Die Eidechsen wohnen am Burgberg. Foto: Sandra Brock

Die Bahn wehrt sich gegen Vorwürfe, dass die Umsiedlung der Tiere im Rahmen von S 21 von Feuerbach an den Steinheimer Burgberg gescheitert ist.

Steinheim - Die Umsiedlung von Zauneidechsen an den Steinheimer Burgberg im Rahmen von Stuttgart 21 hat von Anfang an für Diskussionen gesorgt. Jetzt teilt die Bahn nach einem Ortstermin mit, dass sie von einem aktuellen Bestand von rund 50 Tieren ausgeht. „Damit widerspricht die Bahn entschieden den öffentlichen Darstellungen, die die Umsiedlung der Zauneidechsen nach Steinheim als gescheitert erklärt haben“, heißt es in einer Pressemitteilung.

 

Rückblick: Im August 2013 sind insgesamt 106 Zauneidechsen, die den Bauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 im Weg waren, aus Stuttgart-Feuerbach nach Steinheim umgesiedelt worden. Die Tiere sind nach Bundesnaturschutzgesetz und Europarecht streng geschützt.

In einer ausführlichen Stellungnahme vom April 2013 an das Eisenbahnbundesamt warnte der BUND vor dieser Umsiedlungsaktion und fühlt sich jetzt in seinen Befürchtungen bestätigt. Bei Kontrolluntersuchungen seien kaum mehr umgesiedelte Zauneidechsen gefunden worden, heißt es vonseiten des BUND. „Die Aktion war, wie von uns vorhergesagt ein Flop“, so Gerhard Pfeifer, Diplombiologe und Geschäftsführer beim BUND Regionalverband Stuttgart in einer Pressemitteilung. Gerhard Pfeifer weiter: „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass viele Eidechsenumsiedlungen gescheitert sind, weil die Tiere sehr spezielle Ansprüche an ihre Lebensräume haben und deshalb Ersatzlebensräume vorrangig im Nahbereich der Bauvorhaben geschaffen werden sollten.“Das sei aber meist kostspielig, hieß es weiter. „Und dass an allen Ecken und Enden Geld gespart werden soll, zeigt sich besonders eindrücklich und skandalträchtig an den umgesiedelten Eidechsen am Burgberg in Steinheim.“ Durch die mangelnde Pflege, die die Bahn per Genehmigungsauflage zu leisten hatte, habe sie zwar ein paar Euros gespart, „aber den durch die Umsiedlung eh schon geschwächten Tieren wurde dadurch vollends der Garaus gemacht“.

Das nennt man bei der Bahn eine „haltlose Unterstellung“. Bei den insgesamt 106 umgesiedelten Zauneidechsen habe es sich um 23 ausgewachsene Tiere, um elf Tiere mittleren Alters sowie um 72 Jungtiere – überwiegend Schlüpflinge – gehandelt. Bei Jungtieren werde allgemein – auch unabhängig von Umsiedlungen – von einer Überlebenschance von rund 20 Prozent ausgegangen. „Dies berücksichtigt, stellt der augenblickliche Bestand von etwa 50 Tieren einen sehr zufriedenstellenden Wert dar“, so ein Bahnsprecher. Die Zahl ergebe sich übrigens aus den bei mehreren Begehungen angetroffene Zauneidechsen, multipliziert mit einem anerkannten Korrekturfaktor.

Er betont außerdem, dass sich die bisherige Kritik auf die Monitoring-Berichte aus dem Jahr 2014 bezogen habe. „Tatsächlich eine sehr niedrige Zahl“, räumt der Sprecher ein. Das Datenvolumen von nur einem Jahr reiche allerdings für eine Bewertung nicht aus. Die Bahn habe sich gegenüber der Stadt Steinheim über einen Zeitraum von 30 Jahren verpflichtet. „Man muss das als langen Prozess sehen.“

Der Bauamtsleiter der Stadt Steinheim, Christoph Beyer, ist gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar gewesen.