Die Schüler beschäftigen sich eine Woche lang mit Literatur. Foto: Werner Kuhnle

Die Kulturakademie der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg will junge Talente fördern.

Marbach - Sie kennen sich untereinander schon gut. Und auch das Literaturarchiv in Marbach ist nicht mehr fremd. Die 18 Teilnehmer der Schreibwerkstatt am Deutschen Literaturarchiv sind bereits zum zweiten Mal willkommene Gäste in der Schillerstadt. Denn die Kreativwochen der Kulturakademie Stiftung Kinderland Baden-Württemberg finden jeweils in der letzten Woche der Sommerferien und in den Faschingsferien statt. Im Marbacher Literaturbetrieb sind es die 13- bis 15-jährigen Mädchen und Jungen der Sparte Literatur, die zu einem gezielten Schreibtraining eingeladen sind. Andere Einrichtungen widmen sich jeweils an anderen Standorten auch der Bildenden Kunst, der Musik oder den Naturwissenschaften.

Die Schreibwerkstatt jedoch wird stets von zwei Schriftstellern betreut. In dieser Ferienwoche haben Nadja Küchenmeister und Gunther Geltinger die Aufgabe übernommen, das lernfreudige Schüler-Team während der fünf Kurstage zu trainieren und ihm zugleich essenzielles Wissen für das eigene Schreiben mitzugeben. Dafür ist eine konzentrierte Schreibatmosphäre wichtig.

„Prosa, Lyrik und das dramatische Erzählen werden wir schulen“, fächert Nadja Küchenmeister die Aufgaben auf. Aber auch das Hölderlin-Jubiläum sowie Paul Celan, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, sollen einfließen in das literarische Geschehen der Kreativwoche. Und eine Begegnung mit einem weiteren Kulturakademie-Schreibkurs, der aber im Stuttgarter Literaturhaus stattfindet, steht auf dem Programm.

„Für heute beauftragen wir die Kinder mit einem Prosatext, der mindestens zwei Personen auf eine Reise schickt“, verrät Küchenmeister, die Stichpunkte wie „Introspektion, Dialoge zwischen den Figuren, die in Interaktion treten, sowie die Wahrnehmung nennt, die dabei in den Fokus gebracht werden sollen. Und am Beispiel von Wilhelm Genazino soll den Kindern verdeutlicht werden, was es heißt, „Erinnerungen auszulagern und diese einer fiktiven Person zu schreiben“. Zu lernen, sich auf mannigfache Details der Erinnerung zu konzentrieren, will geübt sein. „Der Alltag ist wie ein Steinbruch, der jede Menge Material liefert“, fasst die Schriftstellerin zusammen.

„Alles, was die Welt liefert, kann Bestandteil von Literatur sein. Das muss gar nichts Außergewöhnliches an sich haben“, so Küchenmeister weiter. Und wie schafft man es nun, Begebenheiten, die an sich unscheinbar sind, zu einem Teil des Schreibstoffes zu machen? Das sollte den Teilnehmern mithilfe eines Spaziergangs vermittelt werden, bei dem es gilt, Sinneswahrnehmungen zu notieren. Gunther Geltinger hat dafür nicht nur einen Block ausgeteilt. Vorab hat er nachgehakt, wie die Kids sich im Alltag Notizen machen.

Vom Handy-Memo, über den eigenen Unterarm, Post-it-Klebezettel, die an der Wand hängen, bis hin zu Briefumschlägen oder Zetteln, die gerade herumliegen, wurde ein buntes Sammelsurium genannt, um wichtige Gedanken festzuhalten. „Ich habe manchmal ein richtiges Zettelchaos in meinem Mäppchen“ gestand Helen, die an diesem Tag 14 Jahre jung wurde. Nina hingegen fühlt sich „im Französischunterricht am meisten inspiriert“ und geht da ihren Gedanken für eine Kurzgeschichte gleich nach.