Oleg Gridnev hat das Jugendorchester bestens im Griff gehabt. Foto: avanti

Bei „Musik ist Trumpf“ im Bürgerhaus erreicht Harmonika-Verein Großbottwar-Oberstenfeld hohes Niveau.

Oberstenfeld - Die Bühne gleicht vor Beginn einem Profi-Studio: Notenpulte nebst Instrumenten in professioneller Ausrichtung – startklar. Die Akteure können ohne Umschweife loslegen. Schon die Racker mit den Kleinsten wissen, wo’s lang geht. So ganz nebenbei wird klar, wie die Ordnung funktioniert: Die Riemen der Instrumente griffbereit, aber geschlossen bis zur Ankunft der Dirigentin – daran ändert selbst ein unbedachtes Wort des obersten musikalischen Leiters in seiner Rolle als Moderator nichts. Ordnung bleibt Ordnung – und das bedeutet: Pünktlicher Beginn und ebenso pünktliches Ende. Absolut wohltuend für die Besucher.

Nach kurzem Grußwort des Vorsitzenden Wolfgang Matt übernimmt der musikalische Chef im Ring, Günther Stoll, als Moderator unterhaltsam plaudernd die Regie. Das Jugendorchester unter Oleg Gridnev beginnt die Musikfolge und lässt aufhorchen mit einem von Gridnev arrangierten Titel. Dem Stück „Lisa“ folgen zwei Abba-Stücke („I do, I do“ und „Waterloo“), mit viel Gefühl dargeboten. Dann eine Überraschung und ein erster Höhepunkt: Michael Fischer beweist als Solist mit einer Clementi-Sonatine sein Können. Er spielt trotz seiner Jugend enorm einfühlsam und technisch absolut sicher.

Wie Oleg Gridnev mit dem Jugendorchester zeigt auch Susane Winkler mit den Rackern und dem Schülerorchester, dass sich die Schützlinge bei ihr in besten Händen befinden. Die jüngsten Nachwuchs-„Racker“ spielen – die Beine zum Teil nicht auf den Boden reichend – keck und munter und ebenso sicher Ton für Ton und lassen „Das muntere Mäuslein“ sowie „Bajazzo und der Clown“ erklingen – einfühlsam und fehlerlos. Das Schülerorchester agiert schon sehr gekonnt bei Gottfried Hummels „Happy Junior’s Apres-Sky-Party“, mit dem „Schneewalzer“ und dem „Zillertaler Hochzeitsmarsch“.

Das Freizeitorchester präsentierte sich unter seinem Dirigenten Oleg Gridnev als durch und durch disziplinierter Klangkörper. Die Freizeit-Akkordeonisten zeigten sich ebenso firm im jazz-orientierten Sound wie im Rock- oder im Bereich des französischen Chansons. Mit „Lullaby of Birdland“, einem Jazz-Standard aus der Feder des Pianisten George Shearing als Hommage an die legendäre New Yorker Jazzband Birdland und arrangiert von Oleg Gridnev, zeigten sich die Akkordeonisten jazzerfahren. Unter dem Titel „Sous le ciel de Paris“ brillierten sie im Chanson-Stil und mit dem Jailhouse-Rock ebenso firm in der Rockmusik.

Auch beim Block des 1. Orchesters übernahm Günther Stoll die Moderation, der das Orchester glänzend durch die verschiedenen Stilrichtungen führte. Unverkennbar der Sound von Benny Goodman bei „Don’t be that way“. Von den Musikern hervorragend interpretiert „Mercy, Mercy, Mercy“ von Josef Zawinul. Ganz große Klasse die Auszüge aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ mit „Tonight“ und „Maria“ und dem großartigen America-Song, der noch lange in den Ohren nachklang. „N’oubliez jamais“, der Song von Joe Cocker mit den bohrenden, nachdenklich stimmenden Fragen „Papa, warum . . .“, lässt nicht mehr los bei der Musik von Jim Cregan, und schließlich „Tom Jones Greatest Hits“ wie „Delilah“ und „Help yourself“ und abschließend „L.O.V.E.“ von Bert Kaempfert begeisterten die Besucher bei „Musik ist Trumpf“ – wieder ein kaum vergesslicher Abend des HVG, mit leichter Hand serviert und neugierig machend auf das nächste Mal. „Fortsetzung folgt“ mit bereits festliegenden Daten am 5. Mai und und am 22. Dezember nächsten Jahres.