Der Baggersee in Pleidelsheim Foto: Werner Kuhnle

Wenn zu viele Nährstoffe ins Wasser geraten, wachsen Algen und verbrauchen Sauerstoff.

Pleidelsheim - Dass in einem der beiden Hardtwaldseen derzeit wenig Wasser ist und die Rohrkolben kräftig wachsen, ist, anders als mancher Spaziergänger vielleicht schon gemutmaßt hat, nicht auf die anhaltende Dürre zurückzuführen. „Der Damm hatte eine kleine Undichtigkeit, und damit er entlastet wird und wir ihn reparieren können, haben wir Wasser aus dem See abgelassen“, erklärt Helmut Bruckelt, der Erste Vorsitzende des Fischerei- und Gewässerschutzvereins Steinheim im Gespräch mit unserer Zeitung. Inzwischen sei der Schaden aber behoben.

Insgesamt sei die Situation in den Gewässern in seinem Bezirk, zu denen auch der Wehrbachsee in Kleinbottwar gehört, trotz Hitze und Dürre noch gut, und man hoffe, mit einem blauen Auge davonzukommen. Trotzdem fehle es in den Fließgewässern „an der Wasserführung“. Als eine mögliche Ursache vermutet Bruckelt, dass in der Vergangenheit viele Feuchtgebiete entlang der Flüsse und Bäche durch Drainagen trockengelegt worden seien: „Ich habe zwar keine Daten, aber ich denke, dass sonst die Effekte der Trockenheit abgemildert worden wären.“

Dennoch: Durch die Hitze gebe es in warmen Gewässern weniger Sauerstoff. Und Forellen beispielsweise, die ausschließlich in fließendem Gewässer lebten, seien sehr anspruchsvoll in Sachen Sauerstoffversorgung. In den stehenden Gewässern liege die Temperatur des Oberflächenwassers derzeit bei 27 bis 28 Grad. „Die karpfenartigen Fische vertragen das zum Glück recht gut, auch der Hecht, aber viel darf nicht mehr kommen“, betont Helmut Bruckelt.

Ein Gewitter mit Platzregen allerdings sei auch nicht das, worauf man hoffe. Zum einen werde dadurch jede Menge Dreck reingeschwemmt, und wenn zu viele Nährstoffe ins Wasser gerieten, führe das zu vermehrtem Wachstum von Algen, die nur langsam abgebaut würden, wobei ebenfalls Sauerstoff verbraucht würde. Mindestens ebenso problematisch sei jedoch der Luftdruckabfall. „Dann kann der Schwefelwasserstoff, der ebenso wie Methangas im Schlamm sitzt, ausgasen.“ Während das Methangas unproblematisch für die Fische sei, sei Schwefelwasserstoff sehr toxisch. Sein Fazit: „Bislang haben wir kein Problem; hoffen wir, dass es so bleibt.“

Der Pleidelsheimer Baggersee im Wiesental, zusammen mit dem benachbarten Altneckar ein Naturschutzgebiet von europäischer Bedeutung, gehört zu den landeseigenen Naturschutzflächen, für die das Regierungspräsidium in Stuttgart zuständig ist. Derzeit ist der See, wie man nicht nur aus der Luft gut sehen kann, wegen des starken Wasserlinsenbewuchses komplett grün. Wie das Regierungspräsidium auf unsere Anfrage mitteilte, werde der See gerade im Rahmen eines Gutachtens intensiv untersucht, vor allem der Sauerstoffgehalt, der seit dem Frühjahr stark abgesunken sei. Das sei jedoch angesichts der Wetterlage nicht ganz ungewöhnlich: „Bei einem Flachgewässer wie dem Pleidelsheimer Baggersee treten niedrige Werte in warmen Sommern häufig auf“, teilt die Pressestelle mit. Die laufenden Untersuchungen hätten auch gezeigt, dass es, gemessen an der Größe des Sees, recht wenig Fische gebe. Man habe mehrfach versucht, den Sauerstoffgehalt des Sees zu erhöhen, indem man unter anderem gemeinsam mit engagierten Bürgern die Wasserlinsen entfernt habe, doch langfristig sei das nicht gelungen. Nun hofft man auf einen Maßnahmenkatalog aus dem Gutachten, das im Herbst dieses Jahres vorliegen soll.