Spatenstich für einen Bau, der Weichen für den künftigen Abbau stellen soll. Foto: Ralf Poller/Avanti

Der lange angekündigte Vorbrecher wird im Rielingshäuser Steinbruch errichtet. An der Haltung der Stadt Marbach zu den Erweiterungsplänen ändert das allerdings nichts.

Es ist eine erhebliche Investition für ein Familienunternehmen wie den Steinbruchbetreiber Klöpfer. Wie teuer genau der neue Vorbrecher wird, darüber wollte sich Matthias Klöpfer anlässlich des Spatenstichs für das neue Gebäude am Mittwoch jedoch nicht auslassen. „Mindestens sechsstellig“ sei der Betrag, sagte er lediglich.

Fahrtwege sollen reduziert werden

Und: „Das Gebäude, das wir errichten, wird uns lange begleiten“, ergänzte Benjamin Hoffmann, der technische Leiter des Unternehmens. Damit wird auch deutlich, dass die Verantwortlichen zuversichtlich sind, den Steinbruch wie geplant um rund neun Hektar in Richtung Osten erweitern zu können. Denn der neue Vorbrecher, ein 15 Meter hohes Gebäude, in dem große Felsbrocken zerkleinert werden sollen, in dem sich aber auch Siebmaschinen und eine Entstaubungsanlage befinden, rückt näher an den neuen Teil mit Kalksteinvorkommen heran. Dadurch können Fahrtwege auf dem Gelände reduziert werden. Der bisherige Vorbrecher im sogenannten „Altbruch“ soll abgerissen, Teile davon sollen aber wiederverwendet werden, wie etwa das gut 180 Meter lange Steigband, das bislang zum Schotterwerk führt und künftig als ebenerdigen Förderband genutzt werden soll. Der neue Betonbau soll noch in diesem Jahr fertig werden und 2023 in Betrieb gehen. Man habe diesen schon länger realisieren wollen, aber unter anderem durch Corona habe sich das Vorhaben verzögert, sagte Matthias Klöpfer.

Regionalität als Argument

„Ein sicheres Fundament zu haben, ist heutzutage wichtiger denn je“, hatte er zuvor erklärt. Dafür jedoch seien mineralische Rohstoffe nötig, wie sie im Steinbruch zwischen Rielingshausen und Kirchberg abgebaut werden. „Hier wird der Bedarf an Betonsplitten von etwa 180 000 Menschen in der Region gedeckt.“ Die Regionalität des Produkts und die damit einhergehenden kurzen Transportwege sind ein Argument, das sowohl vom Unternehmen als auch vom Verband Region Stuttgart immer wieder angeführt wird, um die Notwendigkeit einer Erweiterung zu unterstreichen.

Der Verkehr als Nachteil

Weil der neue Vorbrecher auf Kirchberger Gemarkung errichtet werden soll, kam Kirchbergs Bürgermeister Frank Hornek die Aufgabe zu, anlässlich des Spatenstichs eine kurze Rede zu halten. Er erwähnte positive Nebeneffekte eines Steinbruchs in der Nachbarschaft wie Arbeitsplätze und lobte ebenfalls die Regionalität, versäumte es aber auch nicht, auf die Nachteile hinzuweisen. Denn der Verkehr zum und vom Steinbruch rolle nun mal über Kirchberger Gemarkung.

Laut Rätin kann nun renaturiert werden

Immerhin in Sachen Verkehr wird es für Marbach mit dem Bau des neuen Vorbrechers eine kleine Entlastung geben, da der bislang ein Stück über die Kreisstraße rollte. Christiane Scheuing-Bartelmess (SPD), Ortschaftsrätin in Rielingshausen, betonte, mit dem Abbruch des alten Vorbrechers könne nun endlich dieser Bereich des Steinbruchs renaturiert werden.

Massiver Widerstand aus Rielingshausen

Das ändert nichts daran, dass viele Rielingshäuser Sturm gegen die beabsichtigte Erweiterung laufen. Die örtliche Bürgerinitiative (BI) ruft dazu auf, gegenüber der Regionalversammlung Bedenken und Einwände gegen das Projekt vorzubringen, solange das Verfahren noch läuft. Bei Gemeinde- und Ortschaftsrat rennt die BI damit offene Türen ein. Beide Gremien haben am Donnerstag eine Stellungnahme verabschiedet, in der sich die Stadt deutlich gegen eine Erweiterung ausspricht. Die Kommune beantragt, die Änderung des Regionalplans abzulehnen oder „hilfsweise das Verfahren mit vollständig überarbeiteten und ergänzten Antragsunterlagen von vorn zu beginnen“.

Kritik an der Umweltprüfung

Bemängelt wird unter anderem, dass die Umweltprüfung fehlerhaft sei. Ferner sei fast gar nicht ermittelt worden, welche Belange in welcher Weise und Schwere betroffen seien. Dabei seien „extrem große Beeinträchtigungen“ zu erwarten, sagte Stefan Heß (Freie Wähler) im Namen des gesamten Ortschaftsrats. Beispielsweise seien Interessenskonflikte mit einer Bebauung in einem potenziellen neuen Wohngebiet programmiert. Auch die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen wäre in Gefahr oder gar nicht mehr möglich. Ganz zu schweigen von der Belastung der Anwohner, die steigen würde, wenn der Steinbruch tatsächlich näher an die Siedlung heranrückte.