus erinnerte er daran, dass es im Kindergartenbereich eine gesetzliche Regelung gibt. „Da folgt das Geld den Kindern.“ Für den Bereich Schule gebe es diese Regelungen jedoch nicht. Außerdem, so Gundelsweiler gestern auf Nachfrage, fließen die Schülerströme ja in alle Richtungen. Soll heißen: Auch Steinheim müsste sich dann an den Personalkosten der Stadt Marbach beteiligen. Gleichwohl stellte Gundelsweiler klar: „Die Drei sind am Limit von dem was sie leisten können. Der Schulträger muss sich da Gedanken machen. Wir werden, wenn es um den Stellenplan geht, auf sie zukommen“, kündigte er den Räten schon einmal an.

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