Jogger begegnen ungern Hunden, die nicht angeleint sind. Foto: Archiv (avanti)

Der SPD-Rat Said Benali sieht Passanten Risiken ausgesetzt. Mutter wurde vor zwei Wochen angefallen.

Murr - Freilaufende Hunde lösen bei Said Benali ein ungutes Gefühl aus, wenn er im Außenbereich joggt. Der Murrer SPD-Gemeinderat erzählte in der Sitzung am Dienstag außerdem davon, dass seine Mutter vor zwei Wochen angefallen wurde. „Auch ich will nicht von jedem Hund angegangen werden“, sagte Benali – und forderte innerorts eine Leinenpflicht, ein persönliches Anschreiben an die etwa 300 Hundehalter im Ort sowie Anzeigen im Mitteilungsblatt.

Der Bürgermeister Torsten Bartzsch wies darauf hin, dass der Umgang mit Hunden in jeder Gemeinde Thema sei. Es seien aber nur ein paar schwarze Schafe unter den Haltern, die unbelehrbar seien und den Ruf aller schädigten. „Ich wage zu bezweifeln, ob das unser Wunsch ist, alle über einen Kamm zu scheren.“

Anders als in vielen anderen Kommunen – wie etwa auch in Marbach und Steinheim – gibt es in Murr keinen innerörtlichen Leinenzwang. Die Satzung sieht sinngemäß vor, dass ein Hund von einer Person begleitet werden muss, die das Tier jederzeit unter Kontrolle hält. Dies gilt innerorts wie auch in der freien Gemarkung.

Die Satzung der Gemeinde Murr sei schon älter, erklärte die Hauptamtsleiterin Brigitte Keller auf Nachfrage. Die Gemeinde gehe davon aus, dass die meisten Hundehalter ihre Tiere im Griff haben. Die Verwaltung reagiere umgehend, wenn Übergriffe oder Bisse gemeldet werden – notfalls mit Maulkorbzwang. Pro Jahr würden ein bis zwei Vorfälle gemeldet.

Von einer hohen Dunkelziffer geht der Steinheimer Ordnungsamtsleiter Rolf Englert bei Hundeangriffen aus. „Uns werden drei bis vier Attacken gemeldet.“ Hundehalter hätten eine sehr intensive Beziehung zu ihrem Tier und gingen davon aus, es wolle nur spielen. „Dagegen empfinden es viele Passanten als unangenehm, wenn ein Hund nur auf sie zuläuft, schnuppert und vielleicht noch die Hand abschleckt.“ Den Passanten rät Englert, den Halter sofort zu bitten, das Tier anzuleinen, wenn man sich unwohl fühle.

Einen kompletten Leinenzwang hält Englert für nicht durchsetzbar. Es müsse außerorts Zonen zum Austoben geben. „Aber besonders Besitzer von großen Hunden sollten bei der Aufsicht auch besonders verantwortungsvoll sein.“ Englert bescheinigt dem Gros der Tierhalter das richtige Fingerspitzengefühl. „Es nötigt mir auch Respekt ab, wenn ich sehe, wie viele Hundehalter sich daran beteiligen, die Behälter für Kotbeutel nachzufüllen.“

Die Moral im Außenbereich lasse nur in Einzelfällen zu wünschen übrig, sagt der Marbacher Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. „Es gibt tatsächlich Leute, die denken, sie könnten ihren Hund dort einfach laufen lassen.“ Ein verantwortungsvoller Halter müsse wissen, wann er seinen Hund zu sich nehmen muss. Seiberling schätzt die Zahl an Attacken auf etwa zehn im Jahr.