Auf dem Podium haben Silke Benner, Martin Daunquart, Gerhard Rall, Karin Götz, Anissa Wiener, Lorenzo Puglisi und Mick Nitschke unter anderem über die Möglichkeiten der Bewerbersuche diskutiert. Foto: Werner Kuhnle

Die Aktiven Unternehmer haben sich der Frage gestellt, wie gutes Personal zu finden ist.

Steinheim – Stimmt es tatsächlich, dass die besten Schulabgänger ihr berufliches Glück vor allem bei den „großen Vier“ in der Region suchen, die Silke Benner, Rektorin der Marbacher Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule während der Podiumsdiskussion der Aktiven Unternehmer am Freitagabend in der Steinheimer Blankensteinhalle benennt: Mercedes, Porsche, Bosch und Hainbuch? Oder ist das keineswegs der Fall, wie es Referent Mick Nitschke von der Radolfzeller Firma SeminarPool glaubt? Die Kleinunternehmer könnten dafür Sorge tragen, ihre Arbeit attraktiv zu gestalten und damit Bewerber anzulocken. „Nutzen Sie Ihre Chance“ riet er den knapp 120 Selbstständigen, die die Podiumsdiskussion unter dem Motto „Provokation für Kleinunternehmer“ verfolgten.

Eingeladen hatten die „Aktiven Unternehmer“, ein loser Zusammenschluss aus den Bünden der Selbstständigen Steinheim, Oberstenfeld, Großbottwar, Pleidelsheim, Kirchberg und Aspach sowie der Handels- und Gewerbevereine aus Beilstein, Murr, Benningen und Erdmannhausen, des Gewerbe- und Handelsvereins Affalterbach und der Interessengemeinschaft der Selbständigen Marbach. Es war die dritte Veranstaltung dieser Art, die unter wechselnder Federführung durchgeführt wird. Diesmal zeichnete der BdS Steinheim verantwortlich.

Mit Humor eröffnete Referent Mick Nitschke sein Impulsreferat. Das Thema des Abends sei „so beliebt wie ein Besuch beim Zahnarzt“. Auf seine Eingangsfrage, wer im Raum zufrieden mit seiner Mitarbeitersituation ist, gingen jedenfalls wenig Hände nach oben.

Obwohl Mick Nitschke seit 23 Jahren ein mittelständisches Unternehmen führt, fehlt auch ihm ein Patentrezept. Weshalb er gar nicht erst versuchte, Antworten zu geben. Stattdessen feuerte er ein viertelstündiges Fragefeuerwerk ab: Warum finden Arbeiter und Unternehmer so schwer zueinander? Warum zahlen große Unternehmen einem Mitarbeiter mit identischem Know-how mehr? Sind die Gehälter besser oder nur die Versprechungen der Industrie? Und wenn der Nachwuchs keine Perspektive in Kleinunternehmen sieht, fehlt diese dann tatsächlich?

Antworten versuchten die Teilnehmer an der von Karin Götz, Leiterin der Lokalredaktion der Marbacher Zeitung, moderierten Diskussion zu finden. Neben Schulleiterin Silke Benner haben Martin Daunquart, Hainbuch-Geschäftsführer Gerhard Rall, Mick Nitschke sowie Anissa Wiener und Lorenzo Puglisi von der Steinheimer Firma Königherz teilgenommen. Wie man überhaupt Mitarbeiter gewinnt, wollte Karin Götz wissen. Das Internet sei auch nicht die Lösung, befand Martin Daunquart. Er habe versucht, junge Leute über die sozialen Medien zu generieren. „Es gab viele Anfragen und Klicks, aber keine Resultate“, berichtete er. Stattdessen sei die Ausbildung wichtig. „Wir setzen auf den eigenen Nachwuchs.“

Gerhard Rall sind Respekt, Höflichkeit und Anstand eines Bewerbers wichtig. Dass die Schulnote nur zu 18,5 Prozent in die Entscheidung für einen Kandidaten einfließt, hörte Silke Benner gerne. Sie bestätigte: „Unsere Schüler finden häufig ihre Ausbildungsplätze, weil sie in Praktika mit Persönlichkeit überzeugen können.“

Anissa Wiener sagt, Königherz als kleines Unternehmen könne nicht auf einen großen Bewerberpool zurückgreifen, wie es etwa bei Hainbuch der Fall sei. Potenzielle neue Mitarbeiter verbringen aber bis zu zwei Probetage in der Firma. „Da sind dann alle Kollegen da“, stellt sie fest. Es sei nämlich ganz wichtig, dass der neue ins Gesamtgefüge passe. Welche Bedeutung das Team hat, merkt man unter anderem daran, dass in der Sattlerei gemeinsam gekocht wird.

Den Mitarbeiter „stolz zu machen auf das Unternehmen“, liegt auch Gerhard Rall am Herzen. Dazu bedürfe es nicht der ganz großen Gesten. „Bei uns bekommt jeder am ersten Tag seine Visitenkarten.“ Und eine eigens designte Arbeitskleidung.

Willkommensrituale hält auch Lorenzo Puglisi für wichtig. „Für jeden Neuen gibt es einen Luftballon und eine Königherz-Tasse.“ Puglisi hat selbst in einer großen Firma produziert, was ihn nicht erfüllt hat. „Die Industrie bestellt zwei Hände, aber manchmal kommt noch ein Hirn mit. Und das stört vielleicht sogar.“

Womöglich weil sich Mitarbeiter einbringen können, sind kleinere Betriebe für sie mehr von Interesse, als es die Unternehmern selbst einschätzen. Jedenfalls unternehmen die Podiumsteilnehmer viel, um ihre Mitarbeiter wertzuschätzen. Dafür erwarten sie aber auch den Respekt und die Loyalität ihrer Angestellten. Und eventuell auch etwas Nachsicht, wenn der Chef mal nicht die Energie hat, alle zu motivieren. „Von uns erwartet man das Lob, aber wer klopft uns auf die Schulter?“ Mit seiner Frage erinnert Martin Daunquart daran, dass auch Vorgesetzte „nur“ Menschen sind.