Eines nach dem anderen muss raus. Während des Umbaus finden die Gottesdienste im Gemeindehaus statt. Foto: Werner Kuhnle

Die evangelische Gemeinde räumt die Kirche leer. Die Sanierung kostet etwas über 500 000 Euro, doch nur etwa die Hälfte der Kosten wird vom Oberkirchenrat und dem Kirchenbezirk übernommen. Die restlichen Kosten trägt die Kirchengemeinde. Und die hat sich nun auf eine Wette mit Bürgermeister Ralf Trettner eingelassen.

Pleidelsheim - Der Umbau der der 700 Jahre alten Mauritiuskirche kann beginnen. Mit vielen ehrenamtlichen Helfern wird die Kirche derzeit leer geräumt. Kürzlich war Pfarrer Samuel Hartmann im Talar zu sehen gewesen, wie er den Umzug des Kruzifixes ins Gemeindehaus begleitete.

Die Sanierung der im 14. Jahrhundert erbauten Dorfkirche ist schon länger geplant. Denn im Innenraum hat sich in den vergangenen 60 Jahren kaum etwas verändert. Vieles soll erneuert werden: die Elektrik, die Lampen und die Lautsprecheranlage. Die Wände und die Kirchenbänke werden neu geweißelt und lackiert. Weiter in der Diskussion ist die Restauration der Emporenbrüstungsbilder. Die historische Holzdecke muss komplett erneuert werden. Wobei natürlich, wie immer bei Sanierungen historischer Gebäude, das Denkmalamt genau nachschaut, welcher Balken erhalten werden kann, und welcher eben nicht. Die Kassettendecke soll außerdem wieder weiß bemalt werden.

Etwas über 500 000 Euro soll die Sanierung kosten, die sich bis ins nächste Jahr hinziehen wird. Rund die Hälfte werden der Oberkirchenrat und der Kirchenbezirk finanzieren, der andere Teil wird von der Kirchengemeinde selbst aufgebracht. „Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder Rückstellungen gemacht“, berichtet Hartmann. „Wir sind aber sehr auf Spender angewiesen.“ Für 200 Euro kann sich ein Sponsor ein Bibelzitat als „Himmelswort“ aussuchen, das später an die erneuerte Kassettendecke geschrieben wird. „Wir freuen uns sehr über die Beteiligung“, sagt Hartmann. Es gehe nicht nur um das Geld, vielmehr freut den Pfarrer, „wie viele Leute auch inhaltlich dabei sind, das ist auch sehr wichtig“. So gebe es viele Ideen, die jetzt noch benötigten 65 000 Euro zu sammeln. „Beim Dorffest hat sich eine spannende Wette herausgestaltet“, so Hartmann. Bürgermeister Ralf Trettner wettet, dass die Gemeinde 333 Spender in 222 Tagen zu jeweils 111 Euro zusammenbringt. „Ich musste dagegenhalten, dass dies nicht klappt“, sagt Hartmann, der in diesem Fall aber ganz und gar nicht von seinem Glauben überzeugt ist. Sollte es nicht gelingen, bis 27. Januar die 36 963 Euro zusammenzubringen, muss Trettner Chili con carne kochen. „Das möchte ich den Pleidelsheimern ersparen, dass sie mein Chili essen müssen“, kündigte Trettner kürzlich in der Gemeinderatssitzung an Und auch Hartmann wäre es im Sinne der Kirchenrenovierung lieber, wenn er die Wette verlieren würde. „Ich müsste dann beweisen, dass ich besseres Chili kochen kann als der Bürgermeister.“ Zu essen gibt es also auf jeden Fall.

Die Gottesdienste werden während der Umbau-Zeit im evangelischen Gemeindehaus stattfinden. „Wir können uns aber auch vorstellen, auf Tour zu gehen“, kündigt Pfarrer Samuel Hartmann die Überlegungen an. Denkbar sind etwa die Nutzung der Pfarrscheuer, öffentliche Gottesdienste in der Weihnachtszeit auf den Dorfplätzen, per Videoübertragung von Wohnzimmer zu Wohnzimmer und auch die katholische Kirchengemeinde öffnet gerne ihre Türen für die Glaubensschwestern und –brüder.