Schwimmen ist wichtig für Kinder – darüber sind sich die Beteiligten einig. Foto: dpa/Patrick Pleul

Wünschenswert, aber derzeit nicht darstellbar, sagen die Beteiligten. Deshalb ruhen die Pläne für ein Becken im Bottwartal in der Schublade.

Bottwartal - Immer weniger Kinder können schwimmen – das zeigen Studien und das beklagen Experten. Corona hat die Situation nicht besser gemacht. Doch schon vor der Pandemie hatten Schulleiter und Eltern im Bottwartal Handlungsbedarf gesehen. Ihr Wunsch: Ein Lehrschwimmbecken, das gemeinsam genutzt wird – und zwar von den Grundschulen in Kleinbottwar, Höpfigheim, Großbottwar, Murr und Oberstenfeld sowie der Matern-Feuerbacher-Realschule und der Paul-Aldinger-Schule.

„Unser Problem ist es“, sagt Rüdiger Hezel, „dass die Hallenbäder Marbach und Beilstein durch ihre eigenen Schulen belegt sind und auch das Wellarium stark frequentiert ist“. Die Paul-Aldinger-Schule, deren Rektor er ist, fahre daher ihre Schüler in das Schwimmbad der Schule am Favoritepark nach Ludwigsburg. „Da bleibt viel Zeit auf der Strecke.“ Das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum in Kleinbottwar hat zudem Zeiten im Bad in Neckarweihingen. „Aber das reicht nicht, um allen Schülern ein ausreichendes Angebot zu machen.“

Kommunen könnten sich zusammenschließen

Eine Idee, die Abhilfe schaffen könnte, kam 2019 auf den Tisch. Die Kommunen, zu denen die Schulen gehören, sowie das Landratsamt Ludwigsburg, das der Träger der Paul-Aldinger-Schule ist, könnten sich zusammenschließen und ein Lehrschwimmbecken bauen und betreiben. Allerdings: „Wir haben nicht gerade offene Türen eingerannt“, erinnert sich Rüdiger Hezel.

Was er ein Stück weit nachvollziehen kann. „Klar, Bau und Unterhaltung eines solchen Beckens sind sehr teuer.“ Dennoch sei es schade. „Es wird überall lamentiert, dass Schüler nicht schwimmen können“, weiß der Rektor der Paul-Aldinger-Schule. „Der Bedarf ist definitiv da.“

Das bestätigt auch Mechthild Wittmer, Rektorin der Höpfigheimer Grundschule. Ihre Schüler können nur im Sommer zum Schwimmunterricht ins Wellarium. Selbst wenn das Wetter optimal ist „reden wir da über zehn, elf Wochen. Das reicht nicht.“ Auch sie hat bereits vor der Pandemie beobachtet, dass die Zahl der Nichtschwimmer steigt. Zwei Jahre gab es nun gar keinen Schwimmunterricht. „Ich befürchte, dass die Zahl nicht geringer geworden ist“, sagt die Rektorin. „Ein Lehrschwimmbecken wäre optimal.“ Für Mechthild Wittmer ist das Bemühen um ein solches momentan „unterbrochen, aber nicht aufgehoben“.

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Wann es weitergehen könnte, steht jedoch in den Sternen. „Grundsätzlich ist zu sagen, dass es wünschenswert wäre, ein weiteres Bad mit einem höhenverstellbarem Boden zu haben, da dieses einen optimalen Schwimmunterricht für unsere Schülerinnen und Schüler möglich macht und so mehr Schwimmzeiten angeboten werden könnten“, heißt es seitens des Landratsamtes. „Andererseits bringt ein Bad hohe Betriebskosten mit sich“, so die Einschränkung.

Zwar stehe „die Sinnhaftigkeit eines solchen Beckens außer Frage“, sagt der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter. Es sei dennoch momentan in der Urmenschstadt kein Thema. „Wir haben keine personellen und zeitlichen Kapazitäten, uns damit zu befassen.“ Vom Geld einmal ganz zu schweigen. Eine Perspektive aufzuzeigen, sei also schwierig. Wie viele andere Kommunen hatte die Urmenschstadt früher ein eigenes Lehrschwimmbecken. Es befindet sich unten in der Blankensteinhalle und „ist so marode, wie die ganze Halle“, sagt Winterhalter. Auch Pleidelsheim oder etwa Asperg haben ihre „Bäder“ für die Schulen inzwischen geschlossen.

Viele Bäder geschlossen

In der glücklichen Lage, noch ein Lehrschwimmbecken zu haben, ist Affalterbach. Direkt an der Apfelbachschule gelegen, nutzen es die Grundschüler und auch der TSV rege, wie der Bürgermeister Steffen Döttinger berichtet. „Aber das ist nicht für einen Nuller zu haben.“ So gab es immer wieder Rohrbrüche. „Wir stecken jetzt schon viel Geld rein und irgendwann geht es an eine Sanierung.“ Das Becken stammt aus den 1960er Jahren. „Wir hoffen und gehen davon aus, dass wir es weiter betreiben können“, sagt der Bürgermeister. Leisten könne man sich das aufgrund der Gewerbesteuereinnahmen. Döttinger: „Wir sind stolz auf unser Bädle.“