Stolz zeigt Annette Säuberlich von Konfirmanden gestaltete Bibeln. Foto: Frank Wittmer

Die Pfarrerin Annette Säuberlich verlässt die Gemeinde Steinheim um sich verstärkt um ihre Familie zu kümmern. Ihre Zeit in der Pfarrstelle wird sie in guter Erinnerung behalten.

Steinheim - Als Mutter den Beruf zumindest für eine Zeit hinter sich zu lassen und ganz für die Familie da zu sein, ist heutzutage fast schon unpopulär. „Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich“, sagt Annette Säuberlich, die nach genau vier Jahren den Dienst im Pfarramt 2 der evangelischen Kirchengemeinde Steinheim wieder verlässt.

Schon seit einem halben Jahr ist Annette Säuberlichs Mann beruflich stärker eingespannt. „Er hat jetzt längere Fahrtzeiten.“ Die beiden Kinder bräuchten in der Schule mehr Begleitung als noch im Kindergarten und auch die Schwiegereltern seien um Unterstützung froh. Dies alles sind Gründe, warum Annette Säuberlich eine Auszeit von fünf Jahren beantragt hat. „Wir haben gemerkt, wir arbeiten beide zu viel. Das ist gegen den Trend, aber wir wollten die Entscheidung lieber jetzt treffen, solange die Energiereserven noch nicht aufgebraucht sind.“ Bis zur Verabschiedung am 20. September sind noch einige Koffer zu packen, aber auch viele Abschiede zu nehmen. „Es fällt schon schwer, Ade zu sagen“, sagt Annette Säuberlich. „Ich hätte Freude daran gehabt, weiter zu machen.“ In der Martinskirche fühlt sich die Pfarrerin zu Hause, vor allem in dem Mini-Raum, in dem Familien den Gottesdienst verfolgen können. „Der ist echt schön eingerichtet, die Kinder können spielen, und die Eltern sind trotzdem über die Lautsprecher mit dabei.“

Ein kleiner Ansatz, wie Familie und Gemeinschaft funktionieren können. Die „Mini-Kirche“ war einer der Schwerpunkte für Annette Säuberlich. Die Gottesdienste für Kinder bis fünf Jahren waren immer „ein kleines Happening“. Aber auch hier stellte die Pfarrerin fest: „Familienthemen sind immer noch eher weiblich.“ Es seien doch hauptsächlich die Frauen, die aus dem Beruf herausgehen, wenn die Kinder da sind. „Die Väter nehmen meist zwei Monate Elternzeit, immerhin, aber auch nicht länger.“ Weil die Väter Angst haben, ihren Job zu verlieren, arbeiten die Mütter oft gar nicht oder unter ihrem Niveau.

Für Annette Säuberlich hatte sich auch keine Lösung abgezeichnet. „Unter 50 Prozent kann ich nicht arbeiten. Ideal wäre ein Job von 9 bis 12.30 Uhr. Wenn die Kinder von der Schule nach Hause kommen, wollen sie ja auch ein Mittagessen.“ Die besondere Verantwortung in einer Pfarrstelle lasse sich eben nicht einfach auf die Teilzeit beschränken. „Ich möchte für die Menschen da sein und die Leute begleiten, wenn es Schwierigkeiten im Leben gibt. Das geht nicht, wenn man an bestimmte Zeiten gebunden ist.“

Bei ihrer Arbeit mit jungen Menschen –  Annette Säuberlich hat auch die Konfirmanden in Gemeinde und für den Bezirk intensiv begleitet – hat sich die 42-Jährige immer wieder die Frage gestellt: „Was ist wichtig in meinem Leben?“ Und ist trotz allem Engagement und Herzblut zu dem Ergebnis gekommen: „Momentan ist es richtig, eine Pause zu machen.“