Jürgen Weis (links) hat jede Menge Infos dabei gehabt. Foto: Werner Kuhnle

So groß wie am Donnerstag ist die Zahl der Teilnehmer an der Waldbegehung selten gewesen. Bei der traditionellen Waldbegehung waren fast alle Räte dabei.

Steinheim-Höpfigheim - So groß wie am Donnerstag ist die Zahl der Teilnehmer an der Waldbegehung selten gewesen. Beinahe alle Stadträte, viele mit Familie, und so gut wie alle Amtsleiter haben Revierförster Jürgen Weis und seinen Vorgesetzten, den stellvertretenden Fachbereichsleiter Forsten im Landratsamt Ludwigsburg, Christian Feldmann, auf dem „informativen Waldspaziergang“ durch den Kälblingswald bei Höpfigheim begleitet.

Das kollektive Durchforsten der Natur hat in Steinheim eine lange Tradition. Schon vor 30, 40 Jahren trafen sich die Mandatsträger regelmäßig im heimischen Wald – allerdings zwischen den Jahren. Als Jürgen Weis ins Bottwartal kam, plädierte er dafür, das Treffen in den Sommer zu verlegen. Zum einen, weil das nicht die Zeit ist, in der er und seine Mitarbeiter die meiste Arbeit haben und zum anderen, weil sich das Wetter in der Regel von seiner schönsten Seite zeigt.

So wie vorgestern. Mehr als 30 Grad zeigte das Thermometer abends noch an und selbst der Wald konnte nicht wirklich eine Abkühlung bieten. Doch die Truppe folgte tapfer den grün Berockten durch Wald und Flur, beantwortete artig Wissensfragen – nach den Abdrücken eines Dachses etwa – und ließ sich wie immer vom Enthusiasmus und Humor des Revierförsters anstecken. Einen bunten Strauß an Waldbildern wollte der präsentieren und dabei Informationen vermitteln. Was ihm, samt seinem Chef, einmal mehr gelang.

Beispiel Eichenprozessionsspinner, kurz EPS genannt. Sei diese Spezies im vergangenen Jahr im Landkreis vor allem in den Gebieten rund um Sachsenheim und Vaihingen aufgetreten, so habe er jetzt den Neckar überschritten und sei speziell im Kälblingswald sowie im Pleidelsheimer Wäldle vertreten. Die gute Nachricht: Die schwierige Phase, die Zeit der fliegenden Härchen, ist geschafft. „Man sollte aber nicht in den Gespinsten herumstochern“, erklärt Weis und zeigt im Vorbeigehen auf ein solches. Im Herbst werde die forstliche Versuchsanstalt so genannte Zweitproben nehmen und die Gelegezahlen auswerten. „Dann wird in den Gremien entschieden, wie wir weiter vorgehen.“ Hauptsächlich sei das Auftreten des Eichenprozessionsspinners jedoch ein gesundheitliches und hygienisches Problem. „Wir von der Waldbauseite sind hier derzeit weniger betroffen“, so Weis. Christian Feldmann lenkte den Blick jedoch auf Sachsenheim, wo der Befall so stark war, dass auf rund 80 Hektar Bakterien ausgebracht wurden. „Mit Hilfe einer Hubschrauberbefliegung.“ Aufgrund der Klimaerwärmung, ist sich Feldmann sicher, wird sich das Problem im Landkreis in den kommenden Jahren verstärken. „Bei uns stehen auf 4700 Hektar Eichen. Wir müssen uns damit arrangieren.“

Neben dem Unwesen, das die gefräßigen Raupen treiben, informierten die Forstmänner auch über den Zielkonflikt Artenschutz kontra Forstnutzung, der mit Hilfe des Alt- und Totholzkonzeptes des Landes gelöst werden soll. Das noch unter der schwarz-gelben Landesregierung initiierte Konzept, das unter anderem ganze Baumgruppen unter Schutz stellt, ist im Staatswald bereits verpflichtend. Die Kommunen und privaten Waldbesitzer können sich in einer Selbstverpflichtung dafür entscheiden (siehe Kasten).