Fröhliches Narrentreffen im Bahnhöfle – mit Ehrung und Taufe. Foto: avanti

Die Schlehbeucher haben sich am Samstag im Bahnhöfle auf die Fasnet eingestimmt.

Oberstenfeld - Dr‘ Rätschekrach macht uns Narra endlich wach“, steht es auf der runden Holzscheibe geschrieben, die die Mitglieder der Bottwartäler Schlehbeucher um den Hals tragen. Sie gleicht einem Fassboden, auf dem jeweils eine Wengerträtsche in Miniaturausgabe angebracht ist. Am Samstag, dem Heiligendreikönigstag, haben sich die Schlehbeucher in kleiner Runde im Bahnhöfle Oberstenfeld auf die Fasnet 2018 eingestimmt. Teil davon ist das Aufwecken des Schlehbeuch gewesen, einer kleinen Version der Maske aus Lindenholz, die die Bottwartäler Schlehbeucher auszeichnet.

Deren Geschichte reicht weit in die Geschichte des Bottwartals zurück. „Schlehbeicha“, das ist ein Dialektwort, was soviel bedeutet wie luftschnappen, erklärt Günther Krautter. Seine Frau Inge fügt hinzu: „Der Schlehbeuch wird beim Heringsessen am Aschermittwoch schlafen gelegt, und wir wecken ihn am 6. Januar wieder“.

Endlich ist es soweit, das traditionelle Maskenstauben steht an. Sechs Maskenträger betreten den Raum und werden „abgestaubt“, ihre Masken mit einem Tuch poliert. Schade nur, dass keine Zuschauer gekommen sind, denn die „Häs“, die Masken und das Geschell, sind sehenswert. „Bringet Freud’ und Leut’ zum Lachen“, verkündet Inge Krautter in ihrer Funktion als 2. Vorsitzende des Vereins. Bevor steht die Ehrung von Zunftmeister Günther Krautter, seit 18 Jahren Vorstand. Den Tränen nahe ist er, als Daniel Arnold, 28, Vorsitzender des 1. Fasnetsvereins Steinheim, ihm den großen Verdienstorden verleiht. Günther Krautter blickt zurück auf 18 Jahre, die er „unter der Maske gelaufen“ ist.

Üblich ist es, ein Jahr „auf Probe“ Mitglied zu sein, dann ist man „reif“ für die Narrentaufe. Erst danach ist man zum Maskentragen berechtigt. In diesem Jahr unterzieht sich Peter Jockwig, Jahrgang 1960, der Taufe. Für Außenstehende wirkt es befremdlich, wenn eine Klobürste exakt elf Mal, so die Narrenzahl, in eine gelbliche Flüssigkeit getunkt wird, mit der der Täufling bewässert wird. „Aus dem Altersheim“, lacht Inge Krautter, und die Schlehbeucher brüllen vor Lachen. Damit noch nicht genug, denn ein Narr soll schließlich auch etwas „auf dem Kasten haben“ – Peter Jockwig beantwortet Fragen, zur Entstehungsgeschichte, zu Bräuchen und ihrer Absicht.

Warum die Maske eine rote Nase und Bäckchen zeige, stellt Inge Krautter den angehenden Narr auf die Probe. Dieser weiß Bescheid über die „Viertelesschlotzer im Bottwartal“, und betet eine ausführliche Antwort herunter. „14 Tage habe ich mich darauf vorbereitet, im Internet zusätzlich eingelesen“, erzählt Jockwig, der gebürtig aus dem Rheinland stammt. Seit fünf Jahren lebt er in Oberstenfeld und hat in eine in der Fasnet aktive Familie eingeheiratet. Zum Abschluss muss er sich noch einen Narrentrunk zuführen, sein verzogenes Gesicht lässt auf einen unangenehmen Geschmack schließen. Günther Krautter verrät nicht was, aber dass „fiese Gewürze drin“ sind. „Schleh-beuch!“, auf eine glückselige Fasnetszeit!