Die Absperrungen an der Großbottwarer Straße werden abgebaut. Foto: Werner Kuhnle

Die Großbottwarer Straße ist die Lebensader der Oberstenfelder Ortsmitte. Auf ihr kann der Verkehr jetzt wieder fließen, die Sperrung ist aufgehoben.

Oberstenfeld - Die Großbottwarer Straße ist seit Dienstagnachmittag wieder durchgängig befahrbar – zunächst noch mit einer Umleitung über die Mühlgasse, später ganz. In Oberstenfeld sorgt diese Nachricht vor allem bei den Geschäftsleuten für großes Aufatmen. Schließlich war die Ortsmitte seit Mitte Juli nur einseitig befahrbar. Baugruben und Bagger stellten für viele Kunden auch ein starkes psychologisches Hindernis dar.

Einen deutlichen Umsatzrückgang beklagt etwa die Drogerie Brettschneider. „Wir haben echt Federn gelassen und müssen kämpfen, damit wir weitermachen können“, sagt die Inhaberin Sabine Garbe. Die Großbottwarer Straße sei für die Läden im Ort die Lebensader. „Uns haben die Kunden gefehlt, die sonst immer zehn Minuten parken und auch in den Lebensmittelmarkt oder in die Apotheke am Kelterplatz springen“, erzählt Sabine Garbe. Der Verwaltung macht sie keinen Vorwurf: „Die haben sich immer um uns bemüht und gefragt, wie sie helfen können.“ Allein, die Kulisse habe viele Kunden abgeschreckt: „Sobald die Leute eine Baustelle sehen, drehen sie ab.“

Auch andere Geschäftsleute mussten Einbußen hinnehmen, berichtet Mike Naegele, Vorsitzender des Bundes der Selbständigen (BdS) in Oberstenfeld. „Viele sind genervt, dass es doch so lange gedauert hat“, erzählt er. Auch wenn es nie so ausgesprochen wurde, hätten viele gehofft, dass es bis zum Offenen Oberstenfeld im Oktober reichen würde. Aber mit zunehmender Dauer hätten sich wohl auch auswärtige Stammkunden immer stärker zurückgezogen. „Mir haben Beilsteiner gesagt, dass sie dann doch lieber in ihrem Rewe einkaufen, als in unsere lebendige Ortsmitte zu kommen.“ Die Verwaltung sei bemüht gewesen, aber habe wohl die Baustelle doch nicht so ganz im Griff gehabt, meint Naegele, der einräumt, dass es bei solchen Großprojekten immer wieder zu unerfreulichen Entwicklungen kommen kann. „Letztlich muss man diese Sanierung machen – danach wird es ja auch wieder schöner im Ort.“

Tatsächlich gab es Unvorhergesehenes, berichtet der Bürgermeister Markus Kleemann. So habe ein bisher unentdeckter alter Kanal zum Stift saniert werden müssen, was laut Bauamt eine Woche gekostet habe. Bei der Fertigstellung des Keltermarkts sei eine Woche lang kein Bauarbeiter tätig gewesen, in der Woche danach dagegen eine Baukolonne mit der doppelten Zahl. „Am Ende sind wir aber eine Woche früher als geplant mit dem neuen Straßenbelag fertig geworden – das ist gut.“ Kleemann äußerte sein Verständnis dafür, dass die Geschäftsleute über ihre starken Umsatzeinbußen alles andere als erfreut sind. Jetzt könne immerhin der Verkehr wieder fließen – auch wenn es noch einige Monate dauern werde, bis die Parkplätze an der Mühlgasse fertiggestellt seien. Laut Bauamt werden erst die Stellplätze am Stiftskeller gebaut. Nach den Weihnachtsferien beginne man mit dem Umbau der Parkplätze an der Ecke Großbottwarer Straße/Mühlgasse. Das werde zwei bis drei Monate Bauzeit in Anspruch nehmen.

Im Detail habe es viele Probleme zu lösen gegeben, erklärt Hans-Dieter Helber, stellvertretender Bauamtsleiter in Oberstenfeld. Nicht nur der Kanal zum Stift, auch einige Schmutzbakterien in einer noch nicht angeschlossenen Zuleitung an der Baustelle hätten die Verantwortlichen auf Trab gehalten. Auch seien zahlreiche Leitungen verlegt worden, unter anderem für eine Ampelanlage und eine E-Tankstelle. Zudem kosteten Syna-Stromerdkabel und Leerrohre für schnelles Internet Zeit. „Wir haben hier einiges für die Zukunft getan“, sagt Hans-Dieter Helber und lobt die Zusammenarbeit mit dem Bauunternehmen Lukas Gläser aus Aspach. Gerade für das Offene Oberstenfeld und den Weihnachtsmarkt habe man Vereinbarungen treffen können, um die Zufahrt und die Verkehrssicherheit zu ermöglichen. Er habe beim Management der Großbaustelle immer wieder flexibel reagieren müssen. Finanziell deutet laut Helber nichts darauf hin, dass der Kostenrahmen von 679 000 Euro für die Baufirma im dritten Bauabschnitt überschritten werden könnte.