Der Kulturverein Oberes Bottwartal hat zum Poetry Slam in den Stiftskeller geladen.
Oberstenfeld - Zum zweiten Mal stellten sich am Samstagabend junge Autoren der „Dichterschlacht“ in Oberstenfeld. Der Poetry Slam wurde von Hanz moderiert und sowohl durch Profis wie auch mit blutigen Anfängern zum quirlig bunten Erlebnis. Über den mit rund 140 Gästen voll besetzten Stiftskeller freute sich der Organisator Kulturverein Oberes Bottwartal.
Eins ist klar und eine ungeschriebene Regel für das Publikum, nur so rumsitzen und brav Applaudieren geht nicht beim Poetry Slam. Farbe bekennen muss man zu dem, was sich auf der Bühne abspielt. Moderator Hanz weiß, wovon er spricht. 2008 bestritt er seinen ersten Poetry Slam und ist seither sowohl als Slam Poet, wie auch als Moderator und Organisator des Genres hauptsächlich im süddeutschen Raum aktiv unterwegs. Einige Bottwartäler Schüler profitierten von seinem Erfahrungsschatz während eines zweitägigen Workshops in Oberstenfeld.
Vier mutige wagen nun ihren ersten Auftritt im Gewölbekeller. Sie kennen die Regeln schon, die Hanz dem bunt gemischten Publikum zuvor erklärt: „Die Texte müssen selbst verfasst sein und innerhalb von maximal sechs Minuten vorgetragen werden.“ Außerdem dürften die Autoren keine Requisiten verwenden, so Hanz. „U-Boot“, hallt es aus der Hörerschaft, nach der Duldung eines Requisits für den Abend.
Nein, das Reglement wird nicht bierernst genommen und ja, die Gäste müssen mitwirken. Die Euphorie des Applauses für die Beiträge würde am Ende einen Sieger erwirken, erklärt Hanz eine weitere Vorgabe für den Abend. Und für den Preis wählt man zwei Mädchen aus dem Publikum, die eine interaktive Karte bemalen sollen. Inzwischen läuft die Show. Zum Auftakt tritt Schülerin Janina aufs Podest. In „Volles Risiko“ stellt sie die Frage, ob man Träume leben soll. Selina enttarnt danach den Mathematikunterricht als ihren „schlechtesten besten Freund“. Fantasievoll witzig begrüßt Inke das Publikum als Mitarbeiter der Firma Münchhausen. Und als letzter der Schülerrunde bedient sich Jan im „Club der toten Dichter“ bei den ganz großen Vorbildern. Die kreativen Beiträge werden herzhaft beklatscht, bleiben aber außer Konkurrenz.
Fünf „Profis“ aus vier Bundesländern und einer aus Österreich müssen sich anschließend einer Bewertung ihrer Zuhörer stellen. Der Facettenreichtum der Künstler mit äußerst originellen Beiträgen lässt einen Vergleich nicht wirklich zu. Jeder Beitrag erntet darum viel Begeisterung. Teresa Reichel aus Regensburg performed witzig eine sadistische Traummischerin und den Märchenfrosch mit Sadomaso-Ambitionen. Leticia aus Marburg erklärt einen Veganer im „Metzgerlehrling“ und lässt im „Antiliebesgedicht“ das Publikum mitmischen. Als Blitzredner begeistert Jonas Scheiner aus Wien mit ironischem Selbstmitleid und Absurdem aus dem Internet. Noah Klaus (Berlin) und Friedrich Herrmann (Jena) liefern sich ein „Kopf-an-Kopf-Rennen“ als Favoriten. Noah zelebriert bissig politische Texte zuerst mit dem Brief eines Afrikaners „Liebe westliche Welt . . .“ über fragliche Ökonomie. Auch sein „europäischer Frühling“ nimmt mit einer Parallelwelt köstlich das Zeitgeschehen aufs Korn. Friedrich fungiert mit seinen „Tagträumen“ als Trennungshilfe. Einen weiteren Klamauk führt er im Vater-Sohn-Zwiegespräch über Liebe auf. Spaßig philosophisch gestaltete er den letzten Text, „Das erste Mal“. Damit schnappt er sich das Quäntchen Mehrapplaus und somit den Siegertitel.