Yes-Lounge-Bar: Die Strip-Show wurde vorübergehend abgesagt. Foto: /Foto: Helmut Pangerl

Eine neue Bar an der Hauptstraße hatte eine Tänzerin gebucht. Das gefiel der Stadtverwaltung nicht.

Sachsenheim - Vor einigen Tagen poppte die Meldung bei Facebook auf: Das Yes-Lounge-Bistro an der Hauptstraße in Großsachsenheim locke mit dem lasziven Auftritt einer „wunderbaren Stripperin“. Schnell wurde die Affäre in den diversen Kanälen heiß diskutiert, mal freudig erregt, mal mit abstoßendem Drall. Einige Zeit danach aber das Update: Die Veranstaltung ward abgeblasen. Der Grund: Es liege keine Genehmigung vor. Die müsste es laut Stadt aber geben – vor allem, weil sich die Lokalität direkt gegenüber der Stadtkirche befinde.

Als „extrem heiße Stripperin (...) für Partys aller Art“ wird die Dame, die eigentlich hätte erscheinen sollen, auf der Seite einer Agentur beworben. Offensichtlich zu heiß für die 19 000-Einwohner-Kleinstadt. Das offenbart die Diskussion, die – ihrerseits wiederum selbst sehr feurig – über die Veranstaltung entbrannte und bis dato lodert. So dauerte es nicht lange, bis die Nachricht des erotischen Tanzes den Weg aus dem World Wide Web in die reale Welt – genauer gesagt zur Stadtverwaltung – führte. Die trat an die Veranstalter heran, welche die Party daraufhin absagten.

Die Veranstalter fanden in einem wütenden Statement – wiederum auf Facebook – dazu deutliche Worte, warfen denen, die sich offenbar bei der Stadt beschwert haben, Missgunst vor. Unter dem Post bei Facebook entbrannte erneut ein Duell der Befürworter und Gegner einer solchen Veranstaltung. Der Urheberin wurde das zu bunt, sie löschte die Nachricht. Doch damit ist die Geschichte noch nicht vorbei. Denn ein Nutzer wundert sich nun, wo der Post mit den schlüpfrigen Bildern hin ist – und in der Kommentarspalte züngelt das Diskussionsfeuer wieder, teilweise unter der Gürtellinie.

Die Stadt Sachsenheim indes gibt sich nüchtern: „Wir haben auf die Rechtslage hingewiesen, dass sie eine Genehmigung beantragen müssen. Daraufhin haben sie die Veranstaltung abgesagt“, sagt Bürgermeister Holger Albrich. Seine Sprecherin Nicole Raichle fügt gallig an: „Wir wollen das in der Innenstadt nicht haben – schon gar nicht gegenüber der Kirche.“

Die Inhaberin Esma Sönmez, die das Etablissement vom neuen Besitzer des Gebäudes gepachtet hat, sagt, sie habe die Veranstaltung ja bei der Stadt melden wollen. „Aber jemand war schneller als ich.“ Trotz der Ablehnung der Verwaltung möchte sie unverdrossen versuchen, die Show zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden zu lassen: „Jetzt will ich aber erst mal Gras über die Sache wachsen lassen. Das hat mich schon mitgenommen. Dann werde ich alles ganz offiziell beantragen.“

Die Idee sei im Übrigen von Gästen gekommen, die sich eine Bauchtänzerin gewünscht hatten. Die Inhaberin befand die Idee einer Stripperin aber verführerischer. Sie findet es nicht fair, dass ihre Show anders bewertet wird als weniger schlüpfrige Angebote nahe gelegener Lokale: „Die machen ständig Veranstaltungen, und da sagt niemand was.“

Seit der Eröffnung ist es nicht das erste Mal, dass über das Lokal diskutiert wird: Schon als bekannt wurde, wie das ehemalige Traditionslokal Hirsch künftig genutzt werden soll, hatte das Diskussionen losgetreten. Es gebe in Sachsenheim kaum noch rauchfreie Gaststätten. Stets müsse man zusätzlich das Gedaddel von Spielautomaten ertragen, erboste sich ein kritischer Kommentator. Die Betreiberin meint dazu nicht ganz uneigennützig: „Soll sich doch jeder sein Bild machen.“