Die unterschiedlichen Schreibweisen sind offenbar beide korrekt, irritieren jedoch. Foto: privat

Die Stadt Marbach vereinheitlicht den Namen Rooschüz, nachdem sich ein Anwohner öffentlich bei ihr beschwert hat.

Marbach - Unzufrieden ist Rainer Krause mit den Straßenschildern unweit seines Hauses in der Marbacher Rooschüzstraße. „Paketzulieferer irren herum und finden die Straße nicht“, sagt er und sieht im fehlenden „t“ des Straßennamens den Grund für die Verwirrung. Er sei sogar schon einmal hinausgelaufen, um Zustellern den Weg zu weisen. Offenbar hat es der Name Rooschüz in sich, denn in den kleineren Erklärungen unter den Straßenschildern steht der Name fälschlicherweise auch mit „tz“.

Der Anwohner Krause, Bauunternehmer und im Jahr 2001 Gründungsvorsitzender des Stadtmarketingvereins Marbach, weiß, dass seine Beobachtung „nichts Weltbewegendes“ ist. Doch wünsche er sich auch in kleinen Dingen Konsequenz und Richtigkeit. Deshalb sollte die Stadt die Schreibweise vereinheitlichen. Kurioserweise gibt es an einer Hauswand noch ein blau-weißes Straßenschild, auf dem ebenfalls Rooschützstraße, also mit „tz“, zu lesen ist.

Die Nachfahren beharrten auf der Schreibweise nur „mit z“.

Tatsächlich habe es bis zur Gründung der Standesämter 1876 beide Schreibweisen gegeben, erklärt Albrecht Gühring, Marbacher Stadtarchivar und Berater der Stadt in historischen Fragen. Die Familie stamme aus Ungarn und habe sich Mitte des 17. Jahrhunderts Rosits und Rositsch geschrieben, weshalb die wissenschaftlich korrekte Schreibweise die mit „tz“ sei. Deshalb habe sich die Stadt im Jahr 2016 bewusst für diese Variante auf den Erklärschildern entschieden, als auf Antrag der Freien Wähler solche Texte gestaltet wurden. Jahrzehnte zuvor hätten die Nachfahren von Gottlob Rooschüz dagegen auf der Schreibweise „ohne t“ beharrt.

Benannt worden ist die Straße nach dem ersten Oberamtsrichter Marbachs, Gottlob Rooschüz. Das neue Gericht hatte laut Gühring im Jahr 1819 seine Arbeit aufgenommen. Der Kriminalrat Rooschüz, vorher Gefängnisvorsteher in Rottenburg und schon seit einigen Jahren als Richter tätig, galt laut Marbacher Stadtchronik als „originelle, landauf, landab bekannte Persönlichkeit mit sprühendem Witz und heiterer Erzählgabe“, wie Rudolf Krauß in der Schwäbischen Literaturgeschichte (1897-1899) vermerkte.

Gottlob Rooschüz ist einer der Gründer des Marbacher Schillervereins

Wichtig ist Gottlob Rooschüz deshalb, weil er einer der drei Marbacher Vertreter war, die 1825 an der Schillerfeier in Stuttgart teilnahm und sich für ein Denkmal in Marbach einsetzte. Er unterzeichnete 1835 auch einen entsprechenden Aufruf, aus dem dann der Schillerverein der Stadt hervorging. Außerdem ist Rooschüz der Vater der Schriftstellerin Ottilie Wildermuth, einer angesehenen Zeitgenossin der schwäbischen Literaten Justinus Kerner und Ludwig Uhland. Der Selbstmord einer seiner drei Söhne, die alle Theologie studiert hatten, traf Gottlob Rooschüz schwer und veränderte sein Wesen laut der Marbacher Stadtchronik nachteilig ins Launische, Rücksichtslose und Tyrannische. Der 1785 in Nürtingen Geborene starb drei Jahre nach Beginn seines Ruhestands im Jahr 1847 in Stuttgart.

Auch wenn sich weder die Post noch Rettungsdienste bisher bei der Stadt beschwerten, werde man jetzt reagieren, teilt der Marbacher Bürgermeister Jan Trost mit. Das Wirrwarr um die richtige Schreibweise beendet die Stadt, indem sie die Zusatzschilder mit Rooschüz, also „ohne t“, versehe.

Der Straßenname bleibt, denn neue Ausweise würden kosten

Die Hauptstraßenschilder zu ändern, wäre hingegen mit zu viel Aufwand verbunden, erklärt Trost. Denn die Straße stehe sowohl im Einwohnermeldeamt als auch in geografischen Informationssystemen nur „mit z“. Wenn aber jeder Bewohner einen neuen Ausweis mit der anderen Schreibweise beantragen müsste, würden einige Kosten entstehen. „Gerade bei einer Einreise in die USA wird sehr streng kontrolliert.“