Die Einrichtung in Murr zieht Kinder und Jugendliche an.Vorfälle an Skateranlage sind im Gemeinderat diskutiert worden.
Murr - Aufregende Zeiten liegen hinter dem Team des neuen Murrer Jugendhauses. Erst sorgte die Corona-Pandemie bis Juni für geschlossene Türen, dann wechselte mitten im Jahr die Leitung und schließlich sorgte der Sommer für einen regelrechten Boom rund um das Haus. Genau davon hatten die Jugendsozialarbeiter geträumt. Doch mit dem starken Andrang an der Skateranlage waren auch Probleme mit einzelnen Jugendlichen dort verbunden, die wohl über die Stränge schlugen, was auch im Jugendhaus zu Vorfällen und klärenden Gesprächen führte.
Die Vorfälle an der Skaterbahn brachte Marcus Leibbrandt von den Freien Wählern in der jüngsten Ratssitzung zur Sprache, als es um das Jugendhaus ging. Er erwähnte eine Mädchen-Gang, die Handys geklaut und mit Messern hantiert habe. Außerdem seien Autofahrer vor dem Jugendhaus mit Kastanien beworfen worden. Die Leiterin Cordula Kraft bestätigte, es gebe ein hohes Konfliktpotenzial. Die Skateranlage gehöre jedoch nicht zum Jugendhaus. „Wir können nicht überall alles beaufsichtigen.“ Sie habe die Mädchen öfter beiseite genommen.
Der Bürgermeister Torsten Bartzsch nahm das Jugendhaus-Team in Schutz. „Die Situation ist vergleichbar mit der am Kirchplatz beim alten Jugendhaus.“ Dort hätten auch Jugendliche Schäden verursacht, von denen aber viele oft gar nicht das Jugendhaus besuchten. Bartzsch warnte vor Pauschalurteilen über das Jugendhaus und deren Gäste. Der Polizei in Marbach seien nur drei Mädchen bekannt, die an der Skateranlage aufsässig waren, teilte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg mit. Gegen sie läge aber nichts vor. Aus dem Jugendhaus seien hingegen zwei Anzeigen wegen einer Sachbeschädigung eingegangen. Offenbar war ein Schriftzug mit einem Feuerzeug an der Holzfassade angebracht worden.
Zur Sprache gekommen war die Entwicklung der Jugendsozialarbeit beim Bericht der Leiterin Cordula Kraft am Dienstag in der öffentlichen Sitzung des Murrer Gemeinderats. Als erfreulich schilderte sie die sehr hohe Besucherfrequenz mit bis zu 50 Kindern im Sommer. Im Durchschnitt kommen rund 27 Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen seien zwischen zehn und 15 Jahren. „Es hat einen Generationenwechsel gegeben“, sagte Kraft, die auf 351 verschiedene Gäste bei 2749 Einzelbesuchen blickt. Dabei habe es im Gegensatz zu früher auch relativ viele Mädchen mit einem Anteil von 28 Prozent gegeben. Dass darunter auch einige Nicht-Murrer waren, sei normal, da die Jugendlichen in Schulen in anderen Orten gingen und Freunde aus Orten wie Benningen oder Steinheim mit ins Jugendhaus brachten.
Aus dem Bericht von Cordula Kraft ging hervor, dass das neue für 2,5 Millionen Euro errichtete Jugendhaus ganz neue Möglichkeiten eröffnet, mit den Kindern und Jugendlichen pädagogisch zu arbeiten. Bei einem Tanzworkshop habe sich die Referentin Maresa Urban ganz begeistert gezeigt, dass niemand ausgelacht wurde, auch wenn er schräg getanzt hatte und dass die Teilnehmer sehr sozial miteinander umgingen, erzählte Kraft.
Gut sei auch die Werkstatt angekommen, wo die Teenager lernten, wie sie ihre Fahrräder reparieren. Die Corona-Zeit habe eine große Verunsicherung mit sich gebracht. „Wir mussten viel auffangen“, erzählte Kraft. Es gebe auch Kinder ohne PC und Eltern, die im Homeschooling helfen könnten. Die Suche nach einem Ausbildungsplatz gestalte sich schwierig. „Einige Jugendliche sind monatelang nicht zur Schule gegangen, hatten viel zu viel frei und haben sich negativ verändert“, sagte die Leiterin zu den Folgen des Lockdowns.