Der Abschied von den Schülern und Kindergartenkindern ist Jana Bauer schwergefallen. Foto: Jana Bauer

Die Prevorsterin Jana Bauer hat in Kolumbien ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Ihr Abschlussbericht macht Mut, es ihr gleich zu tun.

Prevorst - Der letzte Monat meiner Freiwilligenarbeit in Kolumbien ging rasend schnell vorüber. Anfang Mai fingen im ganzen Land die Lehrer der öffentlichen Schulen an zu streiken. Sie klagen gegen die Unterbezahlung und die schlechten Arbeitsbedingungen. Jetzt haben wir Juli und der Sachverhalt ist noch immer nicht geklärt. So hatten die meisten Freiwilligen in den vergangenen Wochen nichts zu tun und waren sozusagen arbeitslos. Für mich war das allerdings nicht der Fall. Was im Endeffekt auch besser so war, da ich das Jahr ganz beenden und mich auch richtig von meinen Schülern verabschieden wollte.

In der Schule gab es zum Ende hin eine angenehme Wendung: Die Schüler gaben mir Feedback, das zu meiner Verwunderung viel positiver ausfiel, als ich es erwartet hatte. Sie waren dankbar für die Dinge, die sie mit und von mir gelernt haben. Ich glaube, dass sie das meiste davon auch nicht vergessen werden. Schon allein wegen der Tatsache, als Ausländerin in einen Teil Bogotas gekommen zu sein, in dem man nicht sehr viel von der Außenwelt oder von anderen Ländern und Kontinenten weiß und mitbekommt, fand ich dann doch die Rückmeldung sehr schön, dass sie ja gar nicht gewusst hätten, dass Europa überhaupt existiert und dass ich ihre Weltanschauung erweitert hätte.

Von den jüngeren Kindern der unteren Klassen haben sogar einige beim Abschied geweint – was auch mich zum Weinen gebracht hat.

Auch wenn ich es das ganze Jahr über nicht so wahrgenommen habe, sind die Kinder mir und ich ihnen sehr ans Herz gewachsen. Auch wenn es Höhen und Tiefen gab, werde ich sie alle sehr vermissen, und es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, hier herzukommen.

Im Kindergarten hingegen habe ich eine Woche länger gearbeitet, einfach nur weil ich hier nicht weg und so lange arbeiten wollte, wie es nur möglich war. In den letzten Wochen habe ich auch hier angefangen, den älteren Kindern ab fünf Jahren Englisch beizubringen, natürlich nur einfache Vokabeln mit Liedern wie „Old McDonald“ oder „Head, Shoulders, Knees and Toes“. Die Kinder haben davor noch nie etwas in einer anderen Sprache gehört. Sie waren alle begeistert. Jetzt sind sie stolz darauf, einige Wörter sagen zu können. Auch hier war der Abschied sehr traurig und es tat mir besonders weh, den Kindern „Tschüss“ zu sagen. Ein Trost ist, dass mein Aufenthalt nicht ohne Nutzen war.

Zum Abschluss meiner Zeit in Kolumbien habe ich noch einmal eine Reise unternommen. Ich bin in die kolumbianische Kaffeeregion gefahren, wo der angeblich beste Kaffee der Welt produziert wird. Dort habe ich unter anderem zwei Tage auf einer Farm gearbeitet und meinen eigenen Kaffee hergestellt. Anschließend war ich noch ein paar Wochen an der Atlantikküste am Strand und habe somit das Jahr gut ausklingen lassen.

Der Abschied von meiner kolumbianischen Familie war sehr emotional und ist mir persönlich schwergefallen. Ein ganzes Jahr ist eine lange Zeit, in der mir alle unglaublich ans Herz gewachsen sind.

In diesem Jahr habe ich unbestreitbar eine Menge erlebt. Ich habe den südlichsten Punkt Kolumbiens und den nördlichsten Südamerikas besucht. Ich habe mich ein Jahr lang in der riesigen Hauptstadt Bogota zurechtgefunden. Trotz meines ausländischen Aussehens und der ganzen Vorurteile ist mir nie etwas passiert. Ich bin über mich hinausgewachsen, habe viel gelernt und anderen einiges beigebracht. Ich habe Vorurteile hinter mir gelassen und neue Freunde gefunden.

Für mich war es die vollkommen richtige Entscheidung, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. Kolumbien als Land kann ich dabei nur weiterempfehlen.

Ich hoffe auch, dass ich durch die Erfahrungen, die ich gemacht habe, ein anderes Bild von Kolumbien vermitteln kann, da dieses Land einfach viel mehr zu bieten hat als Drogen und Gewalt, wie man es im Rest der Welt vermutet.