Oftmals ein gewohntes Bild: Stau im Feierabendverkehr. Durch den zunehmenden Verkehr in Richtung Gewerbegebiet und die Engstelle an der Kreuzung reicht ein links abbiegender Lkw aus, um den restlichen Verkehr längere Zeit zu blockieren Foto: Werner Kuhnle

Der Rückstau auf der Neckarbrücke in Beihingen behindert Berufsverkehr, S-Bahn-Pendler und Schüler, die regelmäßig zu spät kommen.

Im Stau zu stehen ist im Großraum Stuttgart nichts Neues. Ärgerlich wird es dann, wenn regelmäßig Anschlüsse an die S-Bahn verpasst werden und Schüler nicht rechtzeitig zum Unterricht kommen, weil auch der Bus kaum vorankommt. Für die Höpfigheimer, Mundelsheimer und Pleidelsheimer Schüler ist das Nadelöhr in Beihingen der Knackpunkt.

Der Rückstau reicht teilweise weit zurück. Grund ist nicht nur die Verkehrsüberlastung, sondern die Engstelle im Kreuzungsbereich der Beihinger mit der Mundelsheimer Straße. Durch den zunehmenden Verkehr in Richtung Gewerbegebiet und die Engstelle an der Kreuzung reicht ein links abbiegender Lkw aus, um den restlichen Verkehr längere Zeit zu blockieren.

Die Verkehrssituation war kürzlich Thema im Pleidelsheimer Gemeinderat, als es um die Anhörung zum Bebauungsplan „Sanierung Beihingen“ der Stadt Freiberg am Neckar ging. Die Engstelle, so die Stellungnahme der Gemeinde Pleidelsheim, stelle „zusammen mit der noch nicht sanierten Neckarbrücke in seiner jetzigen Form ein Nadelöhr dar. Der Rückstau auf der Landestraße L1129 zieht sich in den verkehrsstarken Zeiten bis nach Pleidelsheim.“ Die Neckarbrücke müsse grundlegend saniert werden, so die Auskunft aus dem Regierungspräsidium Stuttgart (RP). „Für die Umsetzung der Maßnahme ist aber eine Vollsperrung erforderlich“, erläutert Referentin Sonja Hettich. Die Sanierung der Neckarbrücke könne deshalb – insbesondere aufgrund der Umleitungsführung – erst dann erfolgen, wenn die Ortsumfahrung Benningen für den Verkehr freigegeben ist, was nach derzeitigem Stand frühestens Ende 2021 der Fall sein wird.

Die 1947 errichtete Brücke sei „insgesamt in keinem guten Zustand“ und mit einer Fahrbahnbreite von fünf Metern für den Begegnungsverkehr des Schwerlastverkehrs zu schmal. Daher werde voraussichtlich ein neuer Überbau oder eine komplett neue Brücke notwendig sein.

Auch nach Sanierung der Brücke wird das Problem an der Kreuzung bestehen bleiben. Jetzt gebe es „letztmals die Chance, die derzeitige Situation zu verändern“, so die Pleidelsheimer Gemeinderäte. In ihrer Stellungnahme weist die Verwaltung darauf hin, dass keine verkehrsverbessernden Maßnahmen im Bebauungsplan dargestellt werden. „Die Gemeinde Pleidelsheim empfiehlt daher, im Planbereich Flächen für eine künftige Verbesserung des Kreuzungsbereiches vorzusehen. Insbesondere könnte durch einen besseren Verkehrsabfluss in diesem Bereich die Luftqualität an dieser Stelle deutlich verbessert werden. Im Übrigen weisen wir auch darauf hin, dass durch den Status Quo der Bustransfer der Schülerinnen und Schüler aus den Nachbarkommunen Steinheim-Höpfigheim, Mundelsheim und Pleidelsheim nicht sichergestellt ist.“

Die Ideen der Pleidelsheimer Gemeinderäte reichten von der Verbreiterung der Mundelsheimer Straße vor der Kreuzung, um vergrößerte Aufstellflächen an den Abbiegespuren zu ermöglichen, bis hin zu einem Kreisverkehr. Dies habe das Land aber schon geprüft und verworfen, schränkt der Erste Beigeordnete der Stadt Freiberg, Stefan Kegreiß, ein. „Es wären zu viele Zufahrten von Privatgrundstücken zu beachten, so dass ein Kreisverkehr an der Stelle nicht funktionieren würde.“ Ein Verkehrsgutachten aus dem Jahr 2014 habe ergeben, dass „ein Umbau beziehungsweise eine Ertüchtigung des Knotenpunkts nur zu leichten Verbesserungen der Verkehrssituation führen würde“, teilt das RP hierzu mit. Dass die Stadt Freiberg kein Interesse an einer Verbesserung der Verkehrssituation habe, wie einige Pleidelsheimer Gemeinderäte behaupteten, weist Kegreiß zurück, wenn er auch zugibt, dass man „nicht noch mehr Ausweichverkehr von der Autobahn“ wolle. Man habe im Interkommunalen Verkehrskonzept in Abstimmung mit der Nachbarkommune die so genannte „Schwörer-Trasse“ ausgewiesen, die allerdings einen Neubau einer Brücke durch das geschützte FFH-Gebiet erfordern würde. „Die Pläne wurden von der Landesregierung eingestellt, das wäre aber eine Lösung, die funktionieren würde.“ Die Stadt Freiberg führt die Planungen insofern weiter, dass man für den Bau notwendige Grundstücke erworben habe.

In einer Pressemitteilung bezeichnet der SPD-Ortsverein in Pleidelsheim die Verkehrssituation als „für Schüler und Pendler eine Katastrophe“. „Viele Schüler kommen zu spät in den Unterricht oder verpassen gar die S-Bahn nach Marbach oder Ludwigsburg. Die Pendler und Schüler werden gezwungen einen Bus früher zu fahren, damit sie die S-Bahn oder den Folgebus in Freiberg erreichen können“, schreibt der Ortsvereinsvorsitzende Daniel Haas. Die Pleidelsheimer SPD fordert die Freiberger Stadtverwaltung auf, „der mangelhaften Verkehrssituation entgegenzuwirken“. Außerdem führe man Gespräche mit Verantwortlichen des Verkehrsverbunds Stuttgart, um eine „zukunftsweisende Lösung“ zu erarbeiten. Nach dem ersten Gespräch könne er sagen, so Haas, „dass dem VVS das Problem bekannt ist, sie verfolgen das Thema und würden es wünschenswert finden, wenn hier schnell eine Lösung zustande kommen würde“.